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Nun geht es um den Wiederaufbau

27. August 2014

Die Waffenruhe in Gaza hat den ersten Tag überstanden. Noch sind nicht alle Zweifel beseitigt: Israelis und Palästinenser müssen erst einen tragfähigen Friedensfahrplan ausarbeiten. Und die Kriegsfolgen wiegen schwer.

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Gaza hofft auf Wiederaufbau (Foto: DW)
Bild: DW/K. Shuttleworth

Im Gazastreifen ist der erste UN-Hilfskonvoi seit sieben Jahren eingetroffen. Die Lastwagenladungen des Welternährungsprogramms WFP reichen aus, um 150.000 Menschen fünf Tage lang zu ernähren. Die UN-Organisation ruft zu internationalen Spenden auf. Allein für die kommenden drei Monate braucht das WFP 53 Millionen Euro, um die Ernährungshilfe fortsetzen zu können.

Später trafen auch Hilfen aus Saudi-Arabien, Oman und aus der Türkei ein. Ein Vertreter des Grenzschutzes in Rafah sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass unter anderem ein Konvoi mit 150 Tonnen Medikamenten und medizinischer Ausrüstung aus Saudi-Arabien die Grenze passiert habe.

Schnelle humanitäre Unterstützung für die schwer gebeutelten Bewohner in Gaza ist zunächst das wichtigste. Wie auch die Reparatur zentraler Versorgungseinrichtungen. Denn der seit Jahren abgeriegelte Küstenstreifen liegt weitgehend in Schutt und Asche. Tausende Menschen, die vor den wochenlangen Bombardements und Häuserkämpfen geflohen und Unterschlupf in Schulen oder bei Verwandten gesucht hatten, finden zuhause nur noch Trümmerberge vor. Viele Palästinenser drängeln sich in Banken und Geschäften, um nach 50 Tagen Krieg endlich Geld abheben und einkaufen zu können.

Islamische Staaten versprechen Hilfe

Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) hat die Hilfe islamischer Staaten beim Wiederaufbau zugesagt. Kommende Woche werde eine Kommission nach Gaza reisen, um das Ausmaß der Zerstörungen und den Bedarf an humanitärer Hilfe zu evaluieren, erklärte OIC-Generalsekretär Iyad bin Amin Madani im saudischen Dschidda.

Zerstörung in Gaza (Foto: Reuters)
Weite Teile des Gazastreifens gleichen einem TrümmerfeldBild: Reuters

Die Kriegsgegner hatten sich am Dienstag unter ägyptischer Vermittlung darauf verständigt, nach Inkrafttreten der Waffenruhe die Grenzen zwischen Israel und dem Gazastreifen für Waren zu öffnen. Auf diese Weise sollen Hilfsgüter und Baumaterialien für den Wiederaufbau schnell in das Palästinensergebiet gelangen. Israel besteht aber darauf, die Einfuhr zu kontrollieren, um einen Missbrauch der Güter für militärische Zwecke zu verhindern. Ferner soll die Fangzone für palästinensische Fischer im Mittelmeer auf sechs Seemeilen ausgeweitet werden.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hofft auf einen Waffenstillstand von Dauer. Für die Menschen in Gaza wäre es "existenziell, dass diese Waffenruhe sich endlich als belastbar erweist." Israel und Palästinenser müssten jetzt unbedingt weiter verhandeln. Das Ziel bleibe ein dauerhafter Waffenstillstand, der auch Lösungen für die "unhaltbare Situation" im Gazastreifen bringen müsse und die Perspektive für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen über eine Zwei-Staaten-Lösung enthalte.

Eine Gelegenheit zum Frieden, aber noch keine Gewissheit

Die USA erwarten ebenfalls eine "langlebige und nachhaltige" Übereinkunft zwischen Israelis und Palästinensern. Alle Beteiligten seien aufgerufen, sich an die Vereinbarung zu halten, sagte Außenminister John Kerry. "Uns allen ist klar, dass dies eine Gelegenheit ist, keine Gewissheit." Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte die Einigung zwischen Israel und den Palästinensern. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warb um die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft bei der Umsetzung einer dauerhaften Lösung im Gaza-Konflikt.

Über weitere strittige Fragen soll binnen eines Monats eine Verhandlungslösung gefunden werden. Ungeklärt sind beispielsweise die palästinensische Forderung nach einem Flug- und Seehafen sowie die Freilassung palästinensischer Häftlinge. Israel fordert wiederum die Überführung zweiter toter Soldaten, die in Gaza getötet worden waren.

An den von Israel kontrollierten Golanhöhen haben syrische Regimegegner nach heftigen Kämpfen mit Dutzenden Toten und Verletzten die syrische Armee vom Grenzübergang Kunaitra vertrieben. Unter den Milizen seien auch radikale islamistische Gruppen wie die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundene Al-Nusra-Front, berichtet die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Und die Gefechte gingen weiter. Ein israelischer Soldat wurde durch Geschosse aus Syrien verletzt, woraufhin Israels Armee über die Grenze zurückfeuerte.

rb/det (afp, dpa, rtr)