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Politik

Papst Franziskus beschwört Einheit der Christen

21. Juni 2018

Papst Franziskus hat zu einem gemeinsamen Weg aller Christen, egal welcher Kirche, aufgerufen. Anlass war das 70-jährige Bestehen des Weltkirchenrats in Genf.

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Schweiz Papst besucht Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf
Vertreter des Weltkirchenrats begrüßten Papst Franziskus mit einem Bildnis von Jesus ChristusBild: picture-alliance/dpa/A. Wey

"Es war mein Wunsch, als Pilger auf der Suche nach Einheit und Frieden hierherzukommen", sagte er bei seinem Besuch anlässlich des 70-jährigen Bestehens des ökumenischen Dachverbands. Es ist der erste Besuch eines Papstes beim Weltkirchenrat seit mehr als drei Jahrzehnten.

"Unser Weg hat ein klares Ziel: die Einheit."

"Unsere Welt, die durch so viele Spaltungen zerrissen ist, die die Verwundbarsten treffen, fleht um Einheit", sagte Franziskus. Spaltungen unter den Christen führte das Kirchenoberhaupt auf "Eigeninteressen der Gemeinschaften" zurück. Diese seien oftmals eng an ethnische Zugehörigkeiten und an Vorstellungen von konservativem oder fortschrittlichem Denken gebunden.

Angesichts dieser Tendenzen ermahnte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche die Christen in seiner Predigt dazu, zum Herrn zu gehören, bevor man rechts oder links sei. "Zu oft bleiben wir vom Pessimismus niedergedrückt im Aufbruch strecken." Bereits jetzt bestünden viele Gemeinsamkeiten zwischen den Konfessionen, betonte Franziskus unter Hinweis auf Gebete, Evangelisierung und den Dienst an anderen Menschen.

Vorstoß zur ökumenischen Heirat gestoppt

Auch Versuche des ökumenischen Dialogs seien in der Vergangenheit häufig an einer weltlichen Logik gescheitert, die die Interessen der eigenen Gemeinschaft vor den Gehorsam gegenüber den christlichen Geboten gestellt habe. Annäherungsbemühungen der katholischen Bischöfe in Deutschland hatte der Papsts erst vor gut zwei Wochen einen Dämpfer verpasst und ein Papier der Deutschen Bischofskonferenz gestoppt. Sie wollte damit klären, unter welchen Umständen protestantische Ehepartner an der Kommunion in der katholischen Kirche teilnehmen dürfen. Das Dokument sei nicht zur Veröffentlichung bereit, beschied der Papst.

Schweiz Papst besucht Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf (Foto: picture-alliance/dpa/D. Balibouse)
Franziskus: "Unsere Welt, die durch so viele Spaltungen zerrissen ist, die die Verwundbarsten treffen, fleht um Einheit"Bild: picture-alliance/dpa/D. Balibouse

Der Weltkirchenrat vereint in fast 350 Kirchen mehr als 500 Millionen Christen weltweit, darunter Anglikaner, Baptisten, Lutheraner, Methodisten sowie orthodoxe und reformierte Kirchen. Die katholische Kirche mit 1,3 Milliarden Katholiken ist nicht Mitglied. Vor Franziskus empfing der Weltkirchenrat nur zwei Päpste: Paul VI. machte der Ökumene-Zentrale 1969 seine Aufwartung und Johannes Paul II. 1984.

Historischer Meilenstein

Die Mitarbeiter des Rates empfingen den Pontifex mit Jubel. "Dies ist ein Tag, den viele Menschen in aller Welt herbeigesehnt haben und für den sie gebetet haben", sagte ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit bei der Begrüßung des Papstes. "Wir wissen, dass wir für all jene, die in Not sind, mehr tun können, wenn wir zusammenarbeiten." Er hatte den Papstbesuch im Vorfeld als "historischen Meilenstein im Streben nach der Einheit der Christenheit" bezeichnet. Papst Franziskus gilt als Brückenbauer. 2016 feierte er anlässlich des Gedenkens an die Reformation vor 500 Jahren gemeinsam mit Lutheranern einen Gottesdienst in Schweden. Franziskus wollte am frühen Abend noch eine Messe für mehr als 40.000 Katholiken feiern und anschließend nach Rom zurückkehren.

sam/uh (dpa, epd, kna)