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Herausforderung Nationalpark

16. Oktober 2012

Die jungen Menschen gehen, die alten Menschen möchten den Wald von Bialowieza lieber abholzen. Doch Nationalparkleiter Bolbot glaubt, dass der Wald als Schutzgebiet der Stadt eine Zukunft geben kann.

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Wuchernde Wildnis im Nationalpark Bialowieza (Foto: Marta Grudzinska)
Nicht jeder der nach Bialowieza kommt, darf auch in den wildesten Teil des Urwalds sehen. Nur so bleibt der urtümliche Wald erhalten.Bild: Marta Grudzinska

Die Herausforderung, den Nationalpark Bialowieza zu leiten, besteht gar nicht darin, den Park zu leiten. Stattdessen muss Parkleiter Aleksander Bolbot den Bewohnern im angrenzenden Städtchen zeigen, dass der wilde Wald ihnen eine Zukunft geben kann: "Viele Menschen denken immer noch, dass die Abholzung des Waldes die einzige Möglichkeit ist, die Region zu entwickeln", sagt Bolbot. Vor fast hundert Jahren wurde das damals 4.700 Hektar große Gebiet von Bialowieza, dem letzten Urwald Europas, unter Schutz gestellt. Seitdem hat sich das Schutzgebiet mehr als verdoppelt - der Wald darf hier nicht mehr abgeholzt werden, in Konsequenz gingen viele Arbeitsplätze verloren. Fabriken oder Firmen gibt es nicht, die jungen Menschen verlassen diese Gegend auf der Suche nach Arbeit.

Doch Bolbot hat eine Idee, mit der er neue Arbeitsplätze schaffen will: Ein Schaugehege, das den Urwald fast perfekt nachbildet, soll mehr Touristen nach Bialowieza locken. Hier sollen die Besucher sich ihren Traum erfüllen können, den Urwald und die Tiere in freier Wildbahn zu sehen - ohne die Natur zu gefährden. Um diese Idee zu verwirklichen, bräuchte Bolbot aber EU-Subventionen.

Denn das vorhandene Geld reicht nur, um den jetzigen Park zu unterhalten: “Vom polnischen Staat bekommen wir jährlich eine Subvention zugesprochen, die einen Teil der Kosten deckt. Den Rest decken wir durch unsere Einkünfte, die wir durch Führungen und Vermietung der Gästezimmer erwirtschaften”, erzählt Bolbot. Denn bereits heute kommen 140.000 Touristen nach Bialowieza - aber nicht allen kann der Wunsch erfüllt werden in den wildesten Kern des Urwalds vorzudringen.

“Weil der Wald so wertvoll ist, darf nur eine begrenzte Zahl von Menschen geführte Touren darin unternehmen - und nur solange die Natur dadurch nicht beeinflusst wird.” Denn die Natur bestimmt in dem wilden Teilgebiet, das sogar UNESCO Weltnaturerbe ist, was wächst und was stirbt - der Mensch greift nicht ein. Diese Regelung spart auch Geld: “60 Prozent des Parks sind der Natur überlassen. In dem restlichen Gebiet wollen wir in den nächsten 20 Jahren nichts verändern. Also ist der Erhalt des Nationalparks gar nicht so kostspielig”, sagt Bolbot. Auch wenn der Wald selbst wenig kostet, so ist er dennoch kostbar: als Inbegriff von Biodiversität und als Zukunft für Bialowieza.

Text: Marta Grudzinska
Redaktion: Gianna Grün