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NATO tötet erneut Zivilisten

22. Februar 2010

Mindestens 27 Zivilisten sind durch einen Angriff von NATO-Flugzeugen in Afghanistan getötet worden. 12 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte die afghanische Regierung mit.

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Zerstörtes Auto (Foto: dpa)
Es gibt immer mehr zivile Opfer beim NATO-Einsatz in AfghanistanBild: picture-alliance/ dpa

Nach Angaben des Gouverneurs der Provinz Dai Kundi waren am Sonntag (21.02.2010) drei Fahrzeuge mit Zivilisten auf dem Weg in die südafghanische Provinz Kandahar. Dann seien die Fahrzeuge aus der Luft angegriffen und beschossen worden. Unter den Toten seien Frauen und Kinder.

Afghanistans President Hamid Karzai (Foto: AP)
Afghanistans President Hamid Karzai rief zum Schutz der Zivilbevölkerung aufBild: AP

Die ISAF erklärt in einer Stellungnahme, dass ihre Soldaten die Menschen in den Fahrzeugen für Aufständische hielten. Die internationale Schutztruppe bestätigt den Tod von Frauen und Kindern, ohne Angaben über Zahlen zu machen. Wie es in der Erklärung weiter heißt, seien Verletzte medizinisch versorgt und ins Krankenhaus gebracht worden. ISAF-Oberbefehlshaber Stanley McChrystal habe umgehend mit dem afghanischen Präsidenten telefoniert und sich entschuldigt.

Hamid Karsai hatte erst am Samstag in seiner Rede zur Wiedereröffnung des Parlaments nach der Winterpause eindringlich an die internationalen Truppen appelliert, die Zivilbevölkerung besser zu schützen. Auch McChrystal stellt die afghanische Bevölkerung in seinen Strategiepapieren in das Zentrum der Aufstandsbekämpfung. Danach soll Luftunterstützung nur im Notfall angefordert werden, etwa, wenn seine Truppen am Boden unter schweren Beschuss geraten. Jeder getötete Zivilist zerstöre das Vertrauen der Bevölkerung in die Arbeit der ISAF, betont der Vier-Sterne General aus den USA immer wieder.

Ein NATO-Soldat (Foto: AP)
Die NATO kämpft schon seit acht Jahren in AfghanistanBild: AP

Das neue, tödliche Bombardement muss deshalb auch als Rückschlag für die Großoffensive in der südafghanischen Provinz Helmand gewertet werden. Dort versuchen 15.000 Soldaten der NATO und der afghanischen Armee, wichtige Taliban-Hochburgen zu erobern und das Vertrauen der paschtunischen Bevölkerungsmehrheit zu gewinnen. Die Taliban rekrutieren sich aus den Paschtunen. Die Provinz Dai Kundi, in der sich jetzt der tödliche NATO-Luftangriff ereignete, liegt im Zentrum Afghanistans, gehört aber zum Regionalkommando Süd der ISAF. Dai Kundi liegt außerhalb der Kampfzone der Operation Mushtarak. Die Offensive im südafghanischen Helmand hat bisher mindestens 16 Zivilisten das Leben gekostet.

Autorin: Sandra Petersmann / Natalia Karbasova

Redaktion: Martin Schrader