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Olympias Erbe

Christin Nünemann25. August 2008

Milliarden wurden investiert, Prestigeobjekte gebaut, Touristen angelockt. Chinas Hauptstadt Peking ist durch Olympia wirtschaftlich stark gewachsen. Doch wie lange hält der Boom? Chinas Wachstum ist begrenzt.

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Traditionelle Architektur neben moderner Industrieanlage
Tendenz steigend: China ist die weltweit am stärksten wachsende WirtschaftBild: DW-Montage
Das neu erbaute Nationalstadion in Peking. Quelle: dpa
Das Vogelnest und der Wasserwürfel: Ikonen der Olympischen Spiele 2008Bild: picture-alliance/ dpa

Nicht nur mit dem Gewinn zahlreicher Goldmedaillen, sondern auch mit imposanten Sportstätten, wie dem Vogelnest oder dem Wasserwürfel, hat China der Welt seine gewachsene Stärke demonstriert. Die aufstrebende Wirtschaftsmacht hat durch Olympia einen Boom erlebt, der sich auch nach den Spielen fortsetzen wird - so zumindest die chinesischen Erwartungen.

Peking als Weltmetropole

Skyline von Peking. Quelle: ap
Skyline von Peking: Das Wachstum durch Olympia war hier enormBild: AP

"Mit den Olympischen Spielen hat Peking die Eckpfeiler errichtet, um zu einer Weltmetropole heranzuwachsen", sagt der Exekutivpräsident des Pekinger Wirtschaftsverbandes, Chen Yen. Zwischen 2002 und 2007 habe das jährliche Wirtschaftswachstum in Peking 12,1 Prozent betragen. Das seien 1,8 Prozent mehr als in den sechs Jahren vor Beginn der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele.

Das Pro-Kopf-Einkommen in Peking betrug 2001 noch 3200 Dollar, 2007 waren es schon 7500 Dollar. Bis Ende des Jahres soll das BIP pro Kopf auf 8000 Dollar anwachsen.

Olympiaeffekt nur marginal

Doch wurde tatsächlich das gesamte Land vom Aufschwung erfasst? Olympia habe zwar Peking zu einem starken Aufschwung verholfen. Allerdings habe dies keine positiven Impulse für die Wirtschaft des gesamten Landes, sagt Markus Taube von der Universität Duisburg-Essen. "Peking hat am Bruttoinlandsprodukt einen Anteil von vier Prozent. Das ist zu wenig, um sich auf die gesamte Wirtschaft auswirken zu können.“

Tatsächlich hatte Olympia sogar negative Folgen für das Wachstum. Das Wachstum der chinesischen Industrieproduktion sank auf ein 19-Monatstief. Grund dafür waren die Fabrikschließungen im Vorfeld der Spiele, um die Luftqualität zu verbessern. "Außerdem brachen die Touristenzahlen ein", sagt Taube. Viele würden wohl erst nach den Olympischen Spielen nach China reisen.

Positive Wachstumsdämpfung

Der jamaikanische Läufer Usain Bolt. Quelle: ap
Lief vor einem riesigen Fernsehpublikum zum schnellsten Mann der Welt: Der Jamaikaner Usain BoltBild: AP

Lässt man Olympia außen vor, bekommt die Wirtschaft des Landes, das lange als billige Produktionsstätte der Welt fungierte, eine Delle. Die beginnende Rezession im Westen bedeutet für China weniger Verkäufe in die USA und Europa.

Der Höchststand des Wachstums war im vierten Quartal 2007 erreicht: Die Wirtschaft wuchs um mehr als zwölf Prozent. Seitdem ist es rückläufig, liegt aber immer noch bei Raten um die 10 Prozent. Taube spricht deshalb weiterhin von einer positiven Entwicklung. "Der Dampf ist raus. China ist einfach zu schnell gewachsen, die Wirtschaft war überhitzt, nun befindet sie sich aber auf einem guten Weg. Der Aufschwung geht weiter."

Und das Wachstum sei nun nachhaltig, was auch für Industrieländer, wie Deutschland, gut sei. "Wenn China weiter so schnell gewachsen wäre, wäre das nicht lange gut gegangen. Die jetzige Nachhaltigkeit bedeutet für die Industrieländer einen relativ sicheren Absatzmarkt“, so Taube.

Deutschland und Olympia

Auf deutsche Unternehmen, die in China investierten und produzierten, hätten sich die Olympischen Spiele eher belastend ausgewirkt, sagt Taube. Als Grund dafür nannte er unter anderem die restriktive Visa-Vergabe für Geschäftsleute sowie die vorübergehende Schließung von Produktionsstätten. Firmen, die Olympiaaufträge erhalten hätten oder im Sponsoring aktiv waren, könnten dagegen sicher eine positive Bilanz ziehen.