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US-Notenbank rechnet mit Abschwung

9. April 2008

Wegen der Immobilien- und Finanzmarktkrise droht der US-Wirtschaft ein Abschwung. Das befürchtet jetzt auch die US-Notenbank. Ihr früherer Chef Alan Greenspan meint: Die Rezession ist bereits da.

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Fallender Index vor der US Flagge (DW-Montage: Peter Steinmetz)
Im ersten Halbjahr 2008 geht es abwärts, sagt die amerikanische Notenbank. Von einer Rezession spricht sie nichtBild: DW-Montage

Ein bis vor kurzem geheimes Protokoll der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (FED) sorgt für Aufregung an den Börsen. Die Banker gehen davon aus, dass die US-Wirtschaft in einer größeren Konjunkturflaute steckt. Zumindest im ersten Halbjahr 2008 werde die Wirtschaft schrumpfen. Frühestens im zweiten Halbjahr gehe es dann wieder bergauf, so die Prognose der Währungshüter. Das geht aus einem Sitzungsprotokoll des Offenmarktausschusses der Federal Reserve vom 18. März 2008 hervor. Es gelangte erst am Dienstag (09.04.2008) in die Öffentlichkeit.

Krise größer als angenommen

Offenbar ist die amerikanische Wirtschaft stärker von der Krise am Immobilien- und Finanzmarkt betroffen, als es Regierungsvertreter bisher zugeben wollten. Einige Notenbanker fürchten laut Protokoll sogar, "dass ein länger andauernder und ernsthafter Wirtschaftsabschwung nicht ausgeschlossen werden kann".

Ex-US-Notenbankchef Alan Greenspan (Quelle: AP)
Die Rezession ist bereits da, sagt der ehemalige Notenbankchef Alan GreenspanBild: AP

Die Notenbank steht mit ihren Befürchtungen nicht allein da: Auch der ehemalige Notenbankchef Alan Greenspan sieht die Wirtschaft in einer Rezession. Wie tief sie sei, beziehungsweise wie lange sie andauern werde, sei aber noch nicht absehbar, sagt Greenspan dem US-Wirtschaftssender CNBC.

Besserung im zweiten Halbjahr

Das Wort Rezession vermeiden die Währungshüter allerdings. Davon wird gesprochen, wenn die Wirtschaftsleistung über zwei aufeinanderfolgende Quartale schrumpft. Aus dem Protokoll der Notenbank geht nicht hervor, ob die Banker ein Schrumpfen in einem oder beiden Quartalen des ersten Halbjahres erwarten.

Die FED setzt darauf, dass im zweiten Halbjahr 2008 die bisherigen Zinssenkungen wirken werden und die Finanzmärkte sich bis dahin wieder beruhigt haben. Zuletzt hatte die Notenbank am 18. März den Leitzins von 3,0 auf 2,25 Prozent gesenkt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Positiv werten die Banker außerdem die anhaltende US-Exportstärke und die sinkenden Ölpreise.

Verluste an den Börsen

Die skeptische Prognose der US-Notenbanker belastete am Mittwoch weltweit die Börsen. Der Dax fiel bei der Eröffnung um etwa ein Prozent. Ähnliche Verluste verzeichneten auch die Börsen in Japan, Südkorea, Hongkong und Singapur. Der amerikanische Dow-Jones-Index hatte am Dienstag mit nur einem leichten Minus von 0,3 Prozent geschlossen. Beobachter machten für den Fall der Aktienkurse aber nicht nur die Nachrichten aus der US-Notenbank verantwortlich.

Weniger Steuereinnahmen

In Deutschland könnte die weltweite Finanzkrise den Staat rund zehn Milliarden Euro Steuereinnahmen kosten. Damit rechnen Steuerschätzer, wie die "Financial Times Deutschland" am Mittwoch berichtete. So würden Finanzkonzerne wahrscheinlich weniger Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer abführen. Werden infolge der Krise Jobs abgebaut, sinken außerdem die Einnahmen aus der Lohnsteuer, warnen Experten. (det)