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Olympia in Pyeongchang ohne Russland?

29. November 2017

Droht Russland nach der neuerlichen Sperre gedopter Sportler bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang der Komplettausschluss? Hier gibt es die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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Fahne Russland Olympisch
Bild: picture alliance/dpa/H. Hanschke

Ein Komplett-Ausschluss Russlands von den Olympischen Winterspielen wird immer wahrscheinlicher. Am Montag sperrte eine Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) fünf weitere russische Athleten und veröffentlichte erstmals auch eine ausführliche Urteilsbegründung. Welche Folgen hat das? Und wie stehen die Chancen Russlands, den Komplett-Ausschluss noch abzuwenden? Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was ist passiert?
Die IOC-Kommission unter der Leitung des Schweizer Juristen Denis Oswald hat im Zuge des russischen Staatsdopingskandals erneut hart durchgegriffen. Gegen fünf weitere Sotschi-Starter wurden lebenslange Olympiastrafen ausgesprochen. Insgesamt sind nun schon 19 Sportler aus Russland lebenslang für Olympia gesperrt. Darüber hinaus wurde erstmals eine Urteilsbegründung mitgeliefert.

Was macht die Urteilsbegründung so heikel?
In dem Schreiben, das 495 Einzelpunkte umfasst und den Fall des zuvor gesperrten Skilanglauf-Olympiasiegers Alexander Legkow betrifft, erkennt die Oswald-Kommission an, dass das vom kanadischen Ermittler Richard McLaren beschriebene Betrugssystem in Russland während der Winterspiele 2014 in Sotschi zur Anwendung gekommen ist. Auch wurde Whistleblower Rodtschenkow als "glaubwürdiger Zeuge" bezeichnet. Legkows deutscher Anwalt hält die Mitwisserschaft seines Mandanten nicht für erwiesen.    

Warum hält die Kommission Rodtschenkow und McLaren für glaubwürdig?
Das von Rodtschenkow dargestellte System vom Austausch der Dopingproben während der Winterspiele in Sotschi sei nachvollziehbar, hieß es. Es gebe Hinweise, dass Flaschen - wie von Rodtschenkow beschrieben - illegal geöffnet wurden, um Inhalte zu vertauschen. Eine Probe von Legkow soll Kratzer aufgewiesen haben, die beim Öffnen der Behälter entstanden sind. Auch sei es sicher, dass Athleten in das Betrugssystem eingeweiht waren.

Was hat die Bewertung für Folgen?
Es gibt in der Urteilsbegründung keine klare Empfehlung für einen Komplett-Ausschluss der russischen Mannschaft von den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang. Das war auch nicht gewollt. Dennoch wurden durch die harte Vorgehensweise bei den Befürwortern eines Gesamtausschlusses neue Hoffnungen geweckt, dass das IOC auch am 5. Dezember hart durchgreift und das Riesenreich sperrt.     

Wie begründen die Befürworter eines Komplett-Ausschlusses ihre Haltung?
Für den Sportrechtsexperten Michael Lehner ist es nur konsequent, dass der Komplett-Ausschluss am Dienstag kommt, zumal Oswald bestätigt habe, dass es in Russland ein von den Institutionen unterstütztes Dopingsystem gegeben habe. Und wenn der Athlet lebenslang gesperrt werde, so Lehner, müsse die Schuld des Systems mindestens genauso groß sein. Demnach könne Russland nicht bei Olympia starten, zumal sich der russische Anti-Doping-Kampf in den letzten Monaten nicht deutlich genug verbessert habe.

Wie geht es weiter?
Die fünf betroffenen russischen Athleten haben prompt angekündigt, dass sie das Urteil der Oswald-Kommission anfechten werden. Sie wollen vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen. Zunächst hängt nun alles davon ab, ob das IOC Russland am 5. Dezember für Pyeongchang sperrt oder nicht. Sollte es so kommen, drohen im Vorfeld der Winterspiele weitere juristische Kämpfe vor dem CAS.

asz (sid)