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Offenbar Militärputsch in Guinea-Bissau

13. April 2012

Zweieinhalb Wochen vor der geplanten Stichwahl um das Präsidentenamt in dem westafrikanischen Staat versucht das Militär offenbar, mit einem Putsch die Macht zu übernehmen. Soldaten besetzten den Rundfunksender.

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Soldaten vor einem Stützpunkt in Guinea-Bissau (Foto: Reuters)
Soldaten vor einem Stützpunkt in Guinea-BissauBild: REUTERS

In der Hauptstadt Bissau attackierten Soldaten mit Granaten auch die Residenz des Regierungschefs. Wie örtliche Medien berichteten, wurde Ministerpräsident Carlos Gomes Junior von Soldaten in seinem Haus festgenommen. Gomes gilt als Favorit bei der Ende April anstehenden Stichwahl um das Präsidentenamt.

"Wir haben mehrere politische Verantwortliche festgenommen“, sagte ein Armeeoffizier. Sie seien zum Sitz des Generalstabs der Streitkräfte gebracht worden. Wer festgenommen wurde, sagte der Offizier nicht. Andere Politiker würden “aktiv gesucht“. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS verurteilte den Putschversuch.

Schüsse im Zentrum der Hauptstadt

In Bissau patrouillierten in der Nacht mit Panzerfäusten und Schnellfeuergewehren bewaffnete Soldaten auf den Hauptverkehrsstraßen. Vor dem Büro der Vereinten Nationen und vor mehreren Botschaftsgebäuden waren Soldaten postiert. Es gab keinen Radioempfang mehr, auch Fernsehsendungen wurden nicht ausgestrahlt. Die Stadt lag nach einer Stromabschaltung im Dunkeln. Weitere Soldaten besetzten die Zentrale der Regierungspartei. Im Stadtzentrum waren Schüsse zu hören. Nach Medienberichten wurde mindestens ein Mensch getötet.

Bei der Präsidentschaftswahl waren am 18. März insgesamt neun Kandidaten angetreten. Eine Stichwahl am 29. April soll die Entscheidung zwischen dem führenden Gomes Junior und Ex-Staatschef Kumba Yala bringen. Die Opposition rief jedoch zum Boykott der Abstimmung auf.

Seit der Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1974 hat es in Guinea-Bissau immer wieder Staatsstreiche und auch einen Bürgerkrieg gegeben. Zuletzt wurde das westafrikanische Land zusätzlich durch wachsenden Kokain-Handel destabilisiert.

Im Visier von Drogenschmugglern

Drogenschmuggler aus Südamerika entdeckten die unbewohnten Inseln vor der Küste des Landes vor einigen Jahren als idealen Umschlagplatz für den Transport der Drogen nach Europa. Die Drogenschmuggler haben nach Angaben von Experten auch Schlüsselpersonen in der Regierung und beim Militär bestochen und sich damit großen Einfluss erkauft.

re/wl (rtr, dapd, dpa, afp)