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Noch schlimmer als erwartet: US-Autobauer in Existenzkrise

3. Dezember 2008

Die Krise der amerikanischen Autohersteller ist noch schlimmer als bislang bekannt. Die drei Konzerne General Motors, Ford und Chrysler ersuchten den US-Kongress um neue Kredite von insgesamt 34 Milliarden Dollar.

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US-Autobauer General Motors, Ford und Crysler in der Krise (DW-Grafik: Peter Steinmetz)
US-Autobauer General Motors, Ford und Crysler in der KriseBild: DW/AP

Führende Vertreter der Konzerne legten dem Kongress in Washington am Dienstag (02.12.2008) Reformkonzepte vor, nach denen die Hersteller durch ein Bündel von Sparmaßnahmen, den Verkauf von Marken oder durch Fusion den Fortbestand sichern wollen. General Motors (GM) will zusätzlich bis zum Jahr 2012 zusätzlich mehr als 31.500 Arbeitsplätze streichen. Die Chefs der Autobauer boten an, 2009 für das symbolische Gehalt von einem Dollar zu arbeiten. Chrysler und GM erklärten nochmals, ohne Finanzhilfe drohe den Unternehmen zum Jahresende das Aus.

Die Zeit drängt

Die Lage ist akut: General Motors braucht nach eigenen Angaben allein bis zum Ende des Monats vier Milliarden Dollar, um das Überleben zu sichern. Auch Chrysler braucht die angefragten sieben Milliarden Dollar bis zum Jahresende. Der Grund: Die Autoverkäufe bei allen Herstellern gingen im November den 13. Monat in Folge zurück. Bei GM schrumpfte der Absatz in den USA im November um 41 Prozent, Ford und Chrysler verkauften jeweils rund 30 Prozent weniger Fahrzeuge.

Der größte US-Autobauer GM ersuchte den US-Kongress insgesamt um neue Kredite von bis zu 18 Milliarden Dollar bis Ende 2009. Der Konkurrent Ford braucht bis zu neun Milliarden, hofft aber, auf das Geld nicht unbedingt zugreifen zu müssen. Die US-Abgeordneten hatten bisher nur über neue Kredite von insgesamt 25 Milliarden Dollar für die drei großen Autobauer beraten.

Die Konzernleitung von General Motors in Detroit.
Die Konzernleitung von General Motors in Detroit.Bild: AP

GM: "Insolvenz unbedingt verhindern"

Die GM-Ankündigung löste sofort neue Spekulationen über eine drohende Pleite aus. Das "Wall Street Journal" berichtete, die ranghohe Funktionäre der Autoarbeiter-Gewerkschaft UAW befürchteten eine Insolvenz von General Motors noch vor Weihnachten, falls die Milliarden vom Staat nicht kämen. Das Unternehmen selbst betonte, es wolle eine Insolvenz unbedingt verhindern und setzte alles daran, die Hilfen aus Washington zu bekommen.

In Deutschland bereitet sich Opel allerdings schon seit Mitte November auf eine mögliche Insolvenz der Konzernmutter vor und bat für diesen Fall um staatliche Bürgschaften von mehr als einer Milliarde Euro. Die Bundesregierung will bis Weihnachten darüber entscheiden. Im Gegenzug für Bürgschaften verspricht die Opel-Mutter, stärker in umweltfreundliche Modelle wie den Elektrowagen Chevy Volt zu investieren sowie die Kostensenkungen zu beschleunigen. Zudem kündigte GM an, es werde seine Marken Saab und Saturn möglicherweise verkaufen. Auch ein stufenweiser Rückzug von Pontiac werde in Betracht gezogen. In den USA wolle sich der Konzern künftig auf vier zentrale Marken konzentrieren: Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC.

Ford setzt künftig auf geringeren Benzinverbrauch
Ford setzt künftig auf geringeren BenzinverbrauchBild: DW-TV

Ford: "bis 2011 wieder profitabel"

Ford legte dem US-Kongress ein Konzept vor, nach dem das Unternehmen durch ein Staatsdarlehen über neun Milliarden Dollar bis 2011 wieder profitabel werden soll. Über die nächsten sieben Jahre sollen 14 Milliarden Dollar investiert werden, um den Benzinverbrauch der Ford-Flotte zu senken. Außerdem will das Unternehmen seine fünf Firmenjets verkaufen.

Chrysler präsentiert in Detroit das Konzept eines Elektrofahrzeuges mit dem Namen Eco Voyager. (dpa)
Chrysler präsentiert in Detroit das Konzept eines Elektrofahrzeuges mit dem Namen Eco Voyager.Bild: picture-alliance/ dpa

Chrysler: Kooperationspartner gesucht

Chrysler teilte mit, ohne staatliche Hilfe drohe dem Unternehmen im ersten Quartal des kommenden Jahres die Insolvenz. Der Konzern beantrage daher ein Darlehen in Höhe von sieben Milliarden Dollar, das noch vor Jahresende benötigt werde. Chrysler suche weiter nach Allianzen. Auch wolle sich der Konzern zur Übernahme anbieten. Zuletzt hatte Chrysler Gespräche mit GM geführt. Bis 2010 solle zudem ein mit Elektromotor betriebenes Fahrzeug auf den Markt gebracht werden, teilte das Unternehmen mit.

Weitere Verhandlungen in dieser Woche

Die drei großen Autobauer – die "Big Three" - unternehmen in dieser Woche einen neuen Anlauf, an Staatsgelder zu kommen, um ihr Überleben zu sichern. Die US-Regierung bekräftigte ihre Position, die angeschlagenen Autokonzerne müssten für die Staatshilfen überzeugende Pläne vorlegen. Es werde länger dauern, bis über die Hilfen abschießend beschlossen werde, sagte ein Sprecher des Weißen Hauses. Im November war die Branche mit ihren Bemühungen um Gelder aus der Steuerkasse zunächst gescheitert. GM, Ford und Chrysler beschäftigen allein in den USA fast 250.000 Menschen. Ein Kollaps eines Autogiganten würden zudem die Zulieferer sowie die gesamte Konjunktur belasten. (hp)