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Papst nimmt Mixas Rücktritt an

8. Mai 2010

Der Papst hat das Rücktrittsgesuch des Augsburger Bischofs angenommen - einen Tag, nachdem Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs gegen Mixa laut wurden.

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Walter Mixa (Foto: dpa)
Rücktritt angenommen: Walter Mixa ist nicht länger BischofBild: picture alliance / dpa

Nach wochenlanger Kritik und Gewaltvorwürfen früherer Heimkinder hatte Augsburgs umstrittener Bischof Walter Mixa am 21. April dem Vatikan seinen Rücktritt angeboten. Papst Benedikt XVI. hat Mixas Rücktritt nun angenommen, wie der der Vatikan am Samstag (08.05.2010) in Rom mitteilte.

Benedikt hat diesen Schritt des Augsburger Bischofs akzeptiert und dabei auf einen Paragrafen des kanonischen Rechts verwiesen, der den Ruhestand eines Geistlichen wegen Krankheit oder "anderer schwerwiegender Gründe" vorsieht. Mixa ist damit kein Bischof mehr und auch nicht länger Militärbischof der Bundeswehr.

Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs

Dass es am Ende so schnell ging, dürfte wohl auch mit den neuen Missbrauchs-Vorwürfen zu tun haben. Am Freitag war bekanntgeworden, dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt Vorermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch gegen Mixa eingeleitet hat. Die Missbrauchsvorwürfe beziehen sich auf seine Amtszeit als Eichstätter Bischof (1996 bis 2005). Das mutmaßliche Opfer soll laut Zeitungsberichten ein minderjähriger Junge gewesen sein. Der Augsburger Strafverteidiger Gerhard Decker wies im Namen Mixas umgehend die gegen seinen Mandanten erhobenen Vorwürfe zurück und betonte dessen Bereitschaft zur Kooperation mit der Staatsanwaltschaft.

Papst Benedikt (Foto: dpa)
Schneller als vermutet hat der Papst Mixa von seinen Pflichten entbundenBild: picture alliance / dpa

Die Diözese Augsburg hatte laut Generalvikar Karlheinz Knebel "Hinweise" in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz den zuständigen Stellen weitergeleitet und angezeigt. Damit tat das Bistum genau das, was die bayerischen Bischöfe - mit Mixa - im März bei ihrer diesjährigen Frühjahrsvollversammlung beschlossen hatten: bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen ab sofort "ohne Wenn und Aber" mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten.

Heikle Beratungen im Vatikan

Benedikt hatte am 29. April mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, im Vatikan über den Fall Mixa beraten. Für diese Privataudienz nach Rom wurde Zollitsch von dem Vorsitzenden der Freisinger Bischofskonferenz, Erzbischof Reinhard Marx, und dem Augsburger Weihbischof Anton Losinger begleitet. Diese Begegnung dürfte den Grundstein für die Annahme des Rücktritts-Gesuchs gelegt haben. Damit hat Benedikt vergleichsweise rasch gehandelt – in der Vertuschungsaffäre des irischen Missbrauchsskandals dauerte es teilweise Monate, bis der Papst Rücktrittsgesuche schließlich annahm.

Mixa hatte am 21. April nach drei Wochen anhaltender Debatte um seine Person die Konsequenzen gezogen und sein Rücktrittsgesuch eingereicht. Um sexuellen Missbrauch ging es damals allerdings noch nicht. Mixa wurde wochenlang vorgeworfen, Kinder geschlagen zu haben. Außerdem soll er Geld, das für Waisenkinder vorgesehen war, zweckentfremdet haben – für edlen Wein, Siegelringe und Kunststiche. Mixa hatte die Vorwürfe wochenlang bestritten, dann aber eingeräumt, die eine oder andere "Watsch'n" könne es doch gegeben haben.

Ein Freund provokativer Statements

Mit Mixa tritt ein Bischof von der Bühne, der in den vergangenen Jahren mehrfach durch radikale politische Statements von sich reden machte. Es gab das Wort von den "Gebärmaschinen", zu denen Mütter durch die Familienpolitik der damaligen schwarz-roten Bundesregierung herabgewürdigt würden. Für einen Aufschrei sorgten Äußerungen, mit denen Mixa einen Zusammenhang zwischen der "sogenannten sexuellen Revolution" und dem Missbrauch von Kindern durch katholische Priester herstellte. Er nannte den Holocaust an den Juden und Abtreibungen in Deutschland in einem Atemzug. All das brachte ihm erbitterte Gegner ein.

Autor: Manfred Götzke (dpa, afp, kna)

Redaktion: Oliver Samson