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Neue Technik ermöglicht "Drei-Eltern-Babys"

27. September 2016

Ein neues Verfahren hat einem Paar aus Jordanien geholfen, ein gesundes Baby zu bekommen. Das Besondere: Der Nachwuchs hat drei genetische Eltern.

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Künstliche Befruchtung
Bild: picture alliance/dpa/R. Hirschberger

Seit fast 20 Jahren versucht ein jordanisches Paar eine Familie zu gründen. Wegen einer seltenen Erbkrankheit erlitt die Frau bislang aber vier Fehlgeburten; zwei Kinder starben im Alter von sechs Jahren beziehungsweise acht Monaten. Im April ist es dem Paar nun gelungen, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Dafür musste allerdings eine neue und umstrittene Technik angewendet werden. Der Junge hat dadurch drei genetische Eltern. Die britische Zeitschrift "New Scientist" berichtete über den Fall.

Durch das Leigh-Syndrom der Frau ist die DNA in den Kraftwerken der Zelle (Mitochondrien) betroffen. Mittels einer neuartigen Technik entfernten die Ärzte nun den gereiften, aber noch unbefruchteten Kern einer mütterlichen Eizelle. Dieser sei in eine entkernte Spender-Eizelle mit gesunden Mitochondrien eingesetzt worden, berichten John Zhang und Kollegen im Fachjournal "Fertility and Sterility". Die entstandene Zelle sei im Labor schließlich mit dem Samen des Vaters befruchtet worden.

Mediziner Zhang, der normalerweise am New Hope Fertility Center in New York arbeitet, hatte die aus Jordanien stammenden Eltern in Mexiko behandelt, weil die umstrittene Technik dort anders als in den USA nicht verboten ist.

Symbolbild Vertrauen Baby Hand
Das Baby soll nach Angaben der Ärzte gesund sein (Symbolbild)Bild: MAK/Fotolia

Schwangerschaft verlief normal

Mit dem neuen Verfahren entstanden fünf Embryonen, von denen sich einer normal entwickelte und der Mutter eingesetzt wurde. Nach einer normalen neunmonatigen Schwangerschaft kam der kleine Junge zur Welt. Zhang und sein Team testeten das Baby und entdeckten bei ihm nur ein Prozent mutierter Mitochondrien. Nach Hoffnung der Ärzte dürfte diese Menge zu gering sein, um Probleme zu machen.

Erste Reaktionen aus der Fachwelt fielen wegen ethischer Bedenken gegenüber dem Verfahren zumeist verhalten aus. Die Reproduktionsmedizinerin Christine Wrenzycki von der Uni Gießen sagte, mit dieser Technik sei es medizinisch wohl möglich, Frauen mit Funktionsstörungen der Mitochondrien zu einem gesunden Kind zu verhelfen. "Ethisch wird die Beteiligung von drei Elternteilen - zweier Mütter und eines Vaters - kontrovers diskutiert."

Schon andere Babys mit drei Eltern

Der kleine Junge ist nicht das erste Baby mit drei genetischen Eltern. Bekannt geworden war in der Vergangenheit zum Beispiel Alana Saarinen, die ebenfalls Gene von ihrem Vater und von zwei Frauen trägt, allerdings wurde damals eine andere Technik verwendet. Dabei wurden die Mitochondrien nachträglich in die befruchtete Eizelle gegeben (Zytoplasmatransfer). Die Technik ist nach Sicherheits- und Ethikbedenken 2002 in den USA verboten worden, in Deutschland war sie nie erlaubt.

wo/sc (dpa, kna)