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Vier weitere Messerattacken in Israel

13. Oktober 2015

Während wieder Israelis bei Angriffen jugendlicher Palästinenser verletzt wurden, stocken die internationalen Vermittlungsbemühungen. Palästinenser sprechen erneut von einer dritten Intifada.

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Polizisten sperren den Bus ab, in dem ein Palästinenser einen Soldaten angriff (Foto: AP)
Polizisten sperren den Zugang zu dem Bus ab, in dem ein Palästinenser einen Soldaten angriffBild: picture-alliance/AP Photo/O. Ziv

Die Serie von Messerattacken in Israel reißt nicht ab. Am Montag griffen Palästinenser an drei Stellen in Jerusalem und in einer Siedlung im Westjordanland jüdische Israelis an. Ein 18-jähriger Palästinenser wurde nach Polizeiangaben am Rande der Altstadt erschossen, nachdem er auf einen Polizisten eingestochen hatte. Nicht weit davon entfernt verletzte eine 17-Jährige einen israelischen Grenzschützer mit einer Klinge. Die Angreiferin wurde ebenfalls verletzt.

Der dritte Anschlag ereignete sich in einem Bus in der israelischen Hauptstadt. Dabei wurde der Angreifer erschossen, der auf einen Soldaten losgegangen war. In der Siedlung Pisgat Seev verletzten zwei Palästinenser mit ihren Messern zwei Israelis. Einer der beiden Attentäter wurde nach Polizeiangaben getötet, der andere schwer verletzt.

Netanjahu kritisiert Palästinenserführer

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte in der Knesset, Israel könne "durch Messerterror nicht besiegt werden". Israel habe schon andere Gefahren überstanden, fügte Netanjahu hinzu. Er warf den Führern unterschiedlicher Palästinenserorganisationen Anstachelung zur Gewalt vor.

Israels Premier Netanjahu bei seiner Rede am 12.10.2015 in der Knesset (Foto: AFP)
Israels Premier Netanjahu zeigte sich angesichts der Messerangriffe kämpferischBild: Getty Images/AFP/G. Tibbon

Der palästinensische Außenminister Riad al-Malki hielt dagegen Netanjahu vor, er wolle eine "dritte Intifada" - einen weiteren Palästinenseraufstand - provozieren. Damit wolle er von den politischen und diplomatischen Problemen ablenken, an denen er "kläglich gescheitert" sei, fügte al-Malki hinzu. Während der ersten und zweiten Intifada hatten sich Palästinenser jeweils mehrere Jahre lang mit Demonstrationen, Straßenschlachten und Anschlägen gegen die israelische Besatzungspolitik aufgelehnt.

Die jüngste Welle der Gewalt begann im September mit Auseinandersetzungen um den Tempelberg in Jerusalem. Die Unruhen breiteten sich schnell auf das Westjordanland und den Gazastreifen aus. Bislang wurden sechs Israelis und mindestens 25 Palästinenser getötet. Hunderte Palästinenser wurden bei Zusammenstößen mit der israelische Armee verletzt. In den vergangenen zwei Wochen setzten Palästinenser immer öfter Messer als Waffen ein. Seit dem 3. Oktober gab es 19 solcher Attacken. Die meist jugendlichen Attentäter gehören offenbar keiner der militanten Organisationen an. Sie wählen ihre Opfer zufällig aus. Das lässt den Sicherheitskräften kaum Möglichkeiten, die Taten zu verhindern.

Nahost-Quartett reist vorerst nicht an

Die internationalen Bemühungen für eine Friedenslösung wurden derweil unterbrochen. Das sogenannte Nahost-Quartett aus USA, EU, Russland und den Vereinten Nationen verschob eine Vermittlungsmission in der Region. Edgar Vasquez, Sprecher der Nahost-Abteilung im US-Außenministerium erklärte, damit sei in der aufgeheizten Atmosphäre einer Bitte der israelischen Regierung entsprochen worden.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini warnte vor einer weiteren Eskalation der Gewalt. Sie habe ihre Besorgnis in Telefonaten mit Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zum Ausdruck gebracht, teilte Mogherini mit. Die Terrorakte müssten gestoppt und "unverhältnismäßige Reaktionen vermieden" werden. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte in Luxemburg, es komme jetzt darauf an, "dass beide Seiten sich bemühen, die Lage zu entschärfen". Er bekräftigte die außenpolitische Linie der Bundesrepublik, wonach es "keine Alternative zur Zweistaatenlösung" gebe.

Bei der Siedlung Bet El im Westjordanland gehen Soldaten am 7.10.2015 gegen palästinensische Demonstranten vor (Foto: Reuters)
Im Westjordanland gehen israelische Soldaten gegen palästinensische Demonstranten vor (Archivbild)Bild: Reuters/M. Torokman

ago/jj (afp, dpa, ape, rtre)