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Neuer Bluttest verrät das Alter deiner Organe

19. Dezember 2023

Ältere Organe können schneller erkranken. Ein neuer Bluttest ermöglicht frühzeitige Therapie- und Präventivmaßnahmen.

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Bluttest
Bild: Slaven Branislav Babic/PIXSELL/picture alliance

Obwohl unser gesamter Körper im Laufe des Lebens kontinuierlich altert, läuft die Alterung nicht unbedingt synchron ab. Vor allem einige Organe können früher oder langsamer altern als andere.

Warum altern manche Organe schneller als andere?

Die Organalterung hängt von verschiedenen Faktoren ab. So sind Organe mit einem höheren Stoffwechsel, wie das Herz, die Leber oder die Nieren, oftmals stärkeren Belastungen ausgesetzt und altern möglicherweise schneller.

Organe, die ausreichend mit Blut versorgt werden, altern langsamer, da eine gute Durchblutung die Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff unterstützt und Giftstoffe beseitigt. Krankheiten, Verletzungen oder Infektionen können dagegen zu einer beschleunigten Alterung führen.

Auch Umweltfaktoren haben Einfluss auf diesen Prozess, zum Beispiel wenn die Haut und die Lunge starker UV-Strahlung, Rauch oder Umweltverschmutzung ausgesetzt sind. Neben der Genetik spielt auch die Regenerationsfähigkeit, also die Fähigkeit zur Selbstheilung, eine zentrale Rolle. Das zentrale Nervensystem etwa kann sich nur sehr begrenzt regenerieren.

Warum ist das Alter von Organen wichtig?

Um das tatsächliche Organalter zu bestimmen, brauchte es bislang sehr aufwändige Gewebeproben. Forschende von der Stanford University haben jetzt aber einen sehr einfachen und preiswerten Bluttest entwickelt, der anhand von bestimmten Proteingruppen im Blut das tatsächliche Alter von elf wichtigen Organen wie etwa Herz, Niere, Gehirn, Lunge, Leber und Niere bestimmen kann.

Aber was nützt es mir zu wissen, dass meine Niere oder mein Gehirn schon ziemlich alt ist? Sehr viel! Denn dann lassen sich präventive Therapiemöglichkeiten entwickeln, lange bevor das altersschwache Organ zu einem richtigen Problem wird.

Bei einem stark gealterten Gehirn steigt zum Beispiel das Risiko, bald an einer Demenz zu erkranken. Eine ältere Niere erhöht das Risiko für Diabetes und Bluthochdruck. Und ein stark gealtertes Herz kann deutlich schneller versagen.     

Anatomisches Modell eines Menschen
Wenn man das Alter eines Organs kennt, kann man gezielt das Fortschreiten der Organalterung beeinflussen.Bild: Emily Wabitsch/dpa/picture alliance

Wie funktioniert der neue Bluttest?

Ausgewertet wurden organspezifische Proteine im Blut der Testpersonen. Dafür musste nur etwas Blut abgenommen werden. Ein entsprechender Algorithmus hat dann anhand der Proteinwerte im Blut jeweils das Alter der Testperson und das Alter der elf wichtigsten Organe bestimmt.

Bei der Auswertung der Daten von 5.676 Erwachsenen aus verschiedenen Altersgruppen fanden die Forschenden heraus, dass fast 20 Prozent der Bevölkerung eine stark beschleunigte Alterung eines Organs aufweisen.

Außerdem zeigte die Auswertung, dass eine beschleunigte Organalterung ein um 20–50 Prozent höheres Sterblichkeitsrisiko birgt. Personen mit beschleunigter Herzalterung haben ein um 250 Prozent erhöhtes Risiko für eine Herzinsuffizienz. Und eine beschleunigte Gehirn- und Gefäßalterung ist nachweislich für das rasche Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit verantwortlich. Inwieweit sich dieser Ansatz auch auf andere Organe wie etwa Fortpflanzungsorgane übertragen lässt, sollen künftige Studien zeigen.

Welche Therapien ermöglicht der Bluttest?

Wenn man das Alter eines Organs kennt, kann man mit Therapien oder Präventionsmaßnahmen gezielt das Fortschreiten der Organalterung verhindern oder verlangsamen.

Medikamente, die z.B. den Stoffwechsel beeinflussen, und Nahrungsergänzungsmittel wie Antioxidantien, die Zellschäden durch freie Radikale reduzieren, können zum Beispiel das Altern verzögern. 

Auch in der regenerativen Medizin und Stammzelltherapie gibt es bereits vielversprechende Ansätze, um geschädigte oder gealterte Gewebe zu reparieren oder zu regenerieren.

Durch die genaue Analyse des Organalters und anderer individueller Gesundheitsfaktoren kann auch eine personalisierte Medizin, eine sogenannte Präzisionsmedizin entwickelt werden, die ganz speziell auf die spezifischen Bedürfnisse eines Organs und eines individuellen Patienten zugeschnitten ist - ein natürlich extrem teures Verfahren.

Zusätzlich gibt es bereits verschiedene Anti-Aging-Behandlungen und -Technologien, vom Einsatz von Hormonen bis hin zu neuen Technologien wie der Kryotherapie - einer Vereisungstherapie z. B. zur Beseitigung von krankem Gewebe - oder der Verwendung von Nanotechnologie, um die Geschwindigkeit des Alterungsprozesses zu reduzieren.

Wie kann ich meine Organe schonen?

Jenseits all dieser Hightech-Medizin kann allerdings auch ein gesunder Lebensstil helfen, den Alterungsprozess von Organen etwas aufzuhalten. Dazu gehören regelmäßige körperliche Aktivitäten, eine ausgewogene Ernährung, kein übermäßiger Alkoholkonsum, nicht zu rauchen, ausreichend Schlaf und wenig Stress.

Kostet alles nichts, hält die Organe aber länger fit. 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund