1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Olympia in Tokio: Zügig impfen lassen

29. April 2021

Ab Anfang Mai erhalten deutsche Sportler, die bei den Spielen in Tokio starten wollen, ein Impfangebot gegen das Coronavirus. Nach Ansicht von Sportmediziner Wihelm Bloch sollten sie schnell zugreifen.

https://p.dw.com/p/3skXC
Symbolbild Olympische Spiele Covid-19 Impfung
Bild: Pavlo Gonchar/ZUMA Wire/imago images

"Wir sind noch gut im Zeitplan", sagt Sportmediziner Wilhelm Bloch mit Blick auf die anstehende Impfung der deutschen Olympia- und Paralympics-Starter. Ab dem kommenden Montag sollen nach Angaben des Bundesinnenministeriums allen, die schon für die Spiele in Tokio qualifiziert sind oder gute Chancen darauf haben, ein Impfangebot gemacht werden. "Für die Sportler wäre die erste Maihälfte für eine Impfung optimal", erklärt Bloch, der als Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln arbeitet, im Gespräch mit der DW. "Dann wäre man bei Ende Juni für die zweite Impfung, und es bleibt noch genug Zeit bis zum Beginn der Olympischen Spiele [am 23. Juli - Anm. d. Red.]. Wenn es später wird, machen ein paar Tage Trainingsausfall deutlich mehr aus und sind schwerer einzuplanen."

15 Prozent der Olympiafahrer schon geimpft

Das Bundesinnenministerium geht von rund 1400 Personen aus, die vor den Spielen in Tokio geimpft werden müssen. Sie sollen einen sogenannten mRNA-Impfstoff erhalten. Diese Vakzine, die aktuell von den Unternehmen Biontech/Pfizer und Moderna angeboten werden, stimulieren die körpereigene Immunabwehr, indem den Zellen - vereinfacht gesagt - eine Bauanleitung des Coronavirus zugeführt wird.

Nach Angaben des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) liegt die Zahl der Sportlerinnen und Sportler, die eine Impfung kategorisch ablehnen, unter zehn Prozent. Etwa 15 Prozent der deutschen Olympia-Fahrer sind bereits geimpft.

Ein bis drei Tage Trainingsausfall

Für Sportmediziner Bloch ist die Impfung lediglich "ein kleiner Eingriff in den Trainingsablauf, der von den Trainern und Betreuern gut zu managen ist und der sich am Ende des Tages nicht auf die Leistungsfähigkeit in Tokio auswirken sollte". Der Wissenschaftler rechnet mit ein bis drei Tagen Trainingsausfall: "Gerade nach der zweiten Impfung sollte man am Tag danach auf keinen Fall trainieren. Danach muss man das Training nach dem individuellen Empfinden einstellen." Jenen Athleten, die bereits eine Corona-Infektion hinter sich haben, rät Bloch dazu, die Zahl der Antikörper testen zu lassen. Ist die Zahl niedrig, sollte man sich impfen lassen: "Grundsätzlich schützt eine überstandene Infektion nicht unbedingt vor einer weiteren. Das haben wir z.B. in Brasilien gesehen."

Dder deutsche Ringer Frank Stäbler war an Corona erkrankt
Ringer Frank Stäbler überstand eine Corona-Infektion, seine Leistungswerte waren hinterher um 20 Prozent schlechterBild: Marijan Murat/dpa/picture alliance

Tägliche Corona-Tests in Tokio

Die Organisatoren der Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio haben am Mittwoch die Sicherheitsschraube noch einmal angezogen. Alle Sportlerinnen und Sportler sowie ihre Betreuer müssen sich während ihres Aufenthalts in Japan täglich auf COVID-19 testen lassen - ob geimpft oder nicht. "Ich bin davon überzeugt, dass man sehr genau hinschauen und die Athleten medizinisch sehr gut betreuen wird. Die Sensibilität dafür ist bei allen Beteiligten vorhanden, zumindest in Deutschland", glaubt Wilhelm Bloch. "Ob das für alle Staaten gilt, sei dahingestellt."

Professor Wilhelm Bloch forscht seit zwölf Jahren über die Wechselwirkung von Sport und Krebs
Wilhelm Bloch: "Impfschutz für alle macht Sinn"Bild: DSHS Köln

Der Mediziner der Sporthochschule Köln hofft, "dass wirklich alle Olympiafahrer geimpft werden. Ansonsten halte ich Olympia immer noch für ein zu großes Risiko, weil wir zu viele Nationen am Start und damit zu viel potentielle Gefährdung haben". Ein Impfschutz für alle sei auch geboten, um die die Chancengleichheit sicherzustellen. "Es gibt ja auch noch eine Zeit nach Olympia. Wenn sich ein Athlet in Tokio infiziert, wird er danach für eine lange Zeit Leistungseinbußen haben. Davor müssen wir ihn schützen."

Bedrohung durch Mutanten

Bauchschmerzen bereitet Gesundheitsexperten in aller Welt, dass in Tokio womöglich eine Mutante auftaucht, gegen die der Impfschutz machtlos ist und die unter Umständen auch schwere Infektionen auslöst. "Ausschließen kann man das nicht", sagt Bloch. "Und dann besteht das Risiko, dass die Olympia-Teilnehmer diese Mutanten in ihre Heimatländer transportieren und dort zu einem Problem der ganzen Gesellschaft machen."

Der Wissenschaftler ist dennoch vorsichtig optimistisch, dass die Organisatoren in Japan mit ihrem Sicherheitskonzept in der Lage sein werden, die Spiele in Tokio auf eine verantwortbare Weise durchzuziehen. "Ich hoffe einfach, dass die Olympischen Spiele kein Spreader-Event werden. Ich persönlich glaube allerdings nicht, dass wir ganz ungeschoren davonkommen", sagt Wilhelm Bloch. "Aber die größeren Bauchschmerzen haben ich bei der Fußball-Europameisterschaft [die am 11. Juni beginnt - Anm. d. Red.]. Die kommt zwei Monate zu früh."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter