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Nomen est omen

Eckhard Tollkühn17. Dezember 2001

Warum der Name einer U-Bahn Station in Washington die Gemüter in der amerikanischen Hauptstadt in Wallung bringt, erklärt DW-TV-Korrespondent Eckhard Tollkühn.

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Nomen est omen, das gilt besonders in der hohen Politik. Nur, welches Zeichen man setzten wollte, als man den Washingtoner Stadtflughafen in "Ronald Reagan National" umtaufte, das ist vielen Leuten immer noch schleierhaft. Nicht, dass man sich in Washington weigerte, das politische Erbe des an Alzheimers erkrankten Ex-Präsidenten in Ehren zu halten. Im Gegenteil: Das größte Bürogebäude in der Hauptstadt trägt bereits seinen Namen.

Um zu verstehen, warum die Namensänderung auf soviel Missfallen stößt, müssen wir einen Blick zurück in die Geschichte werfen. 1981 traten die amerikanischen Fluglotsen in den Streik. Ihr Ziel war die Verbesserung der Flugsicherheit und ihrer eigenen Arbeitsbedingungen. Der damalige Präsident Ronald Reagan entließ kurzerhand 11.000 Fluglotsen und verhängte ein lebenslanges Berufsverbot. Ersetzt wurden sie durch Militärpersonal. Dass nun ausgerechnet Ronald Reagan als Schirmherr für den hauptstädtischen Flughafen herhalten sollte, ist nicht nur für die betroffenen Fluglotsen so als würde "Bomber" Harris zum Ehrenbürger der Stadt Dresden ernannt.

Insubordination

Dass hier der Bock zum Gärtner gemacht wurde ist dem republikanischen Flügel des amerikanischen Kongresses zu verdanken. Ja, der Namensstreit ging bis in die höchste Instanz des Staates. 1998 wurde der National Airport offiziell zum Ronald Reagan National Airport. Aber damit war der Streit noch lange nicht vorbei. Denn noch heißt die U-Bahn-Station am Flughafen schlicht "National Airport". Keine Spur von Ronald Reagan.

Ein klarer Fall von Schildbürgerstreich, befand der Kongress und befahl der demokratisch regierten Kreisverwaltung von Arlington, die für die U-Bahn-Schilder verantwortlich ist, die Unterlassungssünde umgehend zu korrigieren. Doch die weigerte sich hartnäckig. Bis jetzt das Repräsentantenhaus schwerere Geschütze auffuhr. Die Namensänderung wurde in ein Gesetz eingebunden, das gleichzeitig Verbesserungen der Washingtoner Infrastruktur finanziert. Da wagte plötzlich niemand mehr Widerspruch. Auch die Verwaltungsräte von Arlington werfen jetzt das Handtuch. 400.000 Dollar wird der Namenswechsel kosten, der noch immer Stadtgespräch ist, vom Zeitungskiosk bis zur Radio-Talkshow.

Beruhigend zu wissen, dass sich die Parlamentarier in diesen schwierigen Zeiten auch noch Zeit für die wesentlichen Dinge des Lebens nehmen.