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Osakas große Geste rührt Tennis-Welt

Calle Kops dpa, sid
1. September 2019

Es ging sehr emotional zu bei den US Open. Beim Sieg über Publikumsliebling Cori Gauff zeigt Naomi Osaka mit einer besonderen Aktion Größe und verzückt alle Beobachter.

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(SP)U.S.-NEW YORK-TENNIS-US OPEN-WOMEN'S SINGLES (picture alliance / Photoshot)
Innige Umarmung: Naomi Osaka (r.) und Cori GauffBild: picture-alliance/Photoshot/Liu Jie

Der eine Moment, der von den diesjährigen US Open in Erinnerung bleiben wird, ist zwei jungen Frauen zu verdanken - das steht schon zur Halbzeit der millionenschweren Veranstaltung in New York fest. Und diesmal war es kein Eklat wie vor einem Jahr, als ebenfalls Naomi Osaka beteiligt war. Serena Williams war damals im Finale dreimal verwarnt worden, hatte einen Spielabzug erhalten und Schiedsrichter Carlos Ramos als Dieb bezeichnet. Osaka siegte, doch ihr Triumph wurde überschattet von Williams' Ausrastern, für die sie sich später entschuldigte.

Ein Jahr später hatte das Duell zwischen Osaka und der 15 Jahre alten US-Amerikanerin Coco Gauff schon im Vorfeld die für ihre Sportbegeisterung bekannten Amerikaner elektrisiert. Doch am Ende stand die zum Wunderkind gehypte aufgelöst auf dem Platz, erschlagen vom Druck der Erwartungen und geschlagen vom Druck ihrer Gegnerin. Eine Vielzahl der rund 24.000 Zuschauer in der größten Tennis-Arena der Welt und Millionen vor den TV-Bildschirmen wollten ihre "Coco" in der dritten Runde der US Open gegen die Titelverteidigerin siegen sehen. Doch Gauff war chancenlos. Und als das 3:6, 0:6 nach nur 65 Minuten Gewissheit war und alle Anspannung der Enttäuschung wich, kullerten bei ihr Tränen übers Gesicht.

Feingefühl bewiesen

Osaka registrierte das genau und zeigte Feingefühl. Statt als Siegerin in dem ihr vorbehaltenen Court-Interview über die Effizienz des Aufschlags, die Präzision der Rückhand oder die Besonderheit der Fans zu plaudern, überließ die 21-Jährige das Rampenlicht Gauff. Diese sträubte sich zunächst. "Ich will nicht, weil ich weinen werde", sagte die Unterlegene, der nicht nur in den USA eine große Zukunft vorausgesagt wird. "Doch, es ist besser, als alleine unter der Dusche zu weinen", entgegnete Osaka. Schließlich schritt Gauff dann aber doch unter dem tosenden Jubel der Fans auf dem Center Court zum Mikrofon.

"Ich habe hier so viel gelernt, sie war so süß zu mir. Ich danke ihr so sehr", sagte die Teenagerin mit tränenerstickter Stimme über ihre Gegnerin. Gerührt stand die Japanerin daneben, auch ihr schossen die Tränen in die Augen, ehe sie das Wort ergriff und an Gauffs Eltern in der Box richtete. "Ihr habt eine großartige Spielerin großgezogen", rief Osaka und wandte sich dann an Gauff: "Du bist wunderbar, Coco."

Kreis geschlossen

Für Osaka schloss sich an diesem Abend ein Kreis. Williams' wüste Attacken im Endspiel vor einem Jahr hatten ihren größten Sieg zur Nebensächlichkeit degradiert. Nun, so sagte Gauff, habe Osaka "bewiesen, dass sie eine wahre Athletin ist." Damit beschreibe sie "jemanden, der dich auf dem Court wie den schlimmsten Feind und neben dem Court wie den besten Freund behandelt", sagte Gauff: "Und genau das hat sie heute Nacht getan." Osaka erklärte, sie habe rein "instinktiv" gehandelt. "Als ich ihre Hand geschüttelt habe, sah ich, dass ihr die Tränen kamen", sagte die Weltranglistenerste: "Das hat mich daran erinnert, wie jung sie eigentlich ist."

Die beiden Spielerinnen verbindet vieles. Lange trainierten sie in der gleichen Akademie in Florida, ihre Väter sind befreundet. Und Gauff schaut zu Osaka auf, heute noch mehr als früher. "Sie ist die Nummer eins der Welt", sagte die US-Amerikanerin, "ich weiß also, was ich noch tun muss, um auf dieses Level zu kommen."

ck/og (dpa, sid)