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"Eiserne Rita" muss gehen

14. Dezember 2006

Der Abschiebestreit in den Niederlanden ist beendet. Die umstrittene Einwanderungsministerin Rita Verdonk muss ihren Posten räumen. Die 15 bis 20.000 abgewiesenen Asylbewerber werden nicht abgeschoben.

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Rita Verdonk und Jan Peter Balkenende (Quelle: AP)
Der Koalitionsfriede war gestört: Rita Verdonk und Ministerpräsident Jan Peter BalkenendeBild: AP

Drei Wochen nach der Wahl hat sich das neue niederländische Parlament in der umstrittenen Einwanderungspolitik gegen die noch amtierende Regierung durchgesetzt: Ministerpräsident Jan Peter Balkenende kündigte in der Nacht zum Donnerstag an, die in die Kritik geratene Ministerin Rita Verdonk werde ihren Posten aufgeben. Außerdem werde die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber sofort gestoppt.

Das Einwanderungsressort werde bis auf weiteres Justizminister Ernst Hirsch Ballin übernehmen, erklärte Balkenende nach fast zwölfstündiger Debatte. Verdonk werde im Kabinett weiterhin für Integration zuständig sein.

Oppositionsführer Wouter Bos begrüßte die Ankündigung des Ministerpräsidenten als einen Sieg für die Asylsuchenden und für das Parlament.

Regierungskrise abgewendet

Die Abgeordneten hatten der Ministerin am Mittwoch formell eine Rüge ausgesprochen, daraufhin wurde mit deren Rücktritt gerechnet. Die übrigen Minister von Verdonks rechtsliberaler Partei VVD drohten für diesen Fall zunächst die Niederlegung aller Ämter an. Regierungschef Balkenende vom Bündnis der Christdemokraten (CDA) erklärte jedoch, die VVD habe sich im Interesse des Landes entschlossen, die Arbeit fortzuführen.

Nach der niederländischen Verfassung bleibt die scheidende Regierung nach einer Parlamentswahl noch so lange im Amt, bis ein neues Kabinett vereidigt werden kann. Sie soll aber keine wichtigen politischen Entscheidungen mehr treffen, wenn diese aufschiebbar sind. Auch die Entlassung eines scheidenden Ministers ist deshalb höchst ungewöhnlich. Gleichwohl wandten sich die Abgeordneten gegen Verdonk, weil sie sich weigerte, einen vom Parlament beschlossenen vorübergehenden Abschiebestopp für illegal Eingewanderte umzusetzen.

Noch immer keine neue Regierung

Verdonk, die auch als "Eiserne Rita" bezeichnet wird, ist mit ihrem harten Kurs gegenüber Ausländern wiederholt ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Bei der Parlamentswahl am 22. November wurden Balkenendes Christdemokraten zwar als stärkste Fraktion bestätigt. Wegen hoher Verluste der VVD war eine Fortsetzung der alten Regierungskoalition aber nicht möglich. Die Verhandlungen zur Bildung einer neuen Regierung dauern an. (kas)