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Neuer Bombenanschlag in Syrien

18. März 2012

Nach Damaskus ist nun auch Aleppo Schauplatz eines Bombenanschlags geworden. Regierung und Opposition machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Die internationale Gemeinschaft bemüht sich um ein Ende der Gewalt.

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Bild der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sanaa vom Tatort eines der Anschläge in Damaskus (Foto: dpa)
Bild: SANA

Das Blutvergießen in Syrien dauert an. Nach Damaskus ist am Sonntag auch Syriens zweitgrößte Stadt Aleppo von einem Bombenanschlag erschüttert worden. Das Staatsfernsehen meldete, die Autobombe sei in einem Wohngebiet explodiert. Laut Angaben der Opposition gab es Tote und Verletzte. In der Nähe soll sich außerdem eine Einrichtung der Sicherheitsbehörden befinden.

Bereits am Samstag hatten zwei Detonationen das Zentrum der Hauptstadt Damaskus erschüttert. Mindestens 27 Menschen wurden nach Angaben des syrischen Staatsfernsehens getötet. Etwa 140 weitere Personen seien verletzt worden. Unter den Opfern sollen Sicherheitskräfte und Zivilisten sein.

Selbstmordattentäter hätten zwei Autobomben gezündet, hieß es weiter. Eine der Explosionen habe sich in der Nähe der Geheimdienstzentrale der Luftwaffe ereignet, die zweite unweit des Hauptquartiers der Kriminalpolizei. Das Staatsfernsehen zeigte Aufnahmen, die von den Tatorten stammen sollen. Darauf waren verbrannte Leichen, Blutlachen auf den Straßen und ausgebrannte Autos zu sehen. Die Opposition bestätigte, dass Gebäude der Sicherheitskräfte Ziel der Anschläge waren.

Syrien: Viele Tote bei Bombenanschlägen

Später gab es nach Angaben der Opposition eine weitere Explosion. Wie ein Aktivist der Nachrichtenagentur dpa sagte, wurden bei dem Angriff auf ein Armeefahrzeug ein "führender Militär" und mehrere seiner Leibwächter getötet. Eine offizielle Bestätigung für diese Angaben gab es nicht. Weil das Regime von Machthaber Baschar al-Assad keine unabhängige Berichterstattung zulässt, können die Angaben von Opposition und Regierung nicht nachgeprüft werden.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Für das Regime sind die Anschläge der Beweis dafür, dass "Terroristen" die Regierung angreifen. Die syrische Opposition macht hingegen regierungstreue Truppen für die Explosionen verantwortlich. Damit wolle die Regierung ihr Vorgehen gegen die Protestbewegung rechtfertigen, hieß es.

Einige Experten befürchten, dass das Terrornetzwerk Al Kaida die Oppositionsbewegung unterwandert habe und hinter den Anschlägen stecken könnte. Seit fast drei Monaten gibt es in Syrien immer wieder Bombenanschläge auf Institutionen der Sicherheitskräfte. Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri hatte sich im Februar in einer Videobotschaft an die Opposition gewandt und zur Fortsetzung des Kampfes gegen Assad aufgerufen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Anschlagserie. Er habe den Angehörigen der Opfer und dem syrischen Volk sein Beileid übermittelt, sagte ein Sprecher Bans am Samstagabend (Ortszeit) in New York. Zugleich rief Ban zur sofortigen Einstellung aller Gewalt in Syrien auf.

Kämpfe dauern an

Unterdessen gehen die Kämpfe zwischen Aufständischen und Regierungstruppen weiter. Nach Angaben der Opposition lieferten sich Armee und Deserteure in der Protesthochburg Idlib heftige Gefechte. In der Nähe von Damaskus seien fünf Menschen getötet worden, als Soldaten auf die Teilnehmer einer Trauerprozession schossen. Seit Beginn des Aufstandes gegen das Regime vor einem Jahr wurden nach Schätzungen der Vereinten Nationen mindestens 8000 Menschen getötet.

Die internationale Gemeinschaft bemüht sich indes weiter um ein Ende des Konflikts. Ein Team der Vereinten Nationen reist am Montag im Auftrag des Syrien-Sonderbeauftragten von UN und Arabischer Liga, Kofi Annan, nach Syrien. Bei dem Besuch soll über einen Waffenstillstand beraten werden. Annan hatte bereits vor einer Woche in Damaskus Gespräche mit Assad geführt.

Moskau verlangt von Syrien Unterstützung für Annan

Russland forderte die syrische Regierung in ungewöhnlich scharfen Worten auf, den Friedenseinsatz von Annan zu befördern. Damaskus solle schnell und ohne Verzögerung das Vorgehen des ehemaligen Generalsekretärs der UN unterstützen, erklärte Außenminister Sergej Lawrow in einem am Samstag veröffentlichten Interview. Man erwarte dies allerdings auch von der Opposition.

Russland und China hatten Anfang Februar mit einem Veto im UN-Sicherheitsrat die Verurteilung der syrischen Regierung verhindert. Die beiden Länder werfen dem Westen und arabischen Staaten vor, Präsident Assad stürzen zu wollen. Russland ist ein langjähriger Verbündeter Syriens und lehnte Forderungen nach einem Rücktritt Assads stets ab.

kis/nis (rtr, dpa, dapd, afp)