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Klima-Popstar?

Christina Bergmann12. Oktober 2007

Dass umweltpolitisches Engagement gegen den weltweiten Klimawandel mit einem Friedensnobelpreis gewürdigt wird ist gut, findet Christina Bergmann; nicht jedoch, dass auch Al Gore die Medaille bekommt.

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Bild: DW

Schon seit längerem verleiht das Nobelpreis-Komitee die renommierteste seiner Auszeichnungen nicht mehr nur im traditionellen Sinn an Politiker und Friedensstifter. Das ist gut so. Die Stockholmer Akademie hat erkannt, dass zum Beispiel auch der Kampf gegen Armut dem Frieden dient. Insofern ist es nur folgerichtig, den Preis in diesem Jahr denen zu widmen, die auf die Folgen der weltweiten Klimaerwärmung aufmerksam machen. Die Auszeichnung für den UN-Klimarat ist also vollkommen gerechtfertigt.

Fernschreiber Christina Bergmann

Dass das Komitee dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore ebenfalls die Medaille verleiht, ist unnötig und kommt vor allem zum falschen Zeitpunkt. Denn die Auszeichnung des Mannes, der in den USA entweder gehasst oder wie ein Popstar gefeiert wird, lenkt vom Thema ab. Der Preis ist vor allem auch, selbst wenn das Nobelpreiskomittee das nicht so beabsichtigt hat, eine Ohrfeige für George W. Bush, den Gewinner der Wahl von 2000 und jetzigen Amtsinhaber. Denn wäre Al Gore Präsident, gehörten die USA heute mit Sicherheit zu den Unterzeichnern des Kyoto-Protokolls. Aber auch der Krieg im Irak wäre entweder gar nicht oder zumindest nicht so abgelaufen, wie es unter Bush geschehen ist.

Doch noch Präsidentschaftskandidat?

Außerdem dürfte dem Nobelpreiskomitee nicht entgangen sein, dass viele Amerikaner Al Gore gerne im Rennen um die nächste Präsidentschaft sehen würden. Theoretisch kann er noch immer einsteigen. Zu viel politischer Hintergrund für eine Auszeichnung im Kampf gegen den Klimawandel.

Auch besteht zunehmend die Gefahr, dass die Sache immer mehr hinter dem Hype um den Mann verschwindet. Man erinnere sich an die Oscar-Verleihung für den Film "Eine unbequeme Wahrheit". In dem Film geht es um die Welt, um die Klimaerwärmung, aber vor allem auch um Al Gore. Ohne ihn wäre der Film nur einer von vielen gewesen. Doch ist es gerade der Film, mit dem Gore bekannt geworden ist. Und der jetzt zum Beispiel in Großbritannien nur gezeigt werden darf, wenn auf die inhaltlichen Fehler, die darin enthalten sind, aufmerksam gemacht wird.

Politisches Kapital

Gerechterweise muss man sagen, dass Al Gore dem Thema Umweltschutz in den USA tatsächlich einen guten Dienst erweist. Die Amerikaner haben es in der Tat bitter nötig, dass ihnen jemand erklärt, dass nicht jeder Weg mit dem Auto zurückgelegt werden muss und dass isolierte Häuser helfen, Ressourcen zu sparen. Doch reicht das für den Friedensnobelpreis? Der Rest der Welt ist schon wesentlich weiter und muss sich die Gefahren des Klimawandels nicht von Al Gore erklären lassen.

Es gibt Grund genug zu der Annahme, dass Al Gore das politische Kapital, das ihm der Nobelpreis bringt, vor allem für seine PR-Kampagne gegen den Klimawandel einsetzen wird. Es hat gesagt, dass er kein Interesse an einer Präsidentschaftskandidatur hat. Das Nobelpreiskomitee muss nun darauf hoffen, dass Gore sich daran hält. Sonst hätte sich das Komitee für die persönlichen Zwecke eines Politikers in einer Weise instrumentalisieren lassen, die nicht mehr zu rechtfertigen ist.