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Nofretete sorgt erneut für Wirbel

25. Januar 2011

Die Deutschen haben sie, die Ägypter wollen sie wieder zurück: Die weltbekannte Büste der Nofretete. Es ist ein Streitfall, der bereits Jahre währt. Eine angeblich offizielle Rückgabeforderung stiftet nun Verwirrung.

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Die farbige Büste der ägyptischen Königin Nofretete (Foto: AP)
Nofretete, die Ehefrau des Pharaos Echnaton und Stiefmutter des legendären TutanchamunBild: AP

Der ägyptische Altertumsrat fordert erneut die Rückgabe der Nofretete Büste. Wie der Chef der ägyptischen Altertümerverwaltung, Zahi Hawass, in Kairo mitteilte, wurde ein Brief mit der entsprechenden Forderung an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zugestellt, in deren Besitz sich die Büste derzeit befindet. Hawass unterstrich dabei, dass auch Ägyptens Premierminister Ahmed Nazif diese Rückgabeforderung unterstütze.

Deutschlands Kulturstaatsminister Bernd Neumann betonte dagegen, dass ihm bislang kein offizielles Ersuchen Ägyptens über die Rückgabe der Nofretete vorliege. Zwar gebe es ein Schreiben vom 2. Januar, das an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz adressiert sei, allerdings handele es sich dabei nicht um ein offizielles Ersuchen der ägyptischen Regierung, sagte ein Sprecher Neumanns. Weder der ägyptische Ministerpräsident noch ein anderes Mitglied seiner Regierung habe den Brief unterzeichnet; das Schreiben trage lediglich die Unterschrift von Hawass.

Der Streitfall "Nofretete"

Die mehr als 3300 Jahre alte farbige Büste der ägyptischen Königin Nofretete war 1912 neben weiteren altertümlichen Kunstschätzen von dem deutschen Archäologen Ludwig Borchardt bei Ausgrabungen in Tell al-Amarna entdeckt worden. Im Rahmen der damals noch üblichen sogenannten Fundteilung verblieb die eine Hälfte der Ausgrabungsschätze in Ägypten, während die andere Hälfte, darunter auch die Büste der Nofretete, nach Deutschland ausgeführt wurde, da dieses die Ausgrabungen in Ägypten finanziert und organisiert hatte.

Die Büste der Nofretete an ihrem Platz im Kuppelsaal des Neuen Museums in Berlin (Foto: AP)
Die Büste der Nofretete im Neuen Museum in BerlinBild: AP

Hawass beschuldigt Borchardt dagegen, den ägyptischen Antikendienst in Kairo damals mit unlauteren Mitteln hinters Licht geführt zu haben. Demnach soll Borchardt vor der Fundteilung die Büste mit Tonerde eingeschmiert haben, um so ihren wahren Wert zu verbergen. Aufgrund dessen sieht Hawass das ägyptische Volk als "rechtmäßigen Besitzer" der Büste.

Anders sehen es die Verantwortlichen in Deutschland. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bestreitet jegliche Täuschungsabsichten Borchardts. Auch nach Auffassung des deutschen Kulturstaatsministers und des Auswärtige Amtes in Berlin ist die Nofretete Büste aufgrund der Fundteilung rechtmäßiges Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und muss daher nicht an Ägypten zurückgegeben werden. Auch das jetzige Schreiben von Hawass werde nichts an dieser Sachlage ändern, so der Sprecher des Kulturstaatsministers.

Publikumsliebling und Streitobjekt

Die weltberühmte Büste der Nofretete wurde im 14. Jahrhundert v. Chr. vom Bildhauer Thutmosis geschaffen. Das farbige Antlitz der Gattin des Pharaos Echnaton steht ganz oben auf einer Liste von Artefakten, für deren Rückgabe sich der ägyptische Chefarchäologe Hawass bereits seit Jahren einsetzt. Deutschland hatte entsprechende inoffizielle Bitten bislang allerdings stets abgelehnt.

Seit Oktober 2009 ist die Nofretete Büste in dem wiedereröffneten Neuen Museum in Berlin ausgestellt. Sie zählt dort neben der Bronzestatur des Xantener Knaben und dem sogenannten "Berliner Goldhut" zu den Hauptattraktionen des Museums.

Autorin: Tanja Schmidt (afp, dpa, epd)
Redaktion: Frank Wörner