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"Nutzer hat Kontrolle über die Daten"

21. Juni 2017

Die Zukunft des Autos ist digital, es fährt von selbst und ist ins Internet eingebunden. Doch wie sicher sind die Daten? Über diese und andere Fragen sprach DW mit Dieter May, dem Digital-Chef des Autobauers BMW.

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BMW Connected Drive - Digitalisierung des Autos
Bild: BMW AG

Herr May, Elektromobilität und automobiles Fahren, das sind die großen Themen, wenn es um die Zukunft des Automobils geht. Vor allem, wenn es um das autonome Fahren geht, dann sind Konnektivität, also die Vernetzung der Autos, und die Digitalisierung die großen Stichworte. BMW setzt in der Eigendarstellung stark darauf, dass man ganz vorne dabei ist. Sehen sie sich als Vorreiter der Branche oder wie würden sie sich einordnen?

Ich denke in Punkto Digitalisierung hat sich BMW über die Jahre eine sehr gute Position erarbeitet. Wir sind seit Beginn der 2000er Jahre bereits mit Konnektivität im Auto unterwegs. Wir haben bereits eine Flotte von 8,5 Millionen vernetzten Fahrzeugen auf den Straßen. Jetzt haben die nächste Stufe gezündet, um unseren Kunden personalisierte Erlebnisse in das Fahrzeug zu bringen, damit er das digitale Leben nicht nur außerhalb des Fahrzeugs, sondern auch im Fahrzeug erleben kann.

Wie darf ich mir das vorstellen?

Wir haben zunächst mal unser "ConnectedDrive-Services-Angebot". Da bekommen sie die aktuellen Fahrzeuginformationen sowie Verkehrsinformationen in ihr Navigationssystem eingespielt. Und mit unserer neuen Plattform, die sich "BMW-Connected" nennt, haben wir jetzt eine Möglichkeit, ihr persönliches Kundenprofil für das Auto zu personalisieren. Das heißt, wenn sie heute von einem BMW in den nächsten wechseln, dann werden sie ihr persönliches Profil mitnehmen und ihr neuer BMW wird sich auf sie einstellen.

Dieter May (Senior Vice President, Digital Services and Business Models, BMW, Germany)
Dieter May, Digital-Chef von BMWBild: DW/P. Böll

Bei der Elektromobilität ist den deutschen Autobauern oft vorgeworfen worden, sie hinken der Konkurrenz hinter her, die anderen seien schon viel weiter. Wie ist das in Sachen Digitalisierung? Wo stehen da die deutschen Autobauer, wo steht BMW?

Also ich glaube, alle Wettbewerber haben hier große Anstrengungen unternommen, vor allem im Hinblick auf die neuen Spieler, die in diesen Markt eindringen wollen. Es sind klassischerweise die Internetfirmen wie Google, Apple und so weiter. Dadurch, dass wir das Fahrerlebnis managen, wir direkten Zugriff auf alle Sensoren, Kamerasysteme und so weiter haben, können wir letzten Endes das Fahrerlebnis auch digital gestalten.

Sie haben Google und Apple erwähnt, die denken ja phasenweise auch über Autos nach, über autonomes Fahren nach, stellen auch mal ein Fahrzeug hin. Wie sieht man das bei ihnen? Als Kooperationspartner, als Wettbewerber oder als Ansporn?

Im englischen heißt es ja so schön "Coopetition".  Also es gibt sicherlich Felder, auf denen wir kooperieren. Zum Beispiel, um Apple-Erlebnisse ins Auto zu bringen über Apple CarPlay. Aber auf der anderen Seite sind wir natürlich auch Wettbewerber. Ich denke, das ist ein Thema, das sehr stark im Fluss ist bei unseren Wettbewerbern. Soweit ich weiß, war die letzte Ankündigung von Apple und Google, dass beide keine Fahrzeuge mehr bauen werden, sondern sich rein auf Software und Technologie konzentrieren wollen, vor allem auf das Thema "künstliche Intelligenz". Und ich glaube, es gibt hier einen großen Wettbewerb über diese Player hinaus, wer letzten Endes die relevanten Technologien bauen wird. BMW hat hier eine klare Strategie, über die Partnerschaft mit Intel und Mobileye  hier eine sogenannte generische Plattform aufzubauen, die letzten Endes im Wettbewerb mit anderen Herstellern stehen wird.

Vernetzte Autos, da spielt ja auch das Thema "big data" eine wichtige Rolle. Da werden enorme Mengen an Daten gesammelt, bis hin zur Positionierung, zur Fahrtroute, was heute über Smartphones ja auch schon geschieht. Aber wie will man sicherstellen, auch bei Ihnen im Haus, dass die Daten wirklich sicher sind und auch nur dort bleiben, wo sie hin gehören?

Hier muss man zwei Themen betrachten. Das eine ist der Schutz der persönlichen Daten und der Fahrzeugdaten. Und zum anderen: Wie stelle ich sicher, dass das Auto nicht gehackt werden kann. Wir haben eine sehr klare Position zum Thema Daten, die sich auch über unser neues Produkt "CarData" wiederspiegelt. Der Nutzer hat die Kontrolle über die Daten. Er bestimmt, welche Daten er preisgibt. Und dadurch bestimmt er letzten Endes auch das digitale Erlebnis, was er hat. Wenn ich ein besseres Erlebnis haben möchte, dann gebe ich mehr Daten frei. Wenn ich das nicht möchte, kann ich das kontrollieren und ganz einfach abstellen. Also da sind wir sehr, sehr transparent. Transparenz und Kontrolle ist hier enorm wichtig.

Dann zum Thema Datenschutz: Kann man ein vernetztes Auto hacken und die Kontrolle übernehmen? Hier geht es, darum, dass man möglichst schnell die entsprechenden Fähigkeiten im Konzern aufbaut, um ein akzeptables Sicherheitsniveau zu erreichen. Wir sind hier wie viele andere Branchen betroffen. Bei uns kann unter Umständen das Leben eines Menschen davon abhängen. Insofern haben wir massiv investiert. Wir müssen in der Lage sein, möglichst schnell ein potentielles Datenleck zu beheben. Software wird nie zu 100 Prozent sicher sein. Aber wir müssen so nahe wie möglich an diesen Wert herankommen.

Dr. Dieter May ist Bereichsleiter Digitale Dienste und Geschäftsmodelle bei BMW. Er kam 2014 von Nokia zu BMW.

 

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Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58