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Kritik an Deutscher Bank wegen Deals in Steueroasen

4. April 2013

Das Datenleck über geheime Geschäfte in Steueroasen bringt auch die Deutsche Bank in Erklärungsnot. Sie soll ihren Kunden geholfen haben, hunderte Firmen in Steuerparadiesen zu gründen.

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The headquarter of Deutsche Bank is photographed in Frankfurt, Germany, Tuesday, July 31, 2012, as the Bank announces to cut 1,900 jobs. (Foto:Michael Probst/AP/dapd)
Deutsche Bank Hauptsitz FrankfurtBild: AP

Die Recherchen basieren auf zahlreichen Finanzdokumenten aus zehn Steuerparadiesen, die dem Internationalen Netzwerk für Investigativen Journalismus (ICIJ) in Washington vor rund 15 Monaten anonym zugespielt wurden. Nach Angaben von ICIJ stammen die Daten aus zwei Firmen, die auf die Gründung sogenannter Offshore-Gesellschaften spezialisiert sind. Über solchen Gesellschaften können Steuern gespart oder auch hinterzogen werden.

38 Partnermedien aus zahlreichen Ländern haben die Dokumente monatelang gesichtet und veröffentlichen seit Donnerstag (04.04.) ihre Ergebnisse unter dem Stichwort "Offshore-Leaks", in Anlehnung an die Enthüllungsplattform Wikileaks.

Daten über Steuerbetrüger zugespielt

In Deutschland sind die Süddeutsche Zeitung (SZ) und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) an dem Projekt beteiligt. Laut ihren Recherchen haben mehr als hundert Mitarbeiter der Deutschen Bank Singapur bis ins Jahr 2010 im Auftrag ihrer Kunden 309 Firmen und Stiftungen in mehreren Steueroasen betreut, größtenteils auf den Britischen Jungferninseln.

Deutsche Bank reagiert ausweichend

Die meisten Firmen tragen Fantasienamen wie "Thrilling Returns Incorporated", "Amazing Opportunity Limited" oder Market Dollar Group Limited", teilten NDR und SZ mit. In öffentlichen Quellen sei nur für einen kleinen Teil der Firmen einen Geschäftstätigkeit festzustellen. Die Deutsche Bank habe die Firmen mit Hilfe des Singpurer Finanzdienstleisters "Portcullis TrustNet" registrieren lassen. Bei mehreren Firmen sei die Deutsche-Bank-Tochter "Regula Limited" als Direktorin eingesetzt.

Auf Nachfragen von SZ und NDR habe ein Sprecher der Deutschen Bank ausweichend reagiert. "Die Deutsche Bank bietet weder Steuerberatung an, noch eine Dienstleistung 'Firmengründung in Steueroasen'", so der Sprecher. Dabei wirbt die Bank laut SZ und NDR in einer Broschüre selbst damit, für ihre Kunden "die Gründung, das Management und die Verwaltung von Trusts, Firmen, Stiftungen" in verschiedenen Ländern zu übernehmen.

"Sehr selten zu ermitteln"

Der Sprecher der Deutschen Bank erklärte den Angaben zufolge, sein Institut habe "umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um zu verhindern, dass die Produkte und Dienstleistungen der Bank zu Zwecken der Geldwäsche missbraucht werden können", ohne jedoch Details zu nennen.

Der Finanzpolitische Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, sagte, die Wahrscheinlichkeit, dass Steueroasen "für etwas Illegales" genutzt würden, sei "sehr groß". Damit könnten etwa "Geldwäsche, Steuerhinterziehung, Korruptionsgelder" verschleiert werden.

Der frühere Sachgebietsleiter der Steuerfahndung Frankfurt, Frank Wehrheim, wirft Instituten wie der Deutschen Bank laut NDR "Beihilfe zur Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Ähnlichem" vor. Für Steuerfahnder sei das angesichts komplexer Konstrukte in Steueroasen "sehr selten zu ermitteln".

bea/wl (NDR, SZ, afp)