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Drahtzieher verhaftet

9. Dezember 2008

Nach der Festnahme mutmaßlicher Drahtzieher der Anschlagsserie von Bombay hat Pakistan einer möglichen Auslieferung an Indien eine Absage erteilt. Die Regierungen beider Länder schließen Angriffe aufeinander nicht aus.

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Taj Mahal Hotel in Bombay mit Polizisten davo. dpa - Report+++ pixel
Bei den Angriffen auf das Taj-Mahal-Hotel und andere Orte in Bombay starben 171 MenschenBild: picture-alliance/dpa

Die pakistanische Regierung bestätigte am Dienstag (09.12.2008) die Festnahme eines Verdächtigen der Terrorserie von Bombay vor zehn Tagen. Zudem seien weitere islamistische Terrorverdächtige gefasst worden, sagte Verteidigungsminister Choudhry Mukhtar Ahmed dem indischen Nachrichtensender CNN-IBN. Sicherheitskräfte hätten Zaki-ur-Rehman Lakhwi und Masood Azhar "aufgegriffen".

Islamisten festgenommen

(AP Photo/Roshan Mughal)
Zaki-ur-Rehman Lakhwi (Archiv-Foto)Bild: AP

Indien hält Lakhwi, der nach Angaben aus pakistanischen Sicherheitskreisen der Chef der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba (LeT) ist, für einen der Drahtzieher der Angriffe von Bombay mit mehr als 170 Toten. Azhar ist Chef der Terrorgruppe Jaish-e-Mohammad (JeM). Die radikalislamischen Rebellen kämpfen gegen die indische Herrschaft in Kaschmir, der zwischen Pakistan und Indien umstrittenen Grenzregion, um die beide Atommächte bereits drei Kriege führten.

Lashkar-e-Taiba ("Armee der Frommen"), der Verbindungen zum pakistanischen Geheimdienst nachgesagt werden, ist seit 2002 sowohl in Indien als auch in Pakistan verboten. Der Nordwesten Pakistans gilt aber als Rückzugsgebiet islamistischer Aufständischer, denen Beziehungen zu den afghanischen Taliban sowie dem Terrornetzwerk El Kaida nachgesagt werden.

Indiens Regierung plant Angriffe auf Pakistans Territorium

Indien hatte Pakistan eine Liste mit Verdächtigen ausgehändigt, deren Auslieferung es fordert. Andernfalls drohte Neu Delhi mit Vergeltungsmaßnahmen. Nach indischen Medienberichten plant die Regierung eigene Schläge gegen Trainingslager von islamistischen Kämpfern in Pakistan, sollten die Nachbarn nicht selbst tätig werden.

Die pakistanische Regierung schloss eine Auslieferung Lakhwis, Azhars und anderer Verdächtiger aus. "Die Festnahmen waren für unsere eigenen Ermittlungen", sagte Außenminister Shah Mahmood Qureshi. Selbst wenn Vorwürfe gegen einen Verdächtigen bewiesen würden, würde er nicht an Indien übergeben werden. "Wir werden gegen die Festgenommenen nach pakistanischen Gesetzen vorgehen."

"Wir wollen keinen Krieg"

dpa
Masood Azhar (Archiv-Foto)Bild: picture-alliance / dpa

Azhar wird anders als Lakhwi nicht direkt für die Terrorangriffe von Bombay verantwortlich gemacht, aber für zahlreiche andere Anschläge in Indien. Nach Überzeugung indischer Sicherheitskräfte war JeM neben LeT für den Angriff auf das Parlament in Neu Delhi Ende 2001 verantwortlich, in dessen Folge es beinahe zu einem Krieg zwischen den Atommächten Indien und Pakistan gekommen war.

Die Regierung in Islamabad warnte die benachbarte Atommacht Indien am Dienstag im Fall einer Grenzüberschreitung vor einem neuen Krieg. "Wir wollen keinen Krieg, aber wenn Krieg gegen uns geführt wird, sind wir vollständig darauf vorbereitet", sagte Außenminister Shah Mahmood Qureshi. "Unser Wunsch nach Frieden sollte nicht als Schwäche verstanden werden."

Wiederaufbau in Bombay

In Bombay stehen die Zeichen derweil auf Wiederaufbau. Das jüdische Gemeindezentrum Chabad und das Luxushotel Taj Mahal sollen baldmöglichst wieder eröffnet werden. Beide gehörten zu den Zielen der Angriffe vom 26. bis 29. November mit 171 Toten und mehr als 200 Verletzten. "Wir bleiben im gleichen Gemeindezentrum und werden es sogar noch schöner aufbauen, als es vorher war", sagte Rabbiner Dov Goldberg am Dienstag.

Die Eigentümer des Taj-Mahal-Hotels erklärten, die Einrichtung solle renoviert und baldmöglichst mit einem konfessionsübergreifenden Gottesdienst wieder eröffnet werden. Das 105 Jahre alte Hotel wurde von den Terroristen schwer beschädigt; bei den Gefechten wurden Wände zerlöchert, einige Gebäudeteile gerieten in Brand. Wie viel Zeit die Instandsetzung beanspruchen wird, war zunächst nicht absehbar. Doch nach Abschluss der Arbeiten werde das Hotel zur Ehre der Opfer der Terrorangriffe wieder in vollem Glanz erscheinen, erklärte der Chef der Hotelgruppe, Raymond Bickson. (mas)