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Nichts gelernt aus dem Drama am Mount Everest?

22. Mai 2012

Vier tote Bergsteiger nach dem jüngsten Ansturm auf den Gipfel des Mount Everest und kein Sinneswandel in Sicht: Am kommenden Wochenende droht ein ähnliches Drama.

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Zwei Bergsteiger bei einer dramatischen Besteigung des Mount Everest in einem Spielfilm (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Wir können keinen Kletterer wegschicken", verlautet übereinstimmend von Behördenvertretern Nepals. Jeder dieser Bergsteiger habe eine Genehmigung für ein bestimmtes Zeitfenster erhalten. "Wenn das Wetter besser wird, wollen alle dies ausnutzen", sagte Nepals Tourismusminister Bal Krishna Ghimire. Es sei den Kletterern überlassen, die Sicherheit und die Bedingungen einzuschätzen.

Somit ist auch in den kommenden Tagen mit einem starken Andrang auf den Gipfel zu rechnen, mit den gleichzeitig zu befürchtenden Konsequenzen: Wieder werden rund 200 Kletterer voraussichtlich zwischen Freitag und Samstag versuchen, die Bergspitze zu erklettern. Dies könnten jedoch zu viele sein: Vergangenes Wochenende hatten in einem ähnlichen Ansturm 208 Menschen versucht, den Gipfel des Mount Everest zu erreichen und einen "Stau" erzeugt. Beim Abstieg starben ein Deutscher, eine Kanadierin und zwei Asiaten.

Zur Tragödie am Mount Everest # nestler16b # 22.05.2012 16 Uhr # Journal Deutsch

Warten auf die Schönwetterphase

Ang Tsherin, ein Everest-Experte und früherer Präsident der "Nepal Mountaineering Expedition", fordert, die Regierung solle Zeitpläne für die Kletterer einführen, damit nicht zu viele von ihnen am selben Tag den Gipfel in Angriff nehmen. Der "Stau" am vergangenen Wochenende ist auch den Wetterbedingungen zuzuschreiben: Normalerweise dauert die Saison von Ende März bis Anfang Juni, aber erst am Wochenende war das Wetter aufgeklart. Durch das Warten auf das Schönwetterfenster wurde bei vielen der Sauerstoff knapp, schätzt Regierungssprecher Gyanendra Shresthra. Wegen des großen Andrangs brachen die letzten Bergsteiger erst um halb drei Nachmittags zum Gipfel auf. Empfohlen ist der Aufstieg aber nur bis maximal 11 Uhr morgens, nachmittags setzte ein Schneesturm ein.

Als Todesursache der Bergsteiger werden Höhenkrankheit und Erschöpfung genannt. Wahrscheinlich hatten viele Bergsteiger all ihre Energie beim Aufstieg verbraucht, sodass ihnen der Abstieg zum Verhängnis wurde.

Ähnliche Bedingungen am kommenden Wochenende

Ähnliches ist jetzt auch zu erwarten. Manche der Kletterer warten seit Tagen in den Zwischenlagern auf ein Schönwetterfenster. "Die nächste gute Wettervorhersage ist für den 24. bis 26. Mai. Ab dem 28 Mai werden die Expeditionen wegen schmelzendem Eis abgesagt werden müssen", so die Regierungssprecherin. Die Behörden wollen nun am Basiscamp ein Büro einrichten, in dem Ärzte, Wetterexperten und Sicherheitspersonal stationiert sind. Der Sprecher des Tourismusministeriums sagte, es sei auch geplant, jedem Kletterer ein Routen-Kontrollgerät mitzugeben.

Seit der Neuseeländer Edmund Hillary und sein Sherpa Tensing Norgau 1953 als Erste den höchsten Berg der Welt bestiegen, erkletterten 3000 Menschen den Mount Everest. 226 Menschen starben dabei. Russel Brice, ein weit anerkannter Leiter eines Expeditionsunternehmens, hat die diesjährige Besteigung des Gipfels für 60 Teilnehmer abgesagt.

rk/sc (dapd, afp, apd)