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Medien und Klimawandel

21. Juni 2010

Wie gehen die Medien mit dem Klimawandel um? Das Global Media Forum in Bonn strebt nichts Geringeres an als einen Bewusstseinswandel. Bei Jugendlichen wie Felix Finkbeiner hat der längst begonnen.

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Plakat des Global Media Forums 2010 (Grafik: DW)
Bild: DW

Anfang Mai 2010 auf dem Petersberg bei Bonn. In den Räumen des Petersberg-Hotels sitzen 45 Umweltminister aus aller Welt. Draußen stehen rund 200 Kinder. Sie gehören zu der weltweiten Schülerinitiative "Plant for the Planet". Gerade pflanzen sie ihren millionsten Baum in Deutschland. In jedem Land der Welt wollen die Kinder eine Million Bäume pflanzen. In 72 Ländern sind sie schon aktiv.

Felix Finkbeiner (Foto: DW)
Felix FinkbeinerBild: DW

Die treibende Kraft hinter dieser weltweiten Initiative ist der zwölfjährige Felix Finkbeiner. Die Idee kam Finkbeiner schon vor drei Jahren. Damals hielt er ein Referat zum Klimawandel - und wurde inspiriert vom Vorbild Wangari Maathais: Die kenianische Umweltaktivistin hatte mehr als 30 Millionen Bäume gepflanzt und 2004 den Friedensnobelpreis erhalten.

Gemeinsames Gesprächsthema

Am 21. Juni ist Finkbeiner wieder in Bonn und eröffnet dort das Global Media Forum - gemeinsam mit dem Solarflugpionier Bertrand Piccard. Vielleicht trifft Finkbeiner dort auf Hermann Scheer. Der SPD-Bundestagsabgeordnete ist Träger des Alternativen Nobelpreises, Vorsitzender des Weltrats für Erneuerbare Energien und nimmt ebenfalls am Global Media Forum (21. bis 23. Juni 2010) teil.

Hermann Scheer (Foto: dpa)
Hermann ScheerBild: picture-alliance/ ZB

Für den Kampf gegen den Klimawandel, davon ist Scheer überzeugt, müsse neben dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien das Treibhausgas CO2 wieder aus der Atmosphäre zurückgeholt werden. Mit technischen Mitteln sei das nicht zu schaffen, nur ein globales Aufforstungsprogramm könne überschüssiges CO2 wieder in Waldwachstum binden.

Scheer und Finkbeiner haben also durchaus ein gemeinsames Thema und damit Gesprächsstoff. Das ist nur eine von vielen Begegnungen auf dem Global Media Forum: 12-jähriger Klimabotschafter trifft auf Bundestagsabgeordneten trifft auf Filmregisseur trifft auf Abenteurer trifft auf chinesischen Umweltaktivisten trifft auf Solarenergieunternehmer.

Ralf Nolting ist Geschäftsführer der Deutsche Welle Media Services, die das Global Media Forum plant und durchführt - rund 50 Veranstaltungen in drei Tagen. "Das Global Media Forum ist international, interdisziplinär und interaktiv", betont Nolting. Eine Vielzahl von Akteuren aus Wissenschaft, Politik, Medien, internationalen Organisationen und Nicht-Regierungsorganisationen soll in Bonn zusammengebracht werden. Sie sollen nicht nur die Probleme und Lösungsmöglichkeiten beim Klimawandel erörtern, sondern vor allem auch der Frage nachgehen: Welche Rolle können die Medien beim Kampf gegen den Klimawandel spielen?

"Wird schon nicht so schlimm werden"

Erik Bettermann (Foto: DW)
Erik BettermannBild: DW

Ein Bewusstseinswandel tut Not: Das legen zumindest die vorab veröffentlichten Ergebnisse der Befragung von 13.000 Menschen in 18 Ländern zum Klimawandel nahe, durchgeführt von dem Marktforschungsinstitut Synovate in Kooperation mit der Deutschen Welle. Deutsche-Welle-Intendant Erik Bettermann ist besonders darüber besorgt, dass die Zahl derjenigen zunimmt, die meinen, der Klimawandel werde so schlimm nicht werden. Von vier Prozent im Jahr 2008 hat sich deren Zahl auf mehr als neun Prozent der Befragten mehr als verdoppelt.

Worin möglicherweise die psychologischen Ursachen für diese Entwicklung liegen können, wird ebenfalls auf dem Global Media Forum erörtert - unter anderem mit dem Reporter und Psychotherapeuten Mark Brayne.

Nolting freut sich schon auf die Erörterung einer Kernthese Braynes: "Wenn jemand als Kohleförderer oder als jemand, der Kraftwerke betreibt, sein ganzes Leben lang Kohle in Energie verwandelt hat, dann ist das für ihn in höherem Lebensalter ein psychologisches Problem, sich Solarzellen zuzuwenden oder Windenergie."

Auch Felix Finkbeiner hat seine Meinung, wenn er über Ältere und Erwachsene nachdenkt. Er macht eine einfache mathematische Rechnung auf: "Für uns Kinder bedeutet Zukunft 80 oder 90 Jahre. Für die meisten Erwachsenen bedeutet Zukunft 20, 30 oder 40 Jahre. Und die meisten Erwachsenen scheinen nicht zu verstehen, wie wir Kinder uns fühlen, wenn wir erfahren, dass jeden Tag 30.000 Kinder verhungern. Und diese Zahl nimmt zu - wegen der Klimakrise!" Darum versucht der Schüler, das Weltklima zu retten. Ein Buch hat er mit seinen Mitstreitern schon herausgebracht, er jettet um die Welt, trifft Prominente, tritt vor dem EU-Parlament auf - und pflanzt Bäume. Damit folgt er einem Ansatz, den Hermann Scheer so beschreibt: "Global denken, lokal handeln - das ist Handeln in globaler Verantwortung."

Autor: Matthias von Hein
Redaktion: Martin Schrader