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Nächste Kostprobe des Supertalents

Tobias Oelmaier
28. April 2019

Charles Leclerc landet beim Großen Preis von Aserbaidschan zwar nur auf dem fünften Platz, zeigt aber in Baku, dass er das größte Versprechen der Formel 1 an die Zukunft ist.

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Motorsport Formel 1 - Aserbaidschan-Grand Prix 2019 Charles Leclerc
Bild: Getty Images/M. Thompson

Charles Leclerc ist schon jetzt ein Gewinnertyp, auch wenn es bislang noch nicht mit einem Sieg in der Formel 1 geklappt hat. Leclerc hält sich nicht lange mit der Vergangenheit auf. Schon kurz nachdem er seinen Ferrari beim Qualifying zum Großen Preis von Aserbadischan zu Schrott gefahren hatte, richtete der 21-Jährige seinen Blick auf das Rennen am nächsten Tag: "Es lief eigentlich ganz gut. Dann war es mein Fehler'", gab er durchaus selbstkritisch zu "Ich werde stärker zurückkommen und im Rennen alles versuchen". Von Platz acht in der Startaufstellung aus schien das ein kühnes Unterfangen, aber bald nach dem Start zeigte der Monegasse, was in ihm steckt.

Ein Überholmanöver nach dem anderen auf den härteren, sogenannten gelben Reifen, ein paar Boxenstopps der Konkurrenten, und schon fand sich Leclerc nach einem Drittel des Rennens in der Führung liegend wieder. Teilweise jagte er mit über zehn Sekunden Vorsprung vor den beiden Mercedes mit Valtteri Bottas und Lewis Hamilton um den Stadtkurs in Baku. Teamkollege Sebastian Vettel, der im ersten Abschnitt überhaupt nicht mit seinen Reifen warm wurde, sah nicht einmal seinen Auspuff.

Motorsport Formel 1 - Aserbaidschan-Grand Prix 2019 Crash Training Charles Leclerc
Ferrari in der Streckenbegrenzung, Siegchance schon am Samstag dahinBild: Getty Images/C. Mason

Leclerc im Reifen-Dilemma

Dennoch ging die Taktik von Ferrari nicht ganz auf. So schnell, wie die Pneus Leclerc an die Spitze verhalfen, so schnell bauten sie wenig später ab. Sekunde um Sekunde blieb auf der Strecke, nach gut der Hälfte des Grand Prix fuhren Bottas und Hamilton wieder an ihm vorbei. Doch noch entschied sich der Ferrari-Kommandostand dazu, die Nachwuchshoffung draußen zu lassen. Für einen Wechsel auf die weichen Reifen, die er laut Reglement benutzen musste, war es noch zu früh. Die sind nur für kurze Distanzen konstruiert.

Erst als auch Vettel überholte, hatten die Taktiker an der Box ein Einsehen mit dem Monegassen und holten ihn zum Reifenwechsel. Mehr als ein fünfter Platz war auf den weichen Reifen nicht mehr drin. Als das Rennen für Leclerc schon gelaufen, Platz fünf gesichert und der Rückstand zum vor ihm liegenden Max Verstappen im Red Bull zu groß war, durfte der Ferrari-Jungstar noch einmal zeigen, was in ihm steckt: Nach einem weiteren kurzen Boxenstopp, erneut auf die schnellen weichen Reifen, machte er sich auf die Jagd nach der schnellsten Rennrunde.

Die gelang ihm auch im vorletzten Umlauf - einen Bonuspunkt gab´s zur Belohnung. "Heute war nicht mehr zu machen", sagte ein doch etwas enttäuscht dreinblickender Leclerc nach seinem vierten Rennen für Ferrari bei Sky, "also habe ich mich auf die schnellster Runde konzentriert".

Doppelsieg für Mercedes

Als Erster fuhr Valtteri Bottas über die Ziellinie und sicherte dem Mercedes-Rennstall damit schon den vierten Sieg im vierten Saisonrennen. In der Gesamtwertung liegt er - dank einer schnellsten Rennrunde beim Auftakt in Melbourne - einen Punkt vor seinem Teamkameraden Lewis Hamilton, der in Baku Zweiter wurde. Wieder mal ein Doppelsieg für die Silberpfeile, dennoch bleibt Leclerc zuversichtlich: "Was die Performance angeht, sind wir nicht so weit weg, vor allem im Qualifying", sagte der Monegasse, "aber im Rennen können sie immer noch einen drauf setzen. Aber wir arbeiten daran."

Formel 1 Großer Preis von Bahrain 2019 | Charles Leclerc, Ferrari
Enttäuschung in Bahrain. Wegen technischer Probleme nur Rang drei - der Sieg war drinBild: Getty Images/L. Baron

Auf Platz drei landete Sebastian Vettel. Eine Position, die er auch im Kampf um die Weltmeisterschaft belegt. Allerdings liegt er schon weit zurück. Die jungen Wilden, Verstappen und Leclerc, liegen in Lauerstellung dahinter. Es wird immer spannender zu beobachten, wie lange Ferrari den Nummer-eins-Status des viermaligen Weltmeisters noch aufrecht erhalten kann.

In China musste Leclerc Vettel noch vorbei lassen, in Bahrain hielt ihn nur ein Defekt auf, in Baku stellte sich die Frage aufgrund des Crashs im Qualifying nicht. Das nächste Rennen ist in Barcelona, einem Kurs, der Ferrari besser passen könnte. Vielleicht sehen wir dann ja schon den ersten Sieg von Charles Leclerc.