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Offiziell eine Million Corona-Fälle in Indien

17. Juli 2020

Nur die USA und Brasilien sind stärker von der Corona-Pandemie betroffen als Indien. Doch der Höhepunkt ist längst nicht erreicht. Experten warnen zudem vor einer gewaltigen Dunkelziffer.

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Indien | Coronavirus
Medizinische Helfer in einem Krankenhaus in Neu DelhiBild: Reuters/D. Siddiqui

In Indien hat die amtliche Zahl der Corona-Infektionen die Marke von einer Million überschritten. Nach der Registrierung von knapp 35.000 Neuansteckungen binnen 24 Stunden seien inzwischen 1.003.382 Infektionen mit COVID-19 nachgewiesen, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Zahl der Corona-Toten stieg demnach um 687 auf 25.602.

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Schwere wirtschaftliche Folgen: Geschlossene Läden in Siliguri im Bundesstaat WestbengalenBild: Getty Images/AFP/D. Dutta

Indien ist nach den USA und Brasilien das dritte Land, in dem die offizielle Zahl der Infektionen über einer Million liegt. Wegen geringer Testkapazitäten dürfte die Dunkelziffer hoch sein. Der Gesundheitsexperte Gautam Menon von der Ashoka-Universität in Sonipat bei Neu Delhi vermutet, dass es tatsächlich 20- bis 30-mal mehr Fälle gibt als bekannt, wie er der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Mit 1,3 Milliarden Menschen ist Indien das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung weltweit. Einige der am dichtesten besiedelten Städte der Erde befinden sich in dem Schwellenland. Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften hatte am Donnerstag erklärt, Indien und seine Nachbarländer Pakistan und Bangladesch entwickelten sich derzeit schnell zu einem neuen Epizentrum der Pandemie. Während die Aufmerksamkeit der Welt sich auf die USA und Südamerika konzentriert habe, bahne sich in Südasien "eine gleichzeitige humane Krise" an, so die Föderation.

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Hohe Dunkelziffer: Corona-Test in HyderabadBild: Getty Images/AFP/N. Seelam

Bis vor kurzem waren die indischen Metropolen Mumbai und Neu Delhi die Corona-Hotspots. Mittlerweile breitet sich der Erreger auch in kleineren Städten und ländlichen Gebieten rasant aus. Am Donnerstagabend verhängte mit Goa im Westen des Landes ein weiterer Bundesstaat einen Corona-Lockdown, der dort allerdings nur für drei Tage gilt. Zudem wurde eine nächtliche Ausgangssperre bis zum 10. August angeordnet. Auch in den Bundesstaaten Bihar, Tamil Nadu, Kerala und Assam wurden in jüngster Zeit Corona-Restriktionen beschlossen.

Indien hatte zunächst gehofft, die Pandemie mit einer strikten Ausgangssperre in den Griff zu bekommen. Als aber Millionen Menschen deshalb ihre Arbeit verloren, änderte die Regierung zwischenzeitlich ihre Strategie. Nun machen die Behörden in vielen Regionen erneut eine Kehrtwende und reagieren mit Verschärfungen auf die dramatische Zahl der Neuinfektionen.

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"Lasst uns gemeinsam COVID-frei sein": Aufkleber an einem Fahrzeug in BangaloreBild: Getty Images/AFP/M. Kiran

Fachleute befürchten, dass Indien den Höhepunkt der Krise noch längst nicht erreicht hat. Im Verhältnis zu seiner Bevölkerung steht das Land auf den ersten Blick vergleichsweise gut da: In den USA gibt es 3,6 Millionen Infektionen; in Brasilien wurde am Donnerstag die Marke von zwei Millionen überschritten - beide Staaten haben weniger als ein Drittel der Einwohner Indiens. Die Vergleichbarkeit der Zahlen ist freilich begrenzt, da in unterschiedlichem Maße auf COVID-19 getestet wird und die Länder sich in verschiedenen Phasen des Pandemieverlaufs befinden.

jj/kle (dpa, afp, rtr)

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