Namibia: "Auf den Schultern von Riesen" | Afrika | DW | 11.06.2015
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Afrika

Namibia: "Auf den Schultern von Riesen"

Messbarer Erfolg nach zwei Jahren: Das DW Akademie Projekt "Community Voices" für Bürgerradios in Namibia zieht weite Kreise. Ein Teilnehmer ist jetzt sogar preisgekrönt.

Namibia DW Akademie 2015 Community Voices

Viel gelernt und erfolgreich umgesetzt: Teilnehmer des Projekts "Community Voices" mit Michael Tecklenburg, Leiter Afrika der DW Akademie (5.v.r.)

Niemand hat es kommen sehen. Als der Moderator den Umschlag öffnet, um den Gewinner in der Kategorie "Entertainment Journalist" zu verkünden, rechnen eine ganze Reihe schick gekleideter Radiomoderatoren bei den Namibian Annual Music Awards (NAMA) damit, ihren eigenen Namen zu hören. Stattdessen: Verblüffte Gesichter, als das Geheimnis gelüftet wird: Der Gewinner ist… "Gospert Kaffer von Kharas FM aus Keetmanshoop".

"Gospert wer?", fragten sich nicht wenige im Publikum. Namibias größte Tageszeitung "The Namibian" beschrieb die Juryentscheidung als Riesenüberraschung – Kaffer, ein unbekannter Lokalradiomoderator, gewinnt im Rennen gegen die landesweit bekanntesten und populärsten Stars der Szene. Als Gospert Kaffer, genannt Gozzy, sich von seinem Stuhl erhebt, kann er es kaum glauben. "Unfassbar! Der kleine Radiosender Kharas FM sendet in einem Radius von gerade einmal 40 Kilometer, und nun stehen wir auf einer Ebene mit den nationalen Sendern", berichtet er später. "Ich war wirklich stolz. Ich sagte zu mir: Du hast es geschafft! Jetzt stehst du auf den Schultern von Riesen!"

Dialog über Demokratie und Menschenrechte

Namibia DW Akademie 2015 Community Voices

Stolz, sich mit den Bekanntesten der Szene messen zu können: Radiomoderator Gospert Kaffer

Diese Worte von Gospert Kaffer haben eine ganz besondere Bedeutung für die Beraterin Eva Georgia aus Südafrika, die Trainingseinheiten für das Projekt "Community Voices" der DW Akademie in Namibia leitete. Sie war es, die Kaffer und zehn weitere Mitarbeiter verschiedener Community Radios über zwölf Monate in journalistischen Techniken trainierte, begleitete und sie immer wieder motivierte - eben mit diesen Worten: "Ihr werdet es schaffen! Eines Tages werdet ihr auf den Schultern von Riesen stehen!"

Zusammen mit der namibischen Menschenrechtsorganisation NamRights lancierte die DW Akademie im November 2013 das Projekt "Community Voices", das umfangreiche Training- und Beratungsmaßnahmen für fünf Bürgerradios aus fünf namibischen Provinzen umfasste. Gefördert wurde das Projekt von der Delegation der Europäischen Union in Namibia und durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Mitunter wurden ehrenamtliche Mitarbeiter der Radiosender in vier Trainingsworkshops und acht In-house Trainings geschult. Ziel des Projekts war unter anderem die Förderung von demokratischem Dialog und Bürgerbeteiligung, insbesondere im Vorfeld der Präsidentschaft- und Parlamentswahlen im November 2014. Außerdem sollten auch Menschenrechtsthemen sichtbarer gemacht werden.

Neues, umfassendes Radioprogramm

Ende Juni 2015 endet das zweijährige Projekt - eine externe Studie wurde jüngst durchgeführt, um die Wirkung von Community Voices zu evaluieren. Dazu wurden Bürger der fünf namibischen Provinzen befragt - die Erhebungen wurden dann mit einer Grundlagenstudie verglichen, die ein Jahr zuvor durchgeführt wurde. Das Ergebnis: Das Bewusstsein über Menschenrechte ist bei den Befragten um zwei Prozent gestiegen, das Bewusstsein über politische Rechte wie zum Beispiel das Recht auf Gründung einer politischen Partei ist um sechs Prozent angestiegen. Darüber hinaus kann die Organisation NamRights einen großen Erfolg verzeichnen: Ihre Bekanntheit ist von 47 auf 66 Prozent gestiegen.

Die fünf Bürgerradios im Projekt – Kharas FM (Keetmanshoop), Ohangwena Community Radio (Eenhana), Live FM (Rehoboth), Base FM (Katutura) sowie der neue Sender Omaheke Radio (Gobabis), der sich gerade um eine Lizenz bewirbt, - verfügen jetzt über neue Programmsparten für Dialog und Diskussion. Im Vorfeld der Wahlen produzierten die Trainingsteilnehmer Beiträge über Menschenrechts- und Wahlthemen in einer bis dahin nicht dagewesenen Quantität: Insgesamt 26 Diskussionsprogramme und 114 Berichte rund um die Wahl entstanden im Rahmen von "Community Voices".

"Noch nie zuvor waren Hörer auf der lokalen Ebene so gut über politische Entwicklungen und Menschenrechte informiert", sagt Dani Leese, DW Akademie- Projektmanagerin für "Community Voices". "Die Berichterstattung rund um die Wahlen war perfekt", gab ein Hörer aus der Khomas Region bei der Umfrage an. Eine Rückmeldung, die exemplarisch ist für die positiven Ergebnisse der Studie.


Gut informiert über politische Entwicklungen

Als Projektpartner war NamRights maßgeblich dafür verantwortlich, die Qualität der Informationen über Menschenrechte in der Berichterstattung zu sichern. „Verlässliche, gründlich recherchierte Informationen sind unerlässlich für die Bürger, gerade wenn es darum geht, sich im Vorfeld von Wahlen eine Meinung zu bilden und politische Entscheidungen zu treffen", sagt Phil ya Nangoloh, Gründer und Vorstandsvorsitzender von NamRights. Wir freuen uns über die Ergebnisse des Projekts und die neuen Netzwerke, die dadurch entstanden sind. Sie kommen beiden Seiten zugute."

Für Gozzy ist es nur der Anfang. Momentan ist er dabei, einen Geschäftsplan für eine neue Talksendung zu erstellen. Außerdem sucht er nach Weiterbildungsmöglichkeiten an Universitäten. "Community Voices hat mir dabei geholfen, mich in meinem Beruf als Moderator weiter zu entwickeln. Ich habe an Wissen hinzugewonnen, es hat meine Leidenschaft für Medien gestärkt und ich habe gelernt, dass wir Veränderungen bewirken können, wenn wir uns gemeinsam dafür einsetzen."

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