1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Oman: Prachtvolle Vergangenheit, begeisterter Aufbruch

Constantin Schreiber3. März 2005

Bundeskanzler Schröder ist auf der vorletzten Station seiner Arabienreise im Oman. Das Sultanat hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt: Von abgeschotteter Rückständigkeit zur Liberalität.

https://p.dw.com/p/6IPC
Der Oman: Auch ein Touristen-Ziel
Donald Rumsfeld besucht Sultan Qaboos vom Oman
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Omans Herrscher Sultan QaboosBild: AP

Das sechste Ziel von Bundeskanzler Schröder auf der Arabischen Halbinsel ist das Sultanat Oman. Es ist ein Land, das auf eine lange und bedeutende Geschichte zurückblicken kann. Der Oman war jahrhundertelang eine der führenden Seefahrernationen der Welt. Sindbad, der Seefahrer aus Tausendundeine Nacht, stammte der Erzählung nach aus dem Sultanat. Omaner beherrschten bis zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts den Handel mit Ostafrika, sie errichteten auf der Insel Sansibar eine blühende arabische Exklave, später übernommen von deutschen Kolonisatoren. Mit ihren äußerst seetüchtigen Schiffen, den Dhaus, segelten sie nach Madagaskar und errichteten neue Städte auf den von ihnen Komoren genannten "Inseln des Mondes". Das Sultanat Oman hat eine prachtvolle Vergangenheit.

Leben in bitterster Armut

Alltag in Libyen libysche Wüste
Ein Großteil des Oman ist unbewohnbare SandwüsteBild: AP

Lange Zeit schien es, als würde der Oman das Schicksal des Nachbarlandes Jemen teilen, als sei auch Oman von dem Ölreichtum der Golfstaaten ausgenommen. Das historische Land hatte wie der Jemen nicht die Mittel, das Land mit seinen gewaltigen Entfernungen zu erschließen. 10 Kilometer asphaltierte Straße existierten 1970, es gab keine Krankenhäuser und Schulen nach westlichem Standard.

Der damals regierende Sultan hatte den Oman bewusst von der Außenwelt abgeschottet. Keine westlichen Einflüsse sollten hierher gelangen, keine Ausländer durften das Land betreten. Die Menschen im Oman zahlten für die traditionelle Verbohrtheit ihres Herrschers mit bitterster Armut.

Schicksalsjahr 1970

1970 wurde zum Schicksalsjahr des Oman. Der einzige Sohn des unbeliebten Sultans stürzte seinen Vater und rief zur Modernisierung des Landes auf. Die Menschen folgten dem Aufruf von Sultan Qaboos mit Begeisterung. Eine Welle der Neuerungen erfasste den Oman. Ölfirmen entdeckten auch im Staatsgebiet des Oman in der Wüste Ölvorkommen. Nach der Machtübernahme von Sultan Qaboos war es eine Zeit des Aufschwungs.

Krankenversorgung, Infrastruktur und neuer Wohnraum: Die Bürger Omans haben von der Öffnung ihres Landes profitiert. In der Begeisterung für einen Aufbruch des Oman sind aber auch viele Relikte der Geschichte zerstört worden. Die Altstadt von Maskat wurde geschliffen, um Platz zu schaffen für Autobahnen, neue öffentliche Gebäude und einen neuen Sultanspalast.

Trotzdem sind die Omaner stolz auf ihr Land. Es ist eines der offensten und liberalsten auf der gesamten arabischen Halbinsel. Der Oman hat in den vergangenen 30 Jahren einen weiten Weg zurückgelegt.

Lesen sie weiter: Die letzte Stationen der Kanzler-Reise: Abu Dhabi und Dubai – die Metropolen am Golf

Abu Dhabi bei Nacht
Abu Dhabi: die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate bei NachtBild: AP

Letzte Station: Abu Dhabi, die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. 1971 schlossen sich sieben Länder am Golf zu einer Föderation zusammen, das größte von ihnen: Abu Dhabi, außerdem Dubai, Sharja, Ras al-Kaimah, al-Fujairah, Umm al-Qaywan und Ujman. Sieben ungleiche Emirate, deren Föderation zu einem der populärsten und begehrtesten Ziele ausländischer Investoren im Nahen Osten geworden ist.

Der Reichtum ist ungleich verteilt

Dubai: Künstliche Inselgruppe - The Palm Jumairah
Gigantisches Bauprojekt "The Palm": Künstliche Insel im Persischen GolfBild: dpa

Dabei sind es vor allem die beiden größten Emirate Dubai und Abu Dhabi, die im Westen bekannt sind, und die den Motor des aufstrebenden Landes darstellen. Die kleineren Emirate, die nur über geringe Ölreserven verfügen, sind nicht in gleicher Weise an dem Reichtum der Emirate beteiligt.

Las Vegas in der Wüste

Dubai: Das Burj Al-Arab-Hotel mit Sand
Luxushotel "Burj al-Arab"Bild: dpa

Vor allem Dubai macht Schlagzeilen – mit immer fantastischeren Hotel-Projekten: künstlich aufgeschüttete Inseln im Großformat, segelförmige Luxusressorts und noble Wüstendomizile. Wer nach Dubai kommt, fliegt in ein Las Vegas der Wüste, das nur noch entfernt an ein arabisches Land erinnert.

Abu Dhabi will aufholen

Internet Café in Dubai
Internet-Cafe in DubaiBild: AP

Abu Dhabi hatte hingegen lange Zeit im Schatten Dubais gestanden. Scheich Zayed, der Herrscher von Abu Dhabi und Staatsoberhaupt der Vereinigten Arabischen Emirate, blickte auf die Verschwendungssucht des Nachbaremirats herab. Doch vor wenigen Jahren änderte der alternde Scheich seine Ansichten. Dubai wurde weltweit zum Begriff, zu einem Synonym für Luxus, ausländische Unternehmen gaben sich in Dubai die Klinke in die Hand. Scheich Zayed erkannte, das Konzept Dubais, mit dem es vom Ölsektor unabhängig werden wollte, schien aufzugehen. Auch in Abu Dhabi sollten von nun an pompöse Hotelbauten entstehen und die Stadt international bekannter machen.

Chancen am Golf

Ein Kanzler in der Wüste
Bundeskanzler Gerhard Schröder in der Wüste: Brücken schlagen zur arabischen WeltBild: AP

Trotz aller Konflikte und Spannungen auf der Arabischen Halbinsel, die Region am Golf war in den vergangenen Jahren eine der dynamischten Wachstumsregionen der Welt. Die Gesellschaften der Golfstaaten wurden in nur wenigen Jahrzehnten aus dem Mittelalter in die Moderne katapultiert, und sie haben die Herausforderungen zum Teil, wie im Oman, sehr gut gemeistert. Wenn das Interesse des Westens über wirtschaftliche Beziehungen hinausgeht und ein politischer und kultureller Austausch stattfindet, könnte Arabien den Wandel zu einer stabilen Wohlstandsregion schaffen. Auch das sollte Bundeskanzler Schröder beachten, wenn er diese sieben Länder bereist.