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Not des Praktikanten

Christopher Brott13. Juni 2007

Wenn die 100.000 Studenten erstmal weg sind für die Sommerferien, dann stehen Wohnungen und Wohnheime leer – möchte man meinen! Dann aber bevölkert das Heer der Sommer-Praktikanten den frei werdenden Wohnraum.

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Bild: DW

Sonntagnachmittag. Die Sonne brennt, die Luft steht bei 32 Grad. Mein dritter Tag in Washington, Einchecken ins Wohnheim. Vorm Verwaltungsgebäude stehen schon ein paar hundert andere Praktikanten; die Optimisten unter ihnen kalkulieren 45 Minuten Wartezeit.

Gemeinschaftsdusche inklusive

Passanten mögen sich gefragt haben, ob es etwas umsonst gibt. Und ganz falsch liegen sie da nicht. Die Unis locken Praktikanten mit exquisiten Preisen in ihre Sommer-Residenzen: 1800 Dollar für sechs Wochen im Einzelzimmer. Das sind 1200 Dollar im Monat und damit soviel wie ich für mein erstes Auto bezahlt habe. Klar, woanders gibt es dafür ein ganzes Haus, hier den Charme durchgelegener Matratzen und renovierungsbedürftiger Gemeinschaftsduschen.

Das Warten hat schließlich ein Ende und schon droht sich ein Wärmegewitter an. Ich zerre also meine sieben Sachen zum zwei Kilometer entfernten Wohnheim. Aber mein Klagen verstummt rasch: Das Zimmer ist im weitesten Sinne besenrein.

Steigende Mietpreise

Studenten in den Wohnheimen stehen mit ihren Klagen über Mieten nicht allein da. Ganz Washington ächzt unter seit Jahren steigenden Preisen, obwohl selten zuvor soviel gebaut wurde. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung kostet im Durchschnitt 1750 Dollar pro Monat.

Keine grandiosen Aussichten für Studenten, die ihr Studium ohnehin über Kredite finanzieren und während ihrer Praktika im Weißen Haus oder im Repräsentantenhaus nichts verdienen. Die Senatorin Patty Murray warnt Praktikanten auf ihrer Internetseite und rät: Je weiter weg ihr wohnt, umso günstiger wird es. Und umso gefährlicher auch. Das allerdings sagt sie nicht. Einige Ecken der Stadt sind so kriminell, dass, wer in der Stadt bleiben will, sich besser was im teureren Nordwesten sucht.

1200 Dollar für ein Zimmer im Wohnheim klingen dann doch beinahe wie ein guter Deal. Darin enthalten: Waschbecken im Zimmer, die Nebenkosten und der frühmorgendliche, wehklagende Gedankenaustausch des Reinigungspersonals. Und dass die Verwaltung nicht gerade noch frisch durchrenoviert hat – also bitte!