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Nummer Eins bei Pleiten

Michael Knigge4. Dezember 2002

In Deutschland hat die Zahl der Arbeitslosen im vergangenen Monat wieder die Vier-Millionen-Grenze überschritten. Ein Grund dafür: Konkurse haben Konjunktur.

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Der wohl bekannteste Pleitier des Jahres: Leo KirchBild: AP

Das Jahr 2002 war schlimm, aber 2003 kommt es für deutsche Unternehmen noch dicker. Denn es droht ein neuer Rekord an Firmenpleiten. Damit würde Deutschland in Europa einen traurigen Spitzenplatz einnehmen.

Während bis Ablauf dieses Jahres voraussichtlich rund 38.000 Firmen in Deutschland ihre Türen für immer dicht machen, werden es nächstes Jahr noch deutlich mehr sein. Nach Prognosen des Wirtschaftsinformations- und Inkassospezialisten Creditreform werden dann bis zu 42.000 Unternehmen Pleite gehen. "Damit wird Deutschland auch 2003 was Insolvenzen angeht, den Spitzenplatz in Europa behalten", sagte Michael Bretz, Creditreform-Pressesprecher im Interview mit DW-WORLD.

Betroffen von der Pleitewelle sind den Angaben zufolge vor allem mittelständische Unternehmen und Kleinbetriebe. Der Grund: Die schlechte Auftragslage und schwindende Finanzierungsmöglichkeiten. "Mit der Börse sind wir in den letzten Jahren ja richtig auf die Nase gefallen, deshalb ist die Kapitalbeschaffung für kleine Firmen sehr schwierig geworden, auch weil die Banken sehr vorsichtig geworden sind", erläutert Bretz und fordert: "Besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen muss ein Turn-Around bei der Finanzierung geschafft werden."

Mehr Transparenz

Aber nicht nur die Banken und fehlende Aufträge sind Schuld an der Misere. "Auch die Firmen müssen endlich ihre Hausaufgaben machen und für mehr Transparenz sorgen". Denn ohne Transparenz in den Geschäftsbüchern sind Kreditgeber nicht mehr bereit, zusätzliche Mittel locker zu machen. Ein Teufelskreis, der nur durch Anstrengungen beider Seiten durchbrochen werden kann.

Die Wirtschaftskrise in Deutschland bekommen jedoch nicht nur die Unternehmen zu spüren. Auch die Zahl der Verbraucherpleiten wird sich im kommenden Jahr wohl erneut stark erhöhen. In diesem Jahr werden Creditreform zufolge rund 23.000 Verbraucher den Gang zum Insolvenzrichter antreten, 2003 könnten es dann bereits rund 48.000 sein.

Jobvernichtung durch Insolvenzen

Die Folgen der Pleitewelle sind dramatisch: Rund 590.000 Arbeitsplätze werden in diesem Jahr durch Insolvenzen vernichtet, ein Jahr später prognostiziert Creditreform dann bis zu 680.000 Jobverluste aufgrund von Unternehmenspleiten.