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Pjöngjang lenkt ein

1. November 2006

Nordkorea will die Sechs-Nationen-Gespräche über sein Atomprogramm wieder aufnehmen. Die USA zeigen sich im Gegenzug bereit, über ein Ende der amerikanischen Finanzsanktionen zu verhandeln.

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Kim Jong Il mit Offizieren (Archiv)
Kim Jong Il mit Offizieren (Archiv)Bild: picture-alliance/dpa

Drei Wochen nach dem unterirdischen Test einer Atombombe hat Nordkorea seine Bereitschaft zur Rückkehr an den Verhandlungstisch bestätigt. Voraussetzung sei jedoch, dass zugleich über ein Ende der von den USA verhängten Finanzsanktionen verhandelt werde, erklärte das Außenministerium in Pjöngjang am Mittwoch (1.11.). In der von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur verbreiteten Erklärung bezeichnete Pjöngjang den Atomwaffentest als "Maßnahme zur Selbstverteidigung" gegen die täglich wachsende nukleare und finanzielle Bedrohung durch die USA.

Japan will an Sanktionen festhalten

Der Wiederaufnahme der Sechsergespräche sei während eines bilateralen Treffens mit US-Vertretern am Vortag in Peking zugestimmt worden, hieß es in der Erklärung weiter. Der offiziellen Ankündigung der Rückkehr zu Verhandlungen war am Dienstag ein siebenstündiges Treffen des US-Gesandten Christopher Hill mit dem chinesischen Verhandlungsführer Wu Dawei und dem Nordkoreaner Kim Kye Gwan vorangegangen. Im Anschluss hatten China und die USA erklärt, Nordkorea sei zur Wiederaufnahme der Gespräche bereit. Hill betonte, er habe seinem nordkoreanischen Gegenüber versichert, dass die USA zur Schaffung einer Arbeitsgruppe bereit seien, um die Frage der Finanzsanktionen zu verhandeln.

Beteiligt sind neben Nordkorea, den USA und China Südkorea, Japan und Russland. Pjöngjang boykottiert die Gespräche seit November vergangenen Jahres, nachdem die USA Sanktionen gegen die Regierung wegen Verwicklung in internationale Falschgeldgeschäfte verhängt hatten. Unabhängig davon verhängte der Weltsicherheitsrat nach dem Atomwaffentest vom 9. Oktober Strafmaßnahmen gegen Nordkorea. Japan werde an diesen Sanktionen ungeachtet der Fortsetzung der Sechsergespräche festhalten, sagte Außenminister Taro Aso am Mittwoch laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo.

Internationale Erleichterung

Ein genauer Termin für die Wiederaufnahme der Verhandlungen wurde noch nicht genannt. Die Sechsergespräche sollen nach Angaben von US-Außenministerin Condoleezza Rice aber nicht vor Ende des APEC-Gipfels in Hanoi am 19. November beginnen. Ähnlich äußerte sich Hill. Eine neue Runde könnte schon im November oder Dezember beginnen, erklärte er.

International löste die Ankündigung Erleichterung aus. US-Präsident George W. Bush äußerte sich "sehr erfreut" über die Verhandlungsbereitschaft Nordkoreas. Nach Ansicht Washingtons sollen die nach dem Atomwaffentest im Oktober vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Sanktionen jedoch vorerst in Kraft bleiben. Es sei noch "viel Arbeit zu tun", betonte Bush. Der US-Präsident dankte ausdrücklich der chinesischen Regierung, die das Treffen in Peking initiiert hatte. Südkorea begrüßte die Ankündigung des Nachbarlandes als "Anfang für eine gründliche Lösung der atomaren Frage" auf der koreanischen Halbinsel.

Pjöngjang hatte sich bei dem bislang letzten Sechs-Nationen-Treffen im September 2005 bereit erklärt, sein Atomprogramm gegen internationale Hilfe und Sicherheitsgarantien aufzugeben. Zwei Monate später nahm die nordkoreanische Regierung diese Erklärung mit Hinweis auf die US-Finanzsanktionen zurück und verkündete ihren Ausstieg aus den Gesprächen. Die Krise hatte sich dramatisch verschärft, nachdem Nordkorea nach eigenen Angaben erstmals eine Atomwaffe testete. Nach dem Test hatten sogar die engsten Verbündeten China und Russland UN-Sanktionen gegen das verarmte Land unterstützt. (stu)