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Neogaullisten im Aufwind

14. Dezember 2001

"Wir vertreten das Volk". Das war vor 25 Jahren das Gründungsmotto der französischen Neogaullisten. Nach vielen Höhen und Tiefen hat die Partei des amtierenden Präsidenten Jacques Chirac eine gehörige Menge Oberwasser.

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Jacques ChiracBild: AP

Mit viel Pomp und einigem politischen Rückenwind feiern Chiracs Neogaullisten an diesem Sonntag (16.12.) an der Pariser Porte de Versailles ihr Jubiläum - genau dort, wo das "Rassemblement pour la République" (RPR) im Dezember 1976 aus der Taufe gehoben wurde. Dem Machtinstinkt des damals 44-jährigen Chirac haben sie es zu verdanken, dass ihre Partei trotz aller Rückschläge weiterhin als größte des konservativen Lagers besteht, in einem Land, in dem kaum etwas so viel Bestand hat wie das andauernde Auf und Ab politischer Bewegungen.

Lange Wartezeit

Was wollte Chirac, als er zum Kampf gegen die Linke blies? "1981 im Kampf gegen Valéry Giscard d'Estaing Präsident werden", so lautete die prompte Antwort in den Bistro-Gesprächen an der Seine. Doch der charismatische Sozialist Francois Mitterrand hatte die Nase vorn, zog in den Elysée ein - und hielt ihn bis 1995 besetzt. Der ehrgeizige Chirac, bis 1994 Parteichef, musste sich in Geduld üben. Erst 1995 konnte er sein Sprungbrett, den Bürgermeisterposten in Paris, gegen das Präsidentenamt eintauschen. Glücklose, blasse Jahre, viel Gezänk im konservativen Lager, Affären und schmerzliche Partei-Abspaltungen wie Charles Pasquas Rechtsausleger-Gruppierung RPF machten Chirac das politische Leben ziemlich schwer. Das änderte sich erst im Jahr 2001.

Geballte Unmut

Deutliche Abnutzungserscheinungen der rotgrünen Regierung unter Premierminister Lionel Jospin haben der Rechten im vergangenen März bei den Kommunalwahlen einigen Auftrieb gebracht. Die internationale Krise nach den Terror-Anschlägen vom 11. September in den USA nutzte mehr dem Image des versierten Taktikers im Elysée-Palast. Auf Jospin, den Herausforderer Chiracs im nächsten Frühjahr, brach der geballte Unmut der Franzosen über die beängstigend hohe Kriminalität und die Lustlosigkeit seiner Links-Regierung herein. RPR-Parteichefin Alloit-Marie bläst an der Porte der Versailles also doppelt zum Sammeln - auch das Parlament soll zurückerobert werden.

Alain Juppé

Im Spiel der Parteien, Koalitionen und Allianzen hat einer noch ein Ziel, das über die RPR hinausgeht - Alain Juppé. Der 56-jährige Ex-Premierminister und beliebte Bürgermeister von Bordeaux hält die RPR für "notwendig, aber nicht ausreichend". Seine Idee heißt "Union en mouvement": Flexibel und einig, so muss eine große rechte Bewegung sein, die Juppé 2007 in das Präsidentenamt hieven soll. Doch zunächst geht es um 2002. Wer aus der RPR die den Sieg bringende Wahlkampfidee hat, der könnte mit dem Posten des Premierministers belohnt werden.