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Suche nach Tengelmann-Chef dauert an

11. April 2018

Karl-Erivan Haub, Chef des Tengelmann-Konzerns, ist nach einer Skitour in den Schweizer Bergen verschwunden. Die Rettungskräfte haben noch Hoffnung, ihn lebend zu finden. Doch das Suchgebiet ist groß und die Zeit knapp.

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Karl-Erivan Haub, Vorstandsvorsitzender der Tengelmann-Gruppe
Bild: picture-alliance/dpa

240 Quadratkilometer umfasst das Gebiet auf dem Einsatzkräfte nach dem Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub suchen. Der Unternehmer war am Samstag von einer Skitour in den Schweizer Bergen nicht zurückgekehrt. Trotz schlechten Wetters laufen die Suchaktionen weiter. "Wir haben sichere Chancen innerhalb der ersten zwei, drei Tage. Wir haben aber auch jetzt noch eine geringe Chance, die muss man realistisch sehen", sagte der leitende Rettungsarzt, Axel Mann, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Zermatt.

Neben Helfern am Boden seien auch mehrere Hubschrauber mit Wärmekameras in der Luft. Bislang sei aber auch noch nicht klar, ob eine Straftat oder ein tragisches Unglück zum Verschwinden des 58-Jährigen geführt haben, ergänzte der Oberstaatsanwalt von Oberwallis, Dominic Lehner.

Suche am Boden und in der Luft

Haub war als Skitourengeher an der schweizerisch-italienischen Grenze unterwegs. Er wurde zuletzt am vergangenen Samstag beim Verlassen der Bergstation Klein Matterhorn gesehen, erklärte Mathias Volken von der Kantonspolizei Wallis. Am Sonntag gegen 9:00 Uhr sei er als vermisst gemeldet worden und unmittelbar darauf habe die Suche nach ihm begonnen - sowohl in der Schweiz als auch in Italien. "Es sind immer noch viele Leute draußen im Gelände, die nach dem Vermissten suchen", sagte Anjan Truffer, Chef der Rettungsstation Zermatt. Derzeit seien noch 13 Retter im Einsatz. Auf dem Höhepunkt der Suche seien es bis zu 60 Retter gewesen.

Schweiz PK Suche nach Unternehmer Karl-Erivan Haub in Zermatt | Dominic Lehner, Staatsanwalt
Pressekonferenz mit der Bürgermeisterin von Zermatt Romy Biner-Hauser und Oberstaatsanwalt Dominic LehnerBild: Reuters/A. Wiegmann

Das "Handelsblatt" veröffentlichte einen Brief vom Bruder des Vermissten. Darin schreibt Christian Haub an die Tengelmann-Mitarbeiter: "Mein Bruder ist ein sehr erfahrener Skitourengänger und Bergsteiger, so dass wir trotz der Zeit, die inzwischen verstrichen ist, die Hoffnung nicht aufgeben, ihn bald zu finden." Dennoch stelle sich die Familie auf eine längere Abwesenheit von Karl-Erivan ein. Der Geschäftsbetrieb werde ganz ruhig und geordnet weiterlaufen.

Der 58-jährige Haub gilt als passionierter Ski-Alpinist und wollte für die sogenannte Patrouille des Glaciers trainieren. Seit Jahren nehme der sportliche Unternehmer an diesem traditionellen Skitourenrennen teil, schreibt die Schweizer Zeitung "Blick". Die vom Militär organisierte Veranstaltung findet dieses Jahr am 17. April statt.

Einer der reichsten Deutschen

Karl-Erivan Haub, Sohn des kürzlich gestorbenen Unternehmers Erivan Haub, hatte Ende der 1990er Jahre die Führung übernommen und Tengelmann drastisch umgebaut. Karl-Erivan Haub nahm harte Einschnitte vor. Schritt für Schritt zog er sich aus dem Lebensmittelhandel - der Keimzelle des Unternehmens - zurück. Den Abschluss bildete Ende 2016 der Verkauf der Supermarktkette Kaiser's-Tengelmann. Stattdessen investierte er in den boomenden Online-Handel.

Tengelmann ist eines der weltweit bedeutendsten Handelsunternehmen. Heute gehören zur Unternehmensgruppe 73 Beteiligungen, die einen Umsatz von etwa 30 Milliarden Euro erwirtschaften und mehr als 215.000 Mitarbeiter beschäftigen. Zum Firmenverbund zählen unter anderen der Textildiscounter Kik und die OBI-Baumärkte. Karl-Erivan Haub ist einer der reichsten Deutschen. Das Vermögen der Unternehmerfamilie wurde zuletzt vom "Manager-Magazin" auf rund 4,2 Milliarden Euro geschätzt.

pgr/pg (dpa, rtr, afp)