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US-Indonesische Beziehungen

18. November 2011

Während seines zweiten Besuchs in Indonesien will US-Präsident Obama die Beziehungen zwischen beiden Ländern vertiefen. Die USA brauchen einen starken Partner in Südostasien, vor allem im Wettbewerb mit China und Indien.

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Barack Obama steigt aus der 'Air Force One' aus (Foto: dapd)
Ankunft am Donnerstag in Indonesien: Barack ObamaBild: dapd

Indonesien spielt wegen seiner strategischen Lage in Südostasien eine wichtige Rolle für die US-Außenpolitik. Der größte Inselstaat der Welt liegt zwischen dem Indischen und dem Pazifischen Ozean und ist deshalb geopolitisch von Bedeutung, sagt der ehemalige Verteidigungsminister Indonesiens Juwono Sudarsono. "Indonesien liegt an der Kreuzung wichtiger Handelswege, die die USA mit Japan, China und Korea verbinden und die Öllieferung aus dem Nahen Osten sichern." Für die USA und ihre Partner in der Region, vor allem Japan und Südkorea, sei es von großer Bedeutung, dass die Sicherheit dieser Handelsroute gewährleistet ist. "Deshalb wollen die USA in Indonesien weiterhin präsent sein", so Sudarsono weiter.

Indonesische Kunden in einem BMW-Salon in Jakarta (Foto: Thomas Latschan/DW)
Deutsche Luxusgüter sind in Indonesien sehr gefragtBild: DW

In den letzten Jahren ist die politische und wirtschaftliche Bedeutung Indonesiens gewachsen. Während andere Länder noch mit den Folgen der Finanzkrise kämpfen, verzeichnete Indonesien im ersten Quartal dieses Jahres ein Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent. Auch in Fragen des Klimawandels und der Ernährungssicherheit ist Indonesien ein wichtiger Ansprechpartner in der Region.

In Südostasien haben die USA traditionell andere strategische Partner, wie zum Beispiel Singapur und die Philippinen. In den letzten Jahren nahm jedoch die Bedeutung Indonesiens für die US-Außenpolitik zu. Die USA braucht Indonesien als Gegengewicht für die aufstrebenden Wirtschaftsmächte China und Indien. Denn sowohl China als auch Indien versuchen jetzt, ihren Einfluss in Südostasien zu stärken.

Starker Verbündeter

Indonesien ist ein führendes Mitglied des südostasiatischen Staatenverbands ASEAN und auch Mitglied der G20. Haryadi Wirawan, Professor für internationale Beziehungen in Jakarta, sieht neben wirtschaftlichen Interessen einen weiteren Grund für die Annäherung der USA. Indonesien könne als Brücke zwischen der islamischen und der westlichen Welt fungieren, so Wirawan. "Obama möchte eine andere Politik als seine Vorgänger verfolgen und setzt dabei auf Indonesien."

Präsident Obama (links) mit dem indonesischen Präsidenten Yudhoyono (rechts) (Foto: AP/Charles Dharapak)
Obama will die strategische Partnerschaft mit Indonesien ausbauenBild: AP

Bei früheren US-Präsidenten hatte Indonesien diese Priorität nicht, argumentiert Wirawan. "Jetzt ist die Situation anders. Im wirtschaftlichen Bereich ist Indonesien jetzt stabiler und stärker. Die USA sehen also ein großes Potenzial in den Beziehungen zwischen Washington und Jakarta."

Mit knapp 200 Millionen Muslimen ist Indonesien der Staat mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit. Die USA sehen in Indonesien einen wichtigen Partner im Kampf gegen islamistische Terrornetzwerke in Südostasien.

Indonesien als Mediator

Indonesien sieht sich nicht nur als Brücke zwischen der muslimischen und der westlichen Welt, sondern auch als Vermittler bei regionalen Konflikten. Bei seinem ersten Besuch in Indonesien im November 2010 unterschrieben Präsident Barack Obama und der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono eine gemeinsame Erklärung zur Stärkung der strategischen Partnerschaft. Demnach wollen die USA und die drittgrößte Demokratie der Welt enger zusammenarbeiten und regelmäßig Konsultationen abhalten, um "bilaterale, regionale und globale Themen" zu besprechen.

Die strategische Partnerschaft mit den USA bestärkt Indonesien in den Bemühungen, als Vermittler zwischen Konfliktparteien aufzutreten. Indonesien könne diese Rolle erfüllen, sagt Politikbeobachter Haryadi Wirawan. "Im Konflikt zwischen Nord-und Südkorea hat unser Außenminister eine Vermittlungsrolle übernommen. Beide Seiten wollen jetzt wieder miteinander verhandeln. Wir waren auch aktiv als Vermittler beim Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha."

Besuch "zu Hause"

Präsident Obama will mit einer engeren Beziehung zu Indonesien die US-Präsenz in Asien stärken. Er hat aber auch eine persönliche Beziehung zu dem Land. Obama lebte als Kind vier Jahre in Indonesien und besuchte in der Hauptstadt Jakarta die Grundschule. Bei seinem ersten Besuch im November 2010 in Jakarta sprach Obama ein paar Wörter Indonesisch und begeisterte so die Massen.

Obamas zweiter Besuch wird in Indonesien als Beweis angesehen, dass die USA ihre Beziehungen zu dem asiatischen Land wirklich ernst nehmen. Doch die Annäherungsversuche der USA werden in Indonesien nicht nur positiv gesehen.

Indonesier protestieren gegen Obamabesuch (Foto: AP/Irwin Ferdiansyah)
Nicht alle Indonesier heißen Obama willkommenBild: AP

Wie im letzten Jahr gab es auch im Vorfeld seines zweiten Besuchs Demonstrationen islamistischer Gruppen, die gegen Obama und die US-Politik protestierten. Eine der größten Gruppierungen ist die Hizbut Tahrir Indonesia (HTI). Deren Sprecher Ismail Yusanto kritisiert, dass Obama nicht anders als sein Vorgänger Bush sei. "Er setzt die Politik seines Vorgängers fort, sowohl im Irak als auch in Afghanistan. Es gibt auch keine Entwicklung im Palästina-Konflikt und im Nahen Osten."

Laut einer Umfrage des führenden indonesischen Meinungsforschungsinstituts LSI teilen viele Indonesier diesen letzten Kritikpunkt. Sie hätten sich neben einer engeren wirtschaftlichen und strategischen Zusammenarbeit auch eine Öffnung der USA gegenüber der palästinensischen Position gewünscht. Insgesamt aber sehen die Indonesier die amerikanisch-indonesischen Beziehungen auf dem richtigen Kurs. Präsident Obama wird bei seinem zweiten Besuch ein Indonesien vorfinden, das wirtschaftlich stärker und politisch selbstbewusster ist.

Autoren: Hendra Pasuhuk/Zaki Amrullah
Redaktion: Ziphora Robina-Bilsky