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Hochdruck in der HIV-Forschung

Rachel Stewart
1. Dezember 2016

Am neuen HIV-Institut des Universitätsklinikums Essen arbeiten Forscher mit Hochdruck an Behandlungsmöglichkeiten gegen HIV - und an dem lang ersehnten Impfstoff. Werden sie schaffen, wo andere bisher erfolglos blieben?

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Institut für HIV-Forschung, Essen
Bild: Universitätsklinikum Essen/Institut für HIV-Forschung/Foto: Patrick Juszczak

Welt-Aids-Tag: Impfstoff gegen HIV möglich?

Schätzungen zufolge leben knapp 37 Millionen Menschen weltweit mit HIV. Zwar haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für die Patienten über die Jahre hinweg stark verbessert, trotzdem gibt es noch immer keine Heilung gegen das Virus - und keinen Impfstoff. Das im November neu eröffnete Institut für HIV-Forschung am Universitätsklinikum Essen will das ändern.

Denn auch wenn die HIV-Ansteckungsrate in Deutschland selbst relativ niedrig ist, so trage man doch Mitverantwortung für andere Länder, sagt Hendrik Streeck, Direktor des neuen Instituts: "Das ist eine weltweite Krankheit, die in direktem Zusammenhang mit Armut steht. Gerade die Patienten, die sich die Behandlung nicht leisten können, haben die höchste Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV anzustecken."

Ein Funken Hoffnung

Hendrik Streeck arbeitete bis im Jahr 2015 in den USA beim HIV-Forschungsprogramm des US-Militärs (US Military HIV Research Program, MHRP), jetzt ein wichtiger Partner seines Essener Instituts. Die thailändische Abteilung des MHRP testete im Jahr 2009 einen Impfstoff gegen HIV - seine Wirksamkeit betrug 30 Prozent. "Das war tatsächlich ein Funken Hoffnung", sagte Streeck. "Die Studie hat das Forschungsfeld erquickt und wieder vereinigt. Sie hat uns gezeigt, dass wir weiter zusammen kämpfen müssen, um aus diesem Funken Hoffnung einen Erfolg zu machen."

Jintanat Ananworanich vom MHRP stimmt zu, dass internationale Kooperation der beste Weg zum Erfolg ist: "Wir arbeiten in Thailand, in Afrika und jetzt in Deutschland. So können wir sicherstellen, dass was auch immer wir entwickeln - ein Impfstoff, eine Präventionsstrategie oder eine Behandlungsmöglichkeit - weltweit funktionieren wird."

Institut für HIV-Forschung, Essen
Labortests am neuen HIV-InstitutBild: Universitätsklinikum Essen/Institut für HIV-Forschung/Foto: Patrick Juszczak

HIV-Stigma

Maik Schütz, Vorstandsmitglied der Aidshilfe NRW, wurde vor 23 Jahren als HIV-positiv diagnostiziert. Seitdem habe es viele Entwicklungen in der HIV-Forschung gegeben, sagt er. "Dinge können sich sehr schnell bewegen oder auch Jahrzehnte brauchen. Aber Hauptsache, die Arbeit wird überhaupt getan."

Laut Schütz ist es in Deutschland nach wie vor ein großes Problem, HIV-positiv zu sein, wegen des damit verbundenen Stigmas. "Viele HIV-Positive verschweigen die Infektion vor ihrem Arbeitgeber. Sie müssen es ihm natürlich nicht erzählen, aber sie erzählen es auch ihren Kollegen nicht, verstecken sich also quasi, weil sie Angst haben", sagt er. "Meine Hoffnung ist, dass diese Angst aufhört, sobald es einen Impfstoff gibt, der wirklich funktioniert."

Ein harter Kampf

Einen Impfstoff gegen HIV zu entwickeln, ist extrem schwierig, da das Virus so komplex und facettenreich ist. HIV baut sich in die Körperzellen des Infizierten ein, mutiert und entgeht so den Angriffen des Immunsystems. "Ein anderes Problem ist die Struktur des Virus selbst", sagt Streeck. "Wir müssen die äußere Hülle des Virus verstehen und die kleinen Flecken, die außen auf dem Virus sitzen. Diese haben eine sehr komplizierte Struktur: Drei Komponenten formen sich zu einer Art Ball zusammen. Bis jetzt ist das im Reagenzglas nur sehr schwierig nachzubauen."

Daher sei es "so gut wie unmöglich", vorherzusagen, wann es einen Durchbruch in der Impfstoffentwicklung geben wird. Aber Streeck ist hoffnungsvoll. "Wir leben in einer aufregenden Zeit", sagt er. "Es gibt viele Arbeitsmodelle, die sich im Tierversuch als wirksam erwiesen haben. Wir müssen sie jetzt am Menschen testen - das wird spannend."