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"Wir sind ein Rechtsstaat"

14. Juli 2013

In den USA heizt der umstrittene Freispruch im Prozess um den gewaltsamen Tod eines schwarzen Teenagers die Debatte über Rassismus wieder an: Es regt sich Protest. Präsident Obama mahnt zur Besonnenheit.

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Demonstranten mit Trayvon Martin-Poster
Bild: Reuters

"Der Tod von Trayvon Martin war eine Tragödie. Nicht allein für seine Eltern oder irgendeine andere Gemeinschaft, sondern auch für Amerika", erklärte US-Präsident Barack Obama. Der Fall habe die Gemüter stark erhitzt, das Urteil des Gerichts müsse aber akzeptiert werden. "Wir sind ein Rechtsstaat, die Jury hat entschieden", so Obama. Jeder sollte sich allerdings fragen, wie solche Tragödien künftig verhindert werden könnten, meinte der US-Präsident mit Blick auf sein Engagement für eine Verschärfung der Waffengesetze. "Das ist der Weg, um Trayvon Martin zu ehren", fügte Obama hinzu. Anfang des Jahres war es ihm nicht gelungen, für strengere Waffengesetze eine parlamentarische Mehrheit zusammenzubekommen.

Die Tötung des schwarzen 17-Jährigen hatte über die Vereinigten Staaten hinaus großes Aufsehen erregt. US-Medien berichteten tagelang live aus dem Gerichtssaal. Immer wieder war von möglicherweise rassistischen Motiven die Rede. Am Wochenende wurde der Todesschütze George Zimmerman, ein Hispano-Amerikaner, schließlich freigesprochen. Die Geschworenen in dem Verfahren in Sanford/Florida befanden den Angeklagten in allen Punkten für nicht schuldig. Im Falle einer Verurteilung hätte dem 29-Jährigen lebenslange Haft gedroht. In der Jury saßen sechs Frauen, unter ihnen keine Schwarze.

George Zimmerman (Foto: Reuters)
Freigesprochen: George ZimmermanBild: Reuters

Rassismus oder Notwehr?

Trayvon Martin war am Abend des 26. Februar 2012 in Sanford unterwegs, wo es zuvor eine Reihe von Einbrüchen gegeben hatte. Der freiwillige Nachbarschaftswächter Zimmerman war Trayvon gefolgt, weil ihm der Teenager - unterwegs im Kaputzenpulli - verdächtig erschien. Zimmerman meldete dies telefonisch der Polizei. Wenig später erschoss er den Teenager. Im Mittelpunkt des Prozesses stand die Frage, was sich in der Zwischenzeit abspielte. Verteidigung und Staatsanwaltschaft zeichneten ein vollkommen unterschiedliches Bild. Die Anklage warf Zimmerman vor, er habe den Teenager verfolgt und ihn dann getötet. Seinen Verteidigern zufolge wurde Zimmerman von Trayvon angegriffen und schoss dann aus Notwehr.

Die Schwarzen-Organisation NAACP nannte Zimmermans Freispruch "empörend". Landesweit sind Kundgebungen gegen das Urteil geplant. In New York und anderen Städten gab es bereits am Wochenende erste Demonstrationen. Im kalifornischen Oakland griff eine Gruppe Jugendlicher einen Streifenwagen an, ansonsten verliefen die Proteste gewaltlos.

Laut Medienberichten prüft das US-Justizministerium inzwischen, ob sich Zimmerman der Verletzung von Bürgerrechten schuldig gemacht haben und deshalb vor ein Bundesgericht gestellt werden könnte.

wa/rb (dpa, afp, epd, rtr)