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OECD: Handelsstreit belastet Wachstum

21. November 2018

Zunehmender Protektionismus dämpft die Weltwirtschaft, die in den nächsten Jahren weniger wachsen wird als bisher. Zu dieser Einschätzung kommt die OECD, ein Club reicher Länder, in ihrem jüngsten Konjunkturausblick.

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China Autobahn Baustelle in Zhaotong
Bild: Reuters

Die globale Wirtschaftsleistung werde in den beiden kommenden Jahren nur noch um 3,5 Prozent zulegen, heißt es in dem am Mittwoch in Paris veröffentlichten Konjunkturausblick. Im zu Ende gehenden Jahr soll es noch zu 3,7 Prozent reichen.

Im Frühsommer war die Organisation noch von jeweils 3,7 Prozent für 2018 und 2019 ausgegangen. "Die Weltwirtschaft bewegt sich in schwierigem Fahrwasser", sagte OECD-Chefökonomin Laurence Boone. "Das globale Wachstum ist stark, hat seinen Höhepunkt aber erreicht."

In den USA und anderen großen Volkswirtschaften sei die Lage auf dem Arbeitsmarkt zwar noch immer gut, allerdings würden sich Handel und Investitionen wegen der höheren Zölle schwächer entwickeln. US-Präsident Donald Trump hatte Sonderzölle auf zahlreiche Produkte eingeführt, insbesondere im Handelsstreit mit China ist noch kein Ende abzusehen.

Handelsstreit schafft Unsicherheit

"Handelskonflikte und politische Unsicherheit machen es für Regierungen noch schwerer, eine starkes und nachhaltiges Wachstum für alle zu erreichen", sagte Angel Gurria, Chef der in Paris ansässigen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Frankreich OECD Treffen in Paris | Generalsekretär Angel Gurria
OECD-Chef Angel GurriaBild: Getty Images/AFP/E. Piermont

Es gibt weitere Risiken: So könnten die Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern zunehmen, weil in den USA die Zinsen steigen. Ein Abschwung in China dürfte zudem auch auf die Industriestaaten durchschlagen.

"Die Politikverantwortlichen werden umsichtig handeln müssen, um ein nachhaltiges, wenn auch langsameres Wirtschaftswachstum zu gewährleisten", sagte Boone, die zu internationaler Zusammenarbeit aufruft.

Mehr Konsum in Deutschland

Für Deutschland erwartet die Organisation ein etwas schwächeres Wachstum als beim letzten Ausblick im Juni. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt der größten Volkswirtschaft Europas in diesem und im kommenden Jahr bei 1,6 Prozent liegen. 2020 sollen es dann 1,4 Prozent sein. Handelsbezogene Unsicherheiten und eine sich abschwächende Weltnachfrage werden die Exporte belasten", erklärte die OECD. Dagegen dürfte der Konsum zulegen.

Gleichzeitig erwartet die OECD, dass der private Konsum in Deutschland zunimmt, weil die Löhne kräftig gestiegen sind. Der oft kritisierte Überschuss in der deutschen Leistungsbilanz "wird sinken, da die stärkere Inlandsnachfrage den Importen Auftrieb gibt", so die OECD.

Die Organisation lobt zudem die geplanten Investitionen der Bundesregierung in Infrastruktur und digitale Technologien, warnt aber vor zu hohen Immobilienpreisen in den Ballungsgebieten. "Für die privaten Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen" sei es "zunehmend schwierig, in boomenden Städten erschwinglichen Wohnraum zu finden", heißt es im Bericht. Das von der Bundesregierung eingeführte Baukindergeld heize diese Entwicklung noch an, kritisieren die OECD-Forscher. 

Italien und Großbritannien schwach

Für die Euro-Zone senkte die OECD ihre Prognose im laufenden Jahr auf 1,9 Prozent und rechnet mit einer weiteren Abschwächung auf 1,8 im kommenden Jahr und auf 1,6 Prozent 2020.

Besonders schlecht soll Italien abschneiden: Hier erwartet die Organisation in den kommenden beiden Jahren lediglich ein Plus beim  Bruttoinlandsprodukt von jeweils nur 0,9 Prozent. "Die zunehmende Unsicherheit und die höheren Zinssätze werden die Konsumneigung der privaten Haushalte und die Investitionsneigung der Unternehmen dämpfen", erklärte die OECD zu Italien.

Auch in Großbritannien dürfte sich die Konjunktur schwächer entwickeln als in der Euro-Zone. "Die Brexit-bedingte Unsicherheit hemmt das  Wirtschaftswachstum", betonte die OECD.

"Auf kurze Sicht besteht das bei weitem größte Risiko darin, dass es dem Vereinigten Königreich nicht gelingt, sich mit der Europäischen Union auf ein Austrittsabkommen zu einigen." Das Wachstum dürfte in diesem Jahr bei 1,3 Prozent liegen, 2019 bei 1,4 Prozent und 2020 bei 1,1 Prozent.

Wachstum in USA und China flacht ab

Auch in der weltgrößten Volkswirtschaft USA soll das Wachstum nachlassen: Für dieses Jahr werden 2,9 Prozent prognostiziert, 2019 dann 2,7 Prozent und im Folgejahr 2,1 Prozent.

"Die jüngste Steuerreform und die günstigen finanziellen Rahmenbedingungen lassen für 2019 und 2020 hohe Unternehmensinvestitionen erwarten", heißt es im Ausblick. "Die schwächeren Aussichten für die Weltwirtschaft und die bereits eingeführten Handelsmaßnahmen belasten dagegen die Wirtschaftstätigkeit."

In China sieht die OECD ein Wachstum von 6,6 Prozent in diesem und 6,3 Prozent im nächsten Jahr. Auch hier flacht das Wachstum ab, für 2020 werden 6,0 Prozent erwartet.

bea/hb (reuters, OECD)