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Olympiavorbereitung mit Krokodilen

Olivia Fritz12. Juli 2012

Der Kanute Max Hoff ist extra vom Wildwasser auf die Regattabahn umgestiegen, um bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Dafür trainierte er auch schon mal mit Krokodilen.

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Kanute Max Hoff jubelt. (Foto: AP Photo/Robert F Bukaty)
Bild: AP

"Der Traum war wirklich nur, dass ich zu den Olympischen Spielen möchte." Max Hoff war eigentlich schon der Beste. Er bezwang mit seinem Kajak die wildesten Flüsse, doch der Wildwasserrennsport ist keine olympische Disziplin. Also tauschte Hoff die reißenden Fluten gegen die Rennstrecke – auch wenn ein wenig Bedauern dabei ist. "Es ist immer noch ein bisschen was anderes, wenn man abwechslungsreich irgendwelche Flüsse runterfahren kann, als wenn man auf einem See rumgurkt."

Doch auch in seiner neuen Sportart gibt es einen bestimmten Zauber, der ihn schnell gepackt hat: "Hier ist es wirklich dieses Gefühl, über das Wasser zu gleiten." Das hätten Skilangläufer auf dem Schnee oder Schwimmer, wenn sie durch das Wasser gleiten. "Wenn man glaubt, mit seiner Kraft die Welt aus den Angeln heben zu können, dann macht es wirklich am meisten Spaß."

Fünfter Platz in Peking

Kanurennsport ist olympisch, Wildwasser nicht. Mühsam lernte Max Hoff deshalb um und wurde schnell belohnt: Mit einem Startplatz bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 und einem guten fünften Platz. Die Erinnerungen sind noch frisch: "Es war fantastisch, ein unglaubliches Erlebnis, riesengroß, unglaublich viele Leute. Es sind wahnsinnige Eindrücke in meinem Kopf geblieben. Und Emotionen." Danach folgten Welt- und Europameistertitel und in London soll jetzt auch eine Medaille her. Dafür trainiert Hoff hart. Zwei bis dreimal pro Tag ist er auf dem Wasser, dazu kommen Kraft- und Lauftrainingseinheiten, im Winter auch mal Schwimmen, Fußball oder Skilanglauf als Ausgleich. Im Wintertrainingslager ging es in warme Gewässer: Zwölf Monate Florida mit durchaus spektakulären Begegnungen. "Da sind ein paar Delfine um einen drum herum geschwommen. Aber auch Krokodile. Aber die haben nichts getan."

Max Hoff paddelt die 1000 Meter-Strecke in Peking. (Foto: AP Photo/Robert F Bukaty)
Kanute Max Hoff auf seiner Paradestrecke über 1000 MeterBild: AP

Immer locker in der Hüfte

Im Kanusport gibt es Kajaks und Kanadier. "Die Kajaks sind diejenigen Boote, worin man sitzt – wie die Eskimos früher – und ein Paddel hat. Das heißt, man paddelt abwechselnd rechts und links im Sitzen. Und dann gibt es noch die Kanadier, das ist das, was Winnetou gemacht hat", erklärt Hoff. "Das sind die Boote, wo man nur ein Stechpaddel auf einer Seite hat. Das heißt, man fährt nur auf einer Seite und kniet eigentlich im Boot." Max Hoff sitzt im Kajak. Ein kippeliges Gefährt, ganz schön dünn und sehr lang. Hoff ist davon überzeugt, dass jeder, der noch nie in einem Boot gesessen hat, sofort ins Wasser fällt. "Man muss ganz locker in der Hüfte bleiben. Das ist eigentlich der größte Fehler, den alle machen, dass sie in der Hüfte verkrampfen und meinen, krampfhaft das Boot gerade halten zu müssen."

Für seine deutschen Kollegen, die von der Sporthilfe geförderten Spitzensportler, ist Max Hoff genau der, der es drauf hat – sie wählten ihn zum Champion des Jahres 2011. Und das mit gutem Grund, erklärt Lena Schöneborn, Olympiasiegerin im Modernen Fünfkampf: "Gerade bei ihm war es ja schon ein Riesenschritt vom Wildwasser zur Regatta-Strecke. Das ist schon was anderes. Ich denke, da wird er hart arbeiten, dass sich das dann auch gelohnt hat."

Reich wird Max Hoff von seinem Sport übrigens nicht, für den Gesamtweltcupsieg gibt es gerade einmal 4.000 Euro. Es habe keiner ausgesorgt, sagt er. "Aber wir machen das alle, weil wir damit glücklich sind und das machen wollen. Es gibt schon die Möglichkeit, dass man gut über die Runden kommt und nebenbei arbeiten gehen muss." Für die Karriere nach der Karriere hat Hoff vorgesorgt: Das Biologie-Diplom hat er schon in der Tasche, Betriebswirtschaftslehre ist noch nicht abgeschlossen. Denn erstmal steht der Sport im Vordergrund, volle Konzentration auf London 2012.