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Nato weitet Einsatz der Schutztruppe auf Süden Afghanistans aus

Bernd Riegert, Brüssel 31. Juli 2006

Die US-geführten Truppen überlassen ab Montag (31.7.) der internationalen Schutztruppe ISAF die militärische Verantwortung für den Süden Afghanistans. Keine leichte Mission - die Region gilt als besonders gefährlich.

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Britische NATO-Soldaten in AfghanistanBild: AP

Die Offensive der US-geführten Koalitionstruppen gegen die Taliban und Aufständische im Süden und Osten Afghanistans soll - wenn nötig - weitergehen, auch wenn die Nato-geführte ISAF am Montag (31.7.) das Kommando im Süden des Landes übernimmt. Die jetzt 19.000 Mann umfassende ISAF hat den Auftrag, beim regionalen Wiederaufbau zu helfen, die afghanische Armee auszubilden und zu unterstützen, also als eine Art Friedentruppe zu wirken.

NATO löst US-Truppen in Afghanistan ab
ISAF-Soldaten in KabulBild: AP

Doch der Süden ist wesentlich unruhiger als etwa der Norden, wo die Bundeswehr die regionalen Aufbaukommandos führt, allerdings gab es auch dort Anschläge auf ISAF-Soldaten. Nato-Sprecher James Appathurai gibt zu, dass sich die 6000 ISAF-Soldaten aus den Niederlanden, Großbritannien, Kanada und Dänemark im Süden auf Kämpfe einstellen müssen. Die Lage sei gefährlich. "Falls Taliban, Warlords, Drogenbarone oder Kriminelle die Truppe herausfordern, werden sie garantiert eine robuste Antwort bekommen", sagt Appathurai.

Schleppender Wiederaufbau

Der ISAF-Oberbefehlshaber General David Richards bezeichnet seine Truppe als einsatzfähig. Aber die ISAF könnte effizienter sein, gab der General zu bedenken, wenn die Nato-Staaten mehr Flugzeuge und Reserve-Truppen zur Verfügung stellen würden. Doch die Bereitschaft noch mehr Truppen zu schicken und noch mehr Geld in Afghanistan auszugeben, schwindet in den Nato-Staaten zusehends.

Das neue Afghanistan ist das Alte
Der Nato-Generalsekretär sieht nur wenig Fortschritt in Afghanistan

Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer, der Afghanistan vor einer Woche besuchte, beklagt, dass vor allem der wirtschaftliche Wiederaufbau viereinhalb Jahre nach dem Sturz der Taliban nur schleppend verläuft. Die internationale Gemeinschaft müsse mehr tun. "Das heißt, die Europäische Union, die Vereinten Nationen und die Gruppe der acht reichsten Staaten sollten sich stärker in Afghanistan engagieren", spezifiziert Hoop Scheffer.

Afghanistan nicht aus dem Blick verlieren

Unzufrieden ist der Nato-Generalsekretär, dass auf Geber-Konferenzen zugesagte Mittel nicht fließen und der junge afghanische Staat nicht richtig funktioniert und die Regierung in Kabul schwach ist. "Der Erfolg kommt nicht von alleine. Wir sehen natürlich die erstarkenden Elemente der Taliban im Süden. Wir finden, dass die Regierungsführung stärker sein könnte. Es gibt bis jetzt keine ausreichende wirtschaftliche Entwicklung, nur den sehr großen Schlafmohn-Anbau zur Drogenproduktion."

Drogenernte in Afghanistan
Drogenernte in AfghanistanBild: AP

Der Mohnanbau ist nach wie vor die Lebensgrundlage für große Teile der ländlichen Bevölkerung. Mit dem Bau von Schulen, Straßen und Krankenhäusern soll der Bevölkerung eine neue Perspektive geboten werden. Dabei soll die ISAF nun auch im Süden helfen. Nato-Sprecher James Appathurai warnt davor, angesichts neuer Krisen wie im Libanon oder der Eskalation im Irak Afghanistan aus dem Blick zu verlieren. Schließlich sei Afghanistan die Brutstätte für die Terroranschläge vom 11. September 2001 und wahrscheinlich viele andere danach gewesen. Noch immer ist es den Koalitionstruppen nicht gelungen, den Al-Kaida-Terroristen Osama bin Laden zu finden.

Bis zum Nato-Gipfel in Riga im November soll die ISAF auch den Osten Afghanistans mit Taliban und Al-Kaida-Hochburgen von den US-geführten Truppen übernehmen. Doch dieser nächste Schritt stellt im Moment zumindest noch ein unkalkulierbares Risiko dar, so Nato-Diplomaten.