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Nun auch Bosch unter Kartell-Verdacht

28. Juli 2017

An dem möglichen Kartell der großen deutschen Autobauer ist Medienberichten zufolge auch der Zulieferer Bosch beteiligt. Zudem wiesen Mitarbeiter bei Audi bereits vor Jahren auf die Risiken der Abgas-Manipulation hin.

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Deutschland Bosch-Logo Symbolbild
Bild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Wie die "Bild am Sonntag" am Freitag unter Berufung auf interne Unterlagen berichtete, soll der Konzern den Autoherstellern in einer gemeinsamen Sitzung einen Vorschlag gemacht haben, wie sie Probleme bei der Diesel-Abgasreinigung schnell und günstig lösen könnten. In der Runde hätten die Autobauer von Schwierigkeiten mit Ablagerungen der Harnstofflösung AdBlue und möglichen Lösungen berichtet. Sie seien zwar effektiv gewesen, aber mit hohem Aufwand verbunden. Bosch habe dann eine "kleinere Maßnahme zum Anlauf" vorgeschlagen, von der aber noch unklar sei, ob sie womöglich die Reinigungswirkung verringere.

Bosch betonte, dass dazu keine Anfragen von deutschen oder europäischen Wettbewerbsbehörden vorlägen. "Da uns keine Details zu den untersuchten Sachverhalten bekannt sind, können wir uns auch nicht dazu äußern", hieß es.

Laut "Spiegel" taucht der Name Bosch in einem Papier mit Fällen von möglichen Wettbewerbsverstößen auf, das Volkswagen vergangene Woche beim Bundeskartellamt eingereicht hat. Die "Bild am Sonntag" zitiert aus einer E-Mail aus dem Jahr 2008 an damalige Audi-Manager. Darin heiße es, dass die Teilnehmer der Sitzung bestätigt hätten, "diese Thematik in keiner Form gegenüber den US-Behörden EPA und CARB zu erwähnen, um den Anlauf in den USA nicht zu gefährden".

Audi fürchtete früh Aufdeckung der Manipulation

Laut einem Medienbericht haben Fachleute bei Audi bereits vor Jahren intern auf die Abgasmanipulationen in den USA hingewiesen und eindringlich vor Strafen gewarnt. "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR zitierten am Freitag aus einem Audi-Dokument vom 11. Oktober 2013: Das "Kernrisiko" bestehe in einer Aufdeckung der betreffenden Software bei Dieselfahrzeugen durch die US-Behörden. Das könne zu hohen Geldbußen führen.

Die Technikexperten schlugen vor, diese Software so schnell wie möglich umzustellen. Das geschah aber nicht. Stattdessen wurde weiter manipuliert, bis die US-Behörden zwei Jahre später die Gesetzesverstöße bei Volkswagen und der VW-Tochter Audi enthüllten.

Die Entdeckung dieser Abschalt-Software, die die Abgasreinigung im Normalbetrieb der Fahrzeuge stark reduziert, hatte in den USA den Diesel-Skandal bei Volkswagen ausgelöst. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt wegen des Verdachts der Beihilfe zum Betrug bei einer möglichen Manipulation der Abgasnachbehandlung an VW-Fahrzeugen gegen Bosch-Beschäftigte. VW musste, auch für die Verstöße bei Audi, in den USA Strafen und Schadenersatz in Höhe von mehr als 20 Milliarden Dollar zahlen.

zdh/dk (dpa, afp)