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Nobelpreisträger Yunus verliert Rechtsstreit

8. März 2011

Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus muss den Chefsessel der von ihm gegründeten Mikrokredit-Bank Grameen endgültig abgeben. Das entschied das Oberste Gericht in Bangladesch. Die Begründung: Yunus ist zu alt.

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Nobelpreisträger Muhammad Yunus (Foto: KEOGH/WOSTOK PRESS/MAXPPP)
Rauswurf nach fast 30 Jahren: Muhammad YunusBild: picture alliance/dpa

Niederlage für den preisgekrönten Ökonomen Yunus: Seine Entlassung als Chef der Mikrokredit-Bank Grameen ist rechtens. Das hat Bangladeschs Oberstes Gericht am Dienstag (08.03.2011) in der Hauptstadt Dhaka entschieden. Yunus war in der vergangenen Woche von der Zentralbank mit sofortiger Wirkung entlassen worden. Dagegen hatte er Widerspruch eingelegt. Seinen Antrag, weiterhin Direktor des Finanzinstituts bleiben zu dürfen, haben die obersten Richter in Dhaka nun abgelehnt. Yunus-Anwältin Sara Hossain kritisierte, die Richter hätten einer illegalen Entscheidung der Zentralbank Legitimität verliehen. "Es ist ein schlechter Tag für uns, für Bangladesch", sagte Hossain. Yunus werde in Berufung gehen.

Zu alt für einen Bankchef

Muhammad Yunus vor dem Logo der Grameen Bank (Foto: AP/Remy de la Mauviniere)
Yunus ist zu alt für den ChefpostenBild: AP

Die Zentralbank hatte Yunus in der vergangenen Woche mit sofortiger Wirkung entlassen. Die Begründung: Seine Berufung zum Chef des Finanzhauses Grameen sei nicht korrekt gewesen. Er habe bei seiner Ernennung als Generaldirektor im Jahr 2000 keine Zustimmung der Zentralbank eingeholt und damit die Statuten der Grameen Bank verletzt. Diese gehört zu einem Viertel dem Staat. Zudem sei der Ökonom mit 70 Jahren zu alt für den Posten. Die Pensionsgrenze für Bankangestellte liegt in Bangladesch bei 60 Jahren. "Er hat die Altersgrenze schon längst überschritten", erklärte ein Richter in Dhaka. Yunus war im Jahr 2000 ein unbefristetes Mandat erteilt worden. Dafür gäbe es keine gesetzliche Basis, urteilte das Gericht.

Ist die "Bank der Armen" zu mächtig?

Dem Rauswurf des Ökonomen war ein langer Streit mit Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina vorangegangen. 2007 hatte Yunus vorübergehend eine eigene Partei gegründet und sich damit den Unmut der Regierungschefin zugezogen. Er hatte damals erklärt, die Politik in Bangldesch sei im Wesentlichen eine Angelegenheit von "Macht, um Geld zu machen". Der Ökonom war daraufhin wegen Verleumdung verklagt worden. Die Premierministerin wirft ihm außerdem vor, sich mit "Tricks" um Steuerzahlungen zu drücken und mit Mikrokrediten "das Blut der Armen auszusaugen".

Muhammad Yunus besucht Kreditnehmer (Foto:(PRNewsFoto/The Tech Museum of Innovation)
Ist die "Bank der Armen" zu mächtig?: Grameen hat 8,3 Millionen KundenBild: AP

Kommentatoren sind der Ansicht, die Zentralbank versuche mit Yunus' Entlassung die Macht der Grameen Bank zu brechen. Sie hat 8,3 Millionen Kunden und ein Netz von 23.000 Beratern. Damit besitzt Bangladeschs "Kreditinstitut für Arme" einen erheblich politischen Einfluss an der Basis.

Mit Kleinkrediten aus der Armut

Die 1983 von Yunus gegründete Grameen Bank vergibt Mini-Darlehen, sogenannte Mikrokredite, an arme Bevölkerungsschichten. Sie sollen die Möglichkeit bekommen, sich einen eigenen Unterhalt zu erarbeiten und vor Kredithaien geschützt werden. Das Modell der Mikrokredite gilt auch über Bangladeschs Grenzen hinaus als wirksame Initiative der Armutsbekämpfung. Weltweit gibt es viele Nachahmer. Für seine Idee und sein Engagement wurde Yunus 2006 mit den Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Autorin: Julia Hahn (mit kna, dpa, afp)
Redaktion: Sabine Faber