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Ostwind. Chinas Küstenregionen entdecken die Windenergie

5. Mai 2008

"Normalerweise reicht der Wind bei uns an der Küste aus, um Licht zu machen und den Kühlschrank und andere Haushaltsgeräte zu betreiben. Wir haben schon eine Menge Geld gespart in diesen drei Jahren."

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Schiffe im Hafen von Tianjin
Schiffe im Hafen von TianjinBild: DW

Ähnlich wie Bai Fengpen und Wang Lianjun auf ihrem Boot im Hafen von Tianjin gewinnen immer mehr Chinesen ihren eigenen Strom mit kleinen Windrädern. Seit die Spritpreise in China steigen, kann sich die Investition von ein paar hundert Euro lohnen. Vor allem für alle die, die nicht an das Stromnetz angeschlossen sind. Und das sind hundertausende Chinese, die in entlegenen Dörfern leben oder in provisorischen Gebäuden und Lagerhäusern arbeiten.

Dunkle Wolken aus Kohlenstaub

Kohlehafen von Tianjin
Kohlehafen von TianjinBild: DW

Während wir die neuen Windräder im Hafen betrachten, treibt uns der Küstenwind feinen Kohlenstaub in die Augen. „Im großen Ganzen ist die Luft nicht besonders gut.“ stellt Chen Guanyi fest, Professor am Institut für Ökologie der Universität Tianjin. Der Staub in der Luft stammt zum größten Teil aus den Kohlekraftwerken. Und die verfeuern rund um die Uhr Kohle, um den rasant wachsenden Energiehunger zu stillen. Kohle ist nach wie vor Chinas wichtigster Energielieferant - zu Lasten der Umwelt und des Klimas. Kein Wunder also, dass China die Rangliste der größten Kohlendioxid-Produzenten weltweit nach den USA anführt.

Wasser und Wind statt Kohle?

Jahrhundertstaudamm eingeweiht
Dreischluchten-Talsperre am JangtseBild: AP

Doch inzwischen sieht sich China nach anderen, erneuerbaren Energiequellen um. Wasserkraft nutzt das Land bereits in gigantischem Ausmaß am Jangtse in Zentralchina durch die Drei-Schluchten-Talsperre. In zahllosen kleineren Anlagen wird auch Biomasse zur Stromgewinnung genutzt - zum Beispiel Methangas aus Getreideabfällen oder bei der Müllverbrennung. Vereinzelte Wohnanlagen nutzen Erdwärme. Das größte Entwicklungspotenzial aller erneuerbarer Energien sehen Experten jedoch in der Windkraft.

Windige Verhältnisse in China

28.03.2006 mig windkraft
Bild: DW-TV

Die Kraft des Windes nutzen die Chinesen schon seit über 30 Jahren in Windparks. Doch weht der Wind nicht immer so, wie es China lieb wäre: im dünnbesiedelten Westen weht der Wind am stärksten. Benötigt wird die Energie jedoch vor allem im industrialisierten Osten, wo der Wind merklich schwächer weht. Zwar schwächer, aber immer noch stark genug für ihre ehrgeizigen energiepolitischen Pläne, entschied die Regierung und fördert seit 2003 massiv den Ausbau der Windenergienutzung an der Ostküste. Die Zahl der installierten Windräder hat sich seither verdoppelt.

Windkraft - unsichere Macht der Zukunft

Ein wahrer Windkraft-Boom hat China erfasst - an den Unis spezialisieren sich angehende Ingenieure auf Windturbinen, chinesische Firmen bauen unter ausländischer Lizenz Turbinen, die größten ausländischen Windrad-Hersteller haben Werke in China aufgemacht. Andreas Dubois von der GTZ hofft, dass der Aufbruchstimmung keine Ernüchterung folgt: „Es gibt bereits einige Fälle, wo Windparks ihren Strom nur zur Hälfte einspeisen können, weil man an bestimmte Sachen nicht gedacht hat, wie zum Beispiel Ausbau der Netze.“ Auch komme es oft zu Ausfällen, weil qualifiziertes Personal für die Wartung fehle.

Wie effektiv Chinas Windparks langfristig an der Küste arbeiten, beobachten Experten in der ganzen Welt gebannt. Denn Chinas Energiepolitik ist nicht nur eine Frage der wirtschaftlichen Interessen.Wird hier auch über die Zukunft unseres Klimas weltweit entschieden?


Autoren: Ren Yanchao und Mathias Bölinger
Redaktion: Peter Koppen