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Ostseeküste – Seemannsgarn und Eigensinn

Frederike Müller3. September 2012

Hansestädte, Strände, Inseln, Leuchttürme, romantische Steilküste – die deutsche Ostseeküste hat so viel, dass eigentlich nichts dazu erfunden werden müsste. Eigentlich.

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Insel Hiddensee, Leuchtturm (Fotot: DW)
Leuchtturm auf der Insel HiddenseeBild: DW / Nelioubin

Die Rostocker fühlen sich bis heute als Besitzer der Mecklenburg-Vorpommerschen Ostseeküste. Macht nichts, sagen die Stralsunder, denn sie selbst verstehen sich schon lange als Schweden. So eigensinnig und fremd sich Mecklenburger und Vorpommeraner sind, eins eint sie doch: Mecklenburg-Vorpommern hat als einziges deutsches Bundesland die Verfassung im Dialekt Plattdeutsch ausgegeben.

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Und das, obwohl die Stralsunder im Jahr der Wiedervereinigung 1990 eigentlich lieber schwedisches statt bundesdeutsches Gebiet werden wollten! So zumindest erzählen es die Einheimischen. Doch wie schwedisch sind die Stralsunder wirklich? Oder ist das alles nur Seemannsgarn? Ihren berühmten Hering haben sie jedenfalls nicht nach einem Schweden benannt, sondern nach einem Preußen: dem Fürsten Bismarck. Verkauft wird der Bismarck-Hering bei Rasmussen inmitten der Altstadt. Zunftzeichen wie Fisch oder Brezel hängen überall an den kleinen Geschäften. 2002 hat das Altstadt-Ensemble aus Häusern, Klöstern, Kirchen und dem Rathaus im Stil der Backsteingotik der quirligen Hansestadt Stralsund gar den Titel des UNESCO-Weltkulturerbes eingebracht.

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Abseits von Hansestädten und Bäderorten wie Heiligendamm, dem ältesten deutschen Seebad, ist die Küste nur dünn besiedelt. Mehr Strandsand als Menschen bieten etwa die Kaiserbäder der Halbinsel Usedom. Vielfältiger gestaltet sich die Kulturlandschaft auf Deutschlands größter Insel Rügen. Buchenwälder, Bodden und Bäderarchitektur laden zu ausgedehnten Radtouren und Spaziergängen ein. Weltberühmt sind die Kreidefelsen, die schon der romantische Maler Caspar David Friedrich in Öl verewigte.

Wo Mecklenburgische und Vorpommersche Ostseeküste auf einander treffen? Auf der Halbinsel Fischland-Darß. Hier sollen in Dezembernächten professionelle Bernsteinsucher am Strand unterwegs sein, die das Territorium fest unter sich aufgeteilt haben. Ob Seemannsgarn oder nicht, sich dazu gesellen sollte man wohl besser nicht.

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Einer, der kein Seemannsgarn sponn, sondern den Deutschen in seiner Literatur den Spiegel vorhielt, war Walter Kempowski. In der Hansestadt Rostock ist sein Nachlass seit 2002 in einem sehr persönlichen Literaturmuseum und Archiv zugänglich. Kempowskis Schriften wie "Das Echolot" zählen heute zu den wichtigsten Werken moderner deutscher Literatur. Und bei einem sind sich Mecklenburger und Vorpommeraner ohnehin einig: beim legendären Klaus Störtebecker, eine Art Robin Hood der Ostsee. Er ist der Pirat der Herzen. Seine Abenteuern werden entlang der Küste gern erzählt, es gibt Festivals, Bücher und wohl fast in jedem Restaurant einen nach ihm benannten Fischteller - und das ist wirklich kein Seemannsgarn.