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Herber Rückschlag für Opel Bochum

Klaus Deuse10. Dezember 2012

In den Plänen der Konzernmutter General Motors hatte das traditionsreiche Bochumer Werk mit 4.000 Mitarbeitern schon seit längerem keine Chance mehr. Der Bundeswirtschaftsminister kritisiert die Zermürbungstaktik.

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Frontpartie eines "in die Jahre gekommener" Opel auf einem Parkplatz (Foto: dapd)
Bild: dapd

Ab 2016 rollen im Opel-Werk Bochum keine Autos mehr vom Band. Bei einer Betriebsversammlung am Montag (10.12.2012) verkündete Opel-Interimschef Thomas Sedran in einer knappen Erklärung das Aus für das Werk. Erhalten will der Autobauer über 2016 hinaus aber das Warenverteilzentrum und eine Komponentenfertigung am Standort Bochum. Wie viel der derzeit noch knapp 4.000 Stellen gestrichen werden, darüber machte Sedran keine Angaben.

Bestürzt und verbittert nahmen die Mitarbeiter die Entscheidung zur Kenntnis. Um ihren Beitrag zum Erhalt des Werkes zu leisten, hatte die Belegschaft in den vergangenen Jahren schließlich auf Tariferhöhungen und das Weihnachtsgeld verzichtet. Das Aus für die Fahrzeugproduktion ab 2016 kam allerdings nicht völlig überraschend. So berichtete der nationale US-Radiosender NPR schon vor Wochen, dass die Manager des Mutterkonzerns General Motors (GM) in Detroit den Stilllegungsbeschluss für das Bochumer Werk längst getroffen hätten. In der "New York Times" stand außerdem zu lesen, dass nach Ansicht der GM-Manager die Produktionsanlage in Bochum veraltet sei. Zudem sei das Durchschnittsalter der Belegschaft überdurchschnittlich hoch und damit zu teuer. Allein in diesem Jahr rechnet General Motors in Europa mit einem Verlust von 1,8 Milliarden US-Dollar.

Opel Jubiläum 125: Historische Aufnahme aus dem Opel-Werk in Bochum. (Foto: GM Company)
Vor 50 Jahren wurde das Opel-Werk in Bochum eröffnet. Gebaut wurde damals der Verkaufshit KadettBild: GM Company

Belegschaft büsst für Managementfehler

Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) bezeichnet in einer offiziellen Stellungnahme die Entscheidung als "herben Verlust für die Stadt und die Region". Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) kritisierte unverhohlen die Zermürbungstaktik des GM-Managements im Fall Bochum. Außerdem, so Brüderle, habe General Motors der deutschen Opel-Tochter den Zugang zu expandieren Märkten etwa in Asien versperrt. Für die zuständige Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet handelt es sich um eine absurde Entscheidung, die ein vernünftiges Management nur revidieren könne. Immerhin werde in Bochum mit dem Familien-Van "Zafira" eines der erfolgreichsten Modelle aus der Opel-Palette gebaut.

Mit dem Ende der Autoproduktion bei Opel muss die Ruhrgebietsstadt Bochum innerhalb weniger Jahre einen weiteren schweren Rückschlag auf dem Arbeitsmarkt hinnehmen. Bereits 2008 hatte der finnische Handy-Hersteller Nokia seine Produktionsstätte dicht gemacht und nach Rumänien verlagert. Dadurch gingen 2300 Arbeitsplätze verloren, für die bis heute nicht annähernd Ersatz geschaffen werden konnte.

Aus für Opel in Bochum 2016

Bitter auch für Zulieferbetriebe

Das Aus für das Bochumer Opel-Werk trifft neben der Stammbelegschaft auch zahlreiche Zulieferunternehmen. Dazu gehört auch "Johnson Control". Das Unternehmen fertigt unter anderem Sitze speziell für Opel-Fahrzeuge. Arbeitsmarktexperten schätzen, dass im Umfeld des Werkes rund 3000 weitere Arbeitsplätze betroffen sein könnten. Rainer Einenkel, Betriebsratschef des Bochumer Opel-Werkes, gibt sich dennoch weiter kämpferisch. Vor Journalisten erklärte er: "Wir sind klug genug, uns nicht provozieren zu lassen. Wir diskutieren jetzt darüber, welche weiteren Maßnahmen erforderlich sind, um den Bochumer Standort zu erhalten."

Im Bochumer Werk, bekräftigt Einenkel, könne durchaus auch nach 2017 das Zafira-Nachfolgemodell gebaut werden. Ebenso wie der neue Opel-Kleinwagen "Mocca". Die Belegschaft allerdings hat nach Jahren des Hinhaltens den Glauben an eine Fortsetzung der Autoproduktion offenbar verloren.

Stimmung auf dem Nullpunkt

Im Prinzip geht es in den anstehenden Gesprächen nur noch darum, wenigstens einen Teil der Arbeitsplätze zu erhalten. Laut Interimschef Sedran steht dabei das Warenverteilzentrum im Vordergrund, in dem zur Zeit 430 Mitarbeiter beschäftigt sind. Möglich, so Sedran, sei eine Aufstockung dieser Arbeitplätze. In Betracht komme außerdem der Aufbau einer Komponentenfertigung für Getriebe und Motoren. Das könnte nach Einschätzung von Betriebsrat Einenkel einige Hundert Arbeitsplätze bedeuten.

Betriebsbedingte Kündigungen will die Adam Opel AG nach Informationen aus dem Management weitgehend vermeiden. So denkt man daran, Bochumer Mitarbeitern Stellen in anderen deutschen Werken anzubieten. Doch ob viele Bochumer Opelaner nach Rüsselsheim oder Eisenach wechseln, darf bezweifelt werden. Schon im Zuge des bisherigen Personalabbaus haben nur ganz wenige Mitarbeiter dieses Angebot angenommen. Am kommenden Samstag steht in Bochum übrigens die Feier zum 50-jährigen Bestehens des Opel-Werks auf dem Programm. Zwei Wochen vor Weihnachten ist die Stimmung allerdings auf den Nullpunkt gesunken.