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Nicht nur zur WM

Monika Hoegen3. Juni 2006

Kurz vor der Fußball-WM in Deutschland tauchen sie wieder auf: Meldungen, wonach bis zu 40.000 ausländische Frauen zu diesem Ereignis ihre Dienste anbieten möchten - viele von ihnen allerdings nicht ganz freiwillig.

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Das Frankfurter Bahnhofsviertel - Anziehungspunkt auch während der WMBild: picture-alliance/ dpa

Die Zahl kann von niemandem wirklich bestätigt werden. Tatsache aber ist: Menschen- und insbesondere Frauenhandel ist ein großes Problem, nicht nur zur Fußball-Weltmeisterschaft und auch keineswegs nur in Deutschland. Schätzungsweise zwei Millionen Menschen werden jährlich weltweit Opfer von Menschenhandel, ein Milliardengeschäft, das für die Opfer zu einer schrecklichen Ausbeutung und meist auch zu einem lebenslangen Traumas führt. Das deutsche Komitee von UNIFEM, dem United Nations Development Fund for Women, macht nun für dieses und nächstes Jahr den Frauenhandel zum Schwerpunktthema.

Jährlich erleben Millionen von Frauen - zum Beispiel aus Osteuropa - ein erschütterndes Schicksal. So auch in Usbekistan - allerdings wurde dort noch bis vor kurzem kaum darüber gesprochen. Die Nichtregierungsorganisation "Istiqbolli Avlod" (Generation Zukunft) will das ändern, und ihre Initiativen haben bereits Erfolg, sagt Fatima Yuldasheva, Mitarbeiterin der Organisation: "Heutzutage haben wir Kampagnen und Seminare, in denen wir über Menschenhandel berichten."

Frauenhandel - ein Tabuthema

Dennoch: Die Zahl der Opfer ist auch in Usbekistan nicht gesunken, im Gegenteil. Das liegt zum einen daran, dass durch die neue Offenheit und das Aufbrechen von Tabus mehr Fälle von Frauenhandel bekannt werden als früher. Es liegt aber auch daran, dass sich die wirtschaftliche Situation in dem armen Land kaum gebessert hat. Und so gibt es Frauen, die Opfer waren und wieder in ihr Land zurückkehren, in ihrer Heimat aber erneut keine Perspektiven für sich sehen und erneut in die Prostitution gehen - ob erzwungen oder freiwillig, das lässt sich oft so genau nicht sagen.

Langfristig könne dem Frauenhandel nur begegnet werden, wenn die Armut in den betroffenen Ländern wirksam bekämpft werde, davon sind viele Experten überzeugt. Auch die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) hat als Ausführungsorgan der deutschen Regierung Projekte gegen den Frauenhandel gestartet. Denn der Kampf gegen den Frauenhandel und Entwicklungspolitik hängen unmittelbar zusammen, sagt auch Angela Paul von der GTZ.: "Die Feminisierung der Armut hat zugenommen, der Migrationsdruck ist extrem groß." Nötig wären Maßnahmen, mit denen Arbeitsperspektiven geboten werden können, jenseits der Angebote von Menschenhändlern. Solche Perspektiven aber haben die betroffenen Frauen oft nicht.

Beschäftigung als Perspektive

In Deutschland beispielsweise gibt es kaum Arbeitsmöglichkeiten für die wenigen Opfer von Menschenhandel, die überhaupt den Weg zu den Beratungsstellen finden. Nach den geplanten Änderungen zum Zuwanderungsgesetz hängt ihr Bleiberecht in Zukunft vom Ermessen der Behörden ab - eine Regelung, die zum Beispiel der bundesweite Koordinationskreis gegen Frauenhandel mit Sitz in Potsdam, dem rund 35 Initiativen und Beratungsstellen angehören, heftig kritisiert. Naile Tanis, Geschäftsführerin des Koordinierungskreises: "Ermessen heißt, dass die Behörde abwägt, welche Voraussetzungen dafür sprechen, dass die Frau in Deutschland bleiben kann oder nicht. Das ist ab dem Zeitpunkt, wenn sowohl Staatsanwaltschaft als auch Polizei gesagt haben: 'Wir bräuchten diese Frau als Zeugin, um der Strafverfolgung der Täter nachzukommen.' Wenn aber die Frau sich dazu entscheidet, als Zeugin auszusagen, muss es für sie auch klar sein, dass sie dann wirklich einen Rechtsanspruch hat, hier in Deutschland in der Zeit zu bleiben - mit einem rechtmäßigen Aufenthaltstitel."