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NATO kürzt Training für Afghanen

18. September 2012

Immer wieder gibt es Anschläge von afghanischen Soldaten oder Polizisten auf die ausländischen Truppen. Die NATO zieht jetzt Konsequenzen: Die Kooperation mit den heimischen Kräften wird eingeschränkt.

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Afghanische Polizisten bei der Ausbildung druch die NATO (Foto: EPA/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Afghanistans Präsident Hamid Karsai hatte jüngst eine Überprüfung seines gesamten Sicherheitsapparats veranlasst, da auch er seiner Truppe nicht mehr traut: Immer häufiger wird gemeldet, dass etwa Afghanen in Polizei- oder Armeeuniformen Attentate auf die internationalen Streitkräfte im Land verüben. Zuletzt hatte es vier US-Soldaten im südlichen Distrikt Milan getroffen und zwei Briten in Helmand. Insgesamt starben in diesem Jahr bereits mindestens 51 Soldaten der Schutztruppe bei derartigen Angriffen.

"Insider-Attacken" heißt das im NATO-Jargon, und das soll nun möglichst bald aufhören - oder zumindest eingedämmt werden: Die NATO schränkt ihre Zusammenarbeit mit den afghanischen Sicherheitskräften deutlich ein. Das sogenannte "Partnering" mit der einheimischen Armee und Polizei wird massiv gekürzt.

Schulungsprogramm zusammengestrichen

Künftig sollten gemeinsame Patrouillen und die Ausbildung im Allgemeinen nur noch ab einer bestimmten Truppenstärke und auf höherer Bataillonsebene erfolgen, teilte die NATO-geführte ISAF-Truppe in Kabul und Brüssel mit. Die Zusammenarbeit kleinerer Einheiten soll hingegen "von Fall zu Fall bewertet und vom Regionalkommando beschlossen werden".

Der Kommandeur der NATO-Truppen am Hindukusch, US-General John Allen, habe "alle Einsatzkommandeure angewiesen, die Schutzeinsätze und taktischen Aktivitäten im Lichte der aktuellen Situation neu zu bewerten", hieß es aus US-Militärkreisen. Dies sei in Abstimmung mit afghanischen Führern beschlossen worden. Die Entscheidung gilt als massiver Rückschlag für die umfangreichen Bemühungen der NATO-Partner, die afghanische Staatsmacht und ihre militärischen Kräfte fit zu machen für die Zeit nach dem Abzug der ausländischen Truppen bis 2014.

Schwäche der Taliban?

US-Verteidigungsminister Leon Panetta hatte kürzlich in Tokio noch erklärt, die zunehmenden Insider-Angriffe seien ein Indiz dafür, dass die aufständischen Taliban "in den letzten Zügen" lägen. Die Moslem-Extremisten wollten Chaos verursachen, da sie verlorenes Terrain nicht wiedergewinnen könnten. In Peking sagte der Pentagon-Chef jetzt, die Angriffe aus den Kreisen der eigentlich verbündeten Sicherheitskräfte seien "beunruhigend". Die Einschränkung der Kooperation sei richtig.

NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach in Brüssel von einer vorsichtigen und "vorübergehenden" Maßnahme. Die Strategie in Afghanistan bleibe unverändert. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière sagte in der Boulevard-Zeitung "Bild", Deutschland halte am Konzept der Ausbildung fest. "Ein Abbruch der Ausbildungshilfe wäre der beste Erfolg, den die Taliban haben könnten. Und diesen Triumph werden wir ihnen nicht gönnen", so der CDU-Politiker.

SC/det (afp, dapd, dpa, rtre)