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Oscar schlägt alle

8. März 2010

Wer den Oscar bekommt, ist ein gemachter Mann. Oder eine Frau. Alle wollen das goldene Dingelchen haben. Er gilt eben als wichtigster Filmpreis der Welt. Dabei ist er nur eine Auszeichnung für amerikanische Filme.

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Eine verpackte Oscar-Statue (Foto: AP)
Bild: AP

Bei den Oscars triumphierte die US-Regisseurin Kathryn Bigelow. Millionen Menschen sahen vor den Fernsehschirmen in aller Welt zu, als Bigelows Film "The Hurt Locker" sechs Oscars erhielt, darunter auch den wichtigsten in der Kategorie "Bester Film"... so in etwa beginnen die meisten Berichte über die diesjährige Oscarverleihung. Man könnte aber auch so beginnen: Nach den spanischen, den französischen und ein paar Wochen vor den deutschen wurden in Los Angeles die amerikanischen Filmpreise verliehen.

Amerikanische Filmmacht

Die Oscars sind nichts anderes als Auszeichnungen für die - nach Meinung der amerikanischen Oscarakademie - besten amerikanischen Filme des Jahres. Warum aber erschlägt gerade dieser Preis mit seiner Dominanz sämtliche andere Auszeichnungen im Kino auf der ganzen Welt? Warum spricht jeder vom Oscar, aber nicht zum Beispiel von den europäischen Filmpreisen, die doch immerhin einen ganzen Kontinent mit über zwei Dutzend Ländern abbilden? Und warum sind "Goyas", "Césars" oder auch der deutsche Filmpreis nur etwas für Spezialisten, für Kinointeressierte, der Oscar hingegen etwas für alle?

Gigantische Werbeveranstaltung

Das hat mehrere Gründe. Der erste liegt klar auf der Hand. Der Oscar vertritt Hollywood, die mächtigste Filmmetropole der Welt, die kommerziell wichtigste Produktionsstätte in Sachen Kino. Wer einen Oscar erhält, darf sich auf gute Angebote in der Zukunft freuen, die ausgezeichneten Filme spielen noch einmal ein paar Millionen an den Kinokassen ein. Deswegen ist der Preis für die Kinoindustrie in Amerika so immens wichtig - er bringt bares Geld. Die Oscarverleihung ist vor allem so bekannt, weil sie die wohl am besten vermarktete Veranstaltung weltweit ist. Die Fernsehausstrahlung der Zeremonie ist ein millionenschweres Geschäft, die Quoten gigantisch, die Werbeerlöse exorbitant. Ob in Indien, Australien oder Brasilien - den Oscar kennt jeder.

Dominant – bekannt –Oscar

Im Grunde genommen unterscheidet sich der Oscar in seiner Art aber nicht von den alljährlichen Auszeichnungen für die besten Filme etwa in Spanien, Frankreich oder Deutschland - sieht man einmal davon ab, dass er auch britische, australische oder neuseeländische Filme mit einbezieht, eben alles, was in der Sprache Englisch gedreht wurde. Ansonsten: alles gleich, identische Kategorien, inklusive der Auszeichnung für einen Film in der nicht im eigenen Land gesprochenen Sprache! Fazit: Keine andere Nation kann es mit der kommerziellen Vermarktungsmaschinerie der US-Filmindustrie aufnehmen. Und die dominiert alles und jeden.

Kommerz ohne Scherz

Der größte Coup ist den Oscarmachern in den vergangenen Jahrzehnten aber mit etwas anderem gelungen. Man hat es geschafft, den Oscars einen Schein der "Allgemeingültigkeit" zu verleihen. Dadurch, dass die Kategorie "Bester nichtenglischsprachiger Film" in aller Welt beachtet wird, dass immer mal wieder Regisseure aus anderen Ländern einen "Ehren-Oscar" bekommen, und dass auch hin und wieder Darsteller den Schauspieler-Oscar erhalten, die in nichtenglischsprachigen Filmen mitspielen, hat sich weltweit die Ansicht durchgesetzt, hier werde ein künstlerisch relevanter und überregionaler Preis vergeben. Dem ist aber nicht so. Es ist "nur" der wichtigste kommerzielle Filmpreis amerikanischer Prägung.

Autor: Jochen Kürten

Redaktion: Marlis Schaum