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Politik

"Ocean Viking" wieder im Mittelmeer-Einsatz

11. Januar 2021

Monatelang mussten die Seenotretter von SOS Mediterranée mit ihrem Schiff ausharren. Nun stechen sie wieder in See. Der Einsatz birgt auch Unsicherheiten.

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Italien Ocean Viking Rettungsschiff
Bild: Fabio Peonia/LaPresse/AP/picture alliance

Die "Ocean Viking" ist mit 22 Mitgliedern der Rettungscrew und des medizinischen Teams wieder ins zentrale Mittelmeer ausgelaufen, um in Seenot geratene Flüchtlinge zu bergen. Das Schiff der spendenfinanzierten Organisation SOS Mediterranée sei von Marseille aus in See gestochen, teilte die Organisation mit. "Wir blicken mit gemischten Gefühlen auf den bevorstehenden Einsatz", sagte die politische Referentin der Organisation, Jana Ciernioch. "Wir sind erleichtert, dass wir nach fünf Monaten Blockade jetzt wieder retten können."

Die Bedingungen während der globalen Corona-Pandemie bringen ihr zufolge auch Unsicherheiten für den Einsatz mit sich. Es sei weiterhin ungeklärt, wo die Menschen nach einer Rettung hingebracht werden könnten. "Es gibt keine wirkliche Lösung für die humanitäre Katastrophe im zentralen Mittelmeer", kritisierte sie.

EU hat keinen Verteilmechanismus

Mit einer Petition habe die Organisation den deutschen Außenminister Heiko Maas aufgefordert, sich während der deutschen Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 für eine europäische Seenotrettung im Mittelmeer einzusetzen. Das Fazit: ernüchternd. "Wir haben nach wie vor keinen zuverlässigen solidarischen Verteilmechanismus innerhalb der EU für Menschen, die aus Seenot gerettet wurden", sagte Ciernioch. Die Pandemie habe erste Lösungsansätze für einen neuen Mechanismus aus dem Herbst 2019 ausgebremst.

Mittelmeer Flüchtlinge und Crew auf dem Ocean Viking Rettungsschiff
An Bord der "Ocean Viking" - wie hier im Juli 2020 - kann es auch mal eng werden Bild: picture-alliance/AP Photo/SOS Mediterranee/F. Gasperini

Ende Dezember des vergangenen Jahres hatten die italienischen Behörden die "Ocean Viking" wieder freigegeben. Sie hatten das Schiff zuvor am 22. Juli mit der Forderung festgesetzt, umfassend zum Beispiel mit Rettungsinseln nachzurüsten, falls es einen Notfall an Bord gibt. Zuvor waren die Helfer seit August 2019 im Einsatz gewesen, um in Seenot geratene Bootsmigranten zu retten. Im vergangenen Jahr haben die italienischen Behörden zahlreiche private Schiffe, die Migranten gerettet hatten, für mehrere Monate festgesetzt wegen angeblicher Sicherheitsmängel.

Italien zählt zehntausende Bootsflüchtige 

Von Libyen aus wagen die Flüchtlinge die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer in das Gebiet der EU, teils in Schlauchbooten mit dünnen Wänden. Wie viele Menschen die Überfahrt nicht überleben oder von der libyschen Küstenwache zurück in das Bürgerkriegsland gebracht werden, kann nicht sicher beziffert werden. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums zählten die Behörden des Mittelmeeranrainers im vergangenen Jahr etwas mehr als 34.000 Migranten, die in Booten in Italien anlandeten. Im Vorjahr 2019 waren es knapp 11.500 gewesen. Die Zahlen deuten jedoch auf mehr Überfahrten von Migranten hin.

Flüchtlingsdrama im Mittelmeer

nob/as (dpa, afp, epd)