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Keine Entwarnung

Christina Bergmann29. August 2007

Zwei Jahre nachdem der Hurrikan Katrina die Stadt New Orleans verwüstet hat, stellt sich die Frage: Ist inzwischen dafür gesorgt worden, dass so eine Katastrophe nicht wieder passieren kann? Die Antwort lautet: Nein.

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Zwei der neuen FluttoreBild: AP

Die Bilder haben sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt: Eine Trümmerlandschaft, zu großen Teilen unter Wasser gesetzt. Verzweifelte Menschen sind auf Hausdächer geflüchtet, warten dort auf ihre Rettung. Katastrophale Zustände im Super Dome, dem Football-Stadion, in dem die Menschen zusammengepfercht ausharren, das dann schließlich aber auch evakuiert werden muss. Hunderte Menschen sterben, der Sachschaden ist der höchste, den je ein Hurrikan in den USA angerichtet hat.

New Orleans ein Jahr nach dem Hurrikan Katrina
Lower 9th Ward, New Orleans: Noch immer ein Drittel weniger EinwohnerBild: picture alliance /dpa

Auch zwei Jahre später hat sich die Stadt noch nicht von Katrina erholt. Rund ein Drittel der Einwohner sind bisher nicht wieder zurückgekehrt. Es gibt deutlich weniger Jobs als vor Katrina. Während in einigen Stadteilen der Tourismus schon wieder floriert, ist das Schwarzenviertel Lower Ninth Ward, das vollständig unter Wasser stand, nach wie vor ausgestorben. Die Trümmer sind weggeräumt, aber die Fundamente der Häuser, die das Wasser weggespült hat, nicht wieder bebaut worden. Unkraut wuchert überall.

Was tun bei Kategorie 5?

Mehr als sechs Milliarden Dollar hat das Army Corps of Engineers, das für den Schutz der Küsten und der Wasserwege und deren Umgebung zuständig ist, in den letzten zwei Jahren für die Reparatur der Deiche ausgegeben. Pumpen wurden installiert, Fluttore gebaut. Doch die Arbeiten dauern noch bis 2011 - und dann bietet das System der Stadt auch nur Schutz vor einem Jahrhundertsturm. Katrina aber war ein Sturm, wie er statistisch gesehen nur alle 400 Jahre kommt - und er war, als er auf die Stadt traf, schon von der Kategorie 5, der stärksten, herabgestuft worden auf die Kategorie 3.

Wie schlecht die Stadt nach wie vor gegen Überflutungen geschützt ist, illustriert das Corps auf einer eigens für New Orleans eingerichteten Webseite. Sie soll den Einwohnern von New Orleans zeigen, wie gefährdet das Gebiet ist, in dem sie wohnen - und potenziellen Rückkehrern aufzeigen, wo sie sich niederlassen können und wo nicht. Auf einer Landkarte können Teile der Stadt ausgewählt werden und dann gibt es Bilder mit Planspielen: In verschiedenen Blautönen wird die Höhe der Überflutung als Folge eines Hurrikans gezeigt. Es gibt die Wahrscheinlichkeiten eines 50-Jahressturms, eines 100-Jahressturms und eines 500-Jahressturms, jeweils vor und nach Katrina.

New Orleans 1 Jahr nach Katrina
Was nach dem Wasser bliebBild: picture-alliance/dpa

Besserer Schutz - für manche

Diese Bilder sollen natürlich eigentlich die Erfolge des Corps aufzeigen und beweisen, wie viel mehr Sicherheit die Reparatur- und Ausbesserungsarbeiten den Menschen in New Orleans gebracht haben. In der Tat ist hier zu sehen, dass einige Stadtgebiete jetzt besser gegen die Überflutung geschützt sind. Im Lower Ninth Ward aber hat sich zum Beispiel so gut wie nichts geändert: Bei einem 100-Jahressturm würde noch immer die Hälfte des Gebiets unter Wasser stehen und durch einen 500-Jahressturm würde das gesamte Gebiet nach wie vor komplett mehrere Meter hoch überspült werden. Zum Vergleich: In den Niederlanden sind die Schutzmaßnahmen gegen Überflutung so ausgerichtet, dass statistisch gesehen ein Schaden nur alle paar Tausend Jahre auftritt. Der Rotterdamer Hafen ist mit einer Stahlkonstruktion geschützt, die einer Sturmflut standhält, wie sie einmal in 10.000 Jahren vorkommt.

An einen solchen Schutz ist in New Orleans nicht zu denken. US-Präsident George W. Bush will vom Kongress im nächsten Jahr noch einmal 7,6 Milliarden Dollar genehmigen lassen. Soviel kostet es, wenn das Corps seine Arbeit bis 2011 weitermachen soll. Um damit sicherzustellen, dass die Stadt dann tatsächlich zumindest vor einem Jahrhundertsturm geschützt ist. Gegen eine zweite Katrina hilft das aber eben immer noch nicht.